Die geheimnißvolle Insel
Wurzelknollen mit sichtlichem Behagen. Pencroff hatte seine Arme frei gemacht, glaubte aber doch an den Füßen des Affen die Fesseln noch belassen zu sollen, bis jener unzweifelhafte Zeichen von Ergebung in sein Schicksal an den Tag legen würde.
Vor dem Schlafengehen berieth Cyrus Smith mit seinen um den Tisch herum sitzenden Genossen noch, welche Arbeiten jetzt die schnellste Erledigung erheischten.
Vor Allem waren diese für die Erbauung einer Brücke über die Mercy, um den südlichen Theil der Insel in leichtere Communication mit dem Granithause zu setzen, und die Errichtung einer Hürde zur Unterbringung der wilden Schafe und anderer Wolle tragender Thiere, die man noch zu fangen hoffte.
Beide Projecte entsprachen dem immer fühlbarer werdenden Bedürfnisse nach Kleidungsstücken. Die Brücke sollte die Herbeiführung des Ballons ermöglichen, von dem man Leinwand entnehmen wollte, der Viehhof aber die nöthige Wolle zur Winterbekleidung liefern.
Die Einzäunung für jene Thiere gedachte Cyrus Smith nahe den Quellen des Rothen Flusses herzustellen, wo die Wiederkäuer hinlängliche Weide mit frischen Kräutern finden mußten. Der Weg zwischen dem Plateau der Freien Umschau und jenen Quellen war schon zum Theil frei gelegt und für einen etwas geschickter construirten Wagen, als das erste plumpe Gefährt, einigermaßen passirbar, vorzüglich, wenn es gelänge, einige Zugthiere einzufangen.
Wenn es aber recht gut anging, den Viehhof in größerer Entfernung vom Granithause zu etabliren, so lag die Sache anders bezüglich des Hühnerhofes, auf den Nab die Aufmerksamkeit der Ansiedler lenkte. Das Geflügel mußte in der That dem Küchenregenten näher zur Hand sein, und bot sich zu der besagten Einrichtung kein geeigneterer Platz, als jener Ufertheil des Sees, der in der Nachbarschaft des früheren Ausflusses lag. Dort mußten Wasservögel ebenso gut gedeihen als andere, und das bei Gelegenheit des letzten Ausflugs gefangene Tinamon-Pärchen sollte den Stamm des Geflügelhofes abgeben.
Am andern Tage – den 3. November – begannen die besprochenen Arbeiten mit der Erbauung der Brücke, zu welcher umfänglichen Arbeit Alle herangezogen wurden. Die Colonisten beluden sich mit Sägen, Aexten, Meißeln, Hämmern u. dgl. und zogen als wohl ausgerüstete Zimmerleute den Strand entlang.
Da kam Pencroff ein sehr zeitgemäßer Gedanke.
»Wenn es während unserer Abwesenheit nun, sagte er, dem Meister Jup einfallen sollte, die Strickleiter wieder aufzuziehen, die er uns gestern so zuvorkommend zuwarf?
– Richtig, so befestigen wir also das untere Ende«, antwortete Cyrus Smith.
Mittels zweier in den Sand eingerammter Pfähle führte man diese Vorsichtsmaßregel aus. Dann folgten die Colonisten dem linken Mercy-Ufer und erreichten bald die erste Flußbiegung.
Dort machten sie Halt, um zu erörtern, ob sich die Brücke wohl an dieser Stelle anlegen lasse. Die Oertlichkeit wurde für passend erachtet.
Dieser Punkt lag nämlich von dem vorher an der Südküste entdeckten Ballonhafen nur etwa drei Meilen entfernt und konnte man dahin leicht eine fahrbare Straße anlegen, die der Verbindung ihrer Wohnung mit jenen Landstrichen sehr förderlich sein mußte.
Bei dieser Gelegenheit setzte Cyrus Smith seine Freunde über einen leicht ausführbaren, sehr vortheilhaften und von ihm schon längere Zeit durchdachten Plane in Kenntniß. Er bezweckte nämlich, das Plateau der Freien Umschau gänzlich zu isoliren, um es gegen jeden Angriff von Vierfüßlern oder Vierhändern zu sichern. Hierdurch mußten das Granithaus, die Kamine, der Hühnerhof und der ganze obere Theil des als Saatfeld dienenden Plateaus gegen jede Beschädigung durch Thiere geschützt sein.
Nichts schien leichter auszuführen, als dieses Project und zwar beabsichtigte der Ingenieur dabei folgendermaßen zu Werke zu gehen.
Von drei Seiten umschlossen das Plateau schon theils natürliche, theils künstlich angelegte Gewässer.
Im Nordwesten verlief das Ufer des Grant-Sees von dem durch den früheren Ausfluß eingenommenen Winkel bis zu dem an der Ostseite für den Austritt des Wassers gesprengten Einschnitt.
Im Norden, von diesem Einschnitte bis zum Meere, stürzte sich der neue Wasserarm hinab, der sich über das Plateau und den Strand ein Bett ausgehöhlt hatte, so daß es genügte, ober-und unterhalb des Falles diesen Bach zu verbreitern, um ihn für Thiere unüberschreitbar zu machen.
Im Osten der Insel breitete sich das Meer aus, und bildete von
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