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Die geheimnißvolle Insel

Die geheimnißvolle Insel

Titel: Die geheimnißvolle Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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tausend Verrenkungen und Grimassen.
    »Ich wußte wohl, daß das Ganze eine Posse sei! rief Pencroff, doch der eine der Spitzbuben soll für die andern büßen.«
    Der Seemann erhob sein Gewehr, zielte und gab Feuer. Alle verschwanden bis auf einen, der tödtlich getroffen auf den Strand herabstürzte.
    Ob der große Affe nun ein Schimpanse war, ein Orang-Utang, ein Gorilla oder ein langarmiger Affe, jedenfalls gehörte er zu den sogenannten Anthropomorphen, die ihren Namen von der Aehnlichkeit mit dem Menschen haben. Uebrigens erklärte Harbert, es sei ein Orang-Utang, und man weiß, daß der junge Mann in der Zoologie bewandert war.
    »Ein prächtiges Thier! erklärte Nab.
    – Nun ja, prächtig, wie Du es willst, antwortete Pencroff, aber deshalb sehe ich noch nicht, wie wir in unsere Wohnung kommen sollen.
    – Harbert ist ein guter Schütze, und sein Bogen ist ja noch da. Er mag es noch einmal versuchen.
    – Schön, aber diese Affen sind Spitzbuben, meinte Pencroff, und werden sich nicht wieder an den Fenstern zeigen, um sich todt schießen zu lassen, und wenn ich bedenke, wie sie in unseren Zimmern hausen können, im Magazine …
    – Nur Geduld, fiel ihm Cyrus Smith in’s Wort. Diese Thiere werden uns nicht lange im Schach halten.
    – Daran glaube ich erst, wenn sie wieder auf der Erde sind, antwortete der Seemann. Und wissen Sie denn, Herr Cyrus, wie viele Dutzend solcher Possenreißer da oben sind?«
    Pencroff’s Einwurf war freilich schwer zu beantworten, und auch das von dem jungen Mann ersonnene Hilfsmittel bot nur wenig Aussicht auf Erfolg, da das untere Ende der Strickleiter in die Thür hineingezogen worden war, so daß bei dem Anziehen des Strickes dieser reißen mußte, ohne die Strickleiter mitzubringen.
    Die Situation wurde peinlich. Pencroff wüthete. Trotzdem, daß das Ganze etwas Komisches hatte, konnte er dasselbe nicht herausfinden. Jedenfalls kamen die Colonisten schon noch dazu, sich ihre Wohnung wieder zu erobern und die Eindringlinge zu vertreiben; aber wann und wie? – dies vermochte Niemand zu sagen.
    Zwei Stunden verflossen, ohne daß sich die Affen wieder gezeigt hätten; anwesend waren sie jedoch bestimmt noch, denn dann und wann langte eine Pfote aus dem Fenster oder der Thür heraus, auf welche dann sofort Feuer gegeben wurde.
    »Verstecken wir uns, sagte endlich der Ingenieur. Wenn die Affen glauben, daß wir fort sind, kommen sie vielleicht eher zum Vorschein. Gedeon Spilett und Harbert mögen sich hinter Felsstücken verbergen und auf Alles feuern, was sich sehen läßt.«
    Man verfuhr also, und während der Reporter und der junge Mann, die anerkannt besten Schützen, sich unsichtbar für die Affen, aber in Schußweite verbargen, stiegen Nab, Pencroff und Cyrus Smith nach dem Plateau hinauf, um einiges Wild zu erlegen, denn die Frühstückszeit kam heran, und aus Mangel an Nahrungsmitteln blieb ihnen nichts Anderes übrig.
    Nach Verlauf einer halben Stunde kehrten die Jäger mit einigen Felstauben zurück, die man so gut es anging zu braten versuchte. Von den Affen hatte sich Nichts gezeigt.
    Gedeon Spilett und Harbert verzehrten indessen ihr Frühstück, während Top die Fenster bewachte. Nachher nahmen sie ihren Posten wieder ein.
    Auch zwei Stunden später hatte sich die Lage nicht geändert. Die Vierhänder vermieden jedes Lebenszeichen, so daß man hätte glauben können, sie seien verschwunden; mehr Wahrscheinlichkeit hatte es aber für sich, daß sie sich, durch den Tod des Einen und den Knall der Feuerwaffen erschreckt, still in den Winkeln der Zimmer des Granithauses, wenn nicht gar im Magazine verhielten. Wenn man aber an die Schätze dachte, die jenes Magazin barg, so verwandelte sich die vom Ingenieur so gern empfohlene Geduld nach und nach in einen wohlberechtigten Grimm gegen die frechen Diebe.
    »Die Sache ist gar so dumm, platzte endlich der Reporter heraus, und ihr Ende noch gar nicht abzusehen!
    – Die Spitzbuben müssen eben verjagt werden, fuhr Pencroff fort, und wenn’s ihrer Zwanzig wären, wir würden ja mit ihnen fertig; doch dazu muß man ihnen zu Leibe können! Giebt es denn gar kein Mittel, zu ihnen zu gelangen?
    – Gewiß, antwortete da der Ingenieur, dem ein neuer Gedanke in den Sinn kam.
    – Es giebt eins? fragte Pencroff; nun, so ist es aus Mangel eines anderen auch gut genug. Was ist’s?
    – Wir versuchen durch den alten Abfluß des Sees nach dem Granithause hinabzusteigen, belehrte ihn der Ingenieur.
    – Ei tausend Tod und Teufel, rief

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