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Die geheimnißvolle Insel

Die geheimnißvolle Insel

Titel: Die geheimnißvolle Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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eine Woche ohne Besichtigung zu lassen.
    Jetzt wurden die Fallen auf’s Neue in Stand gesetzt und auch die von Cyrus Smith angefertigten kleinen Apparate versucht. Man legte die zusammengebogenen Fischbeinstäbchen, welche jetzt vom Eise in ihrer Form gehalten wurden und mit einer dicken Fettschicht bedeckt waren, am Saume des Waldes an solchen Stellen nieder, an denen gewöhnlich Thiere vorüber kamen, wenn sie nach dem See gingen.
    Zur größten Befriedigung des Ingenieurs erwies sich diese den Aleuten-Fischern zu verdankende Erfindung sehr erfolgreich. Ein Dutzend Füchse, einige Eber und selbst ein Jaguar wurden auf diese Weise getödtet, daß die sich ausdehnenden Fischbeine ihnen den Magen durchbohrten.
    Hier verdient auch ein Versuch Erwähnung, durch den die Colonisten sich zum ersten Male mit anderen Menschen in Verbindung zu setzen trachteten.
    Gedeon Spilett dachte wohl schon öfter daran, eine Notiz in eine Flasche verschlossen dem Meere in der Hoffnung zu übergeben, daß die Strömungen sie an eine bewohnte Küste führen möchten, oder auch einer Taube eine solche anzuhängen. Wie konnte man aber im Ernste erwarten, daß Flaschen oder Tauben die ungeheure Entfernung von 1200 Meilen zurücklegen würden, welche die Insel nur von dem nächsten Lande trennte? Das wäre Thorheit gewesen.
    Am 30. Juni fing man, aber nicht ohne Mühe, einen Albatros, den ein Flintenschuß Harbert’s nur leicht an der Pfote verletzt hatte. Es war ein prächtiger Vogel aus jener Familie, deren Flügelweite zehn Fuß mißt und die so ausgedehnte Meere wie den Pacifischen Ocean bequem überfliegen.
    Harbert hätte zwar den stolzen Vogel, dessen Wunde schnell heilte, gern behalten, Gedeon Spilett stellte ihm aber vor, daß es Unrecht wäre, diese seltene Gelegenheit zu vernachlässigen, um mittels Courier mit den Ländern im Stillen Ocean zu correspondiren, und Harbert mußte sich ihm fügen, denn wenn der Albatros von einem bewohnten Lande hergekommen war, würde er bestimmt dahin zurückkehren, sobald man ihn wieder in Freiheit setzte.
    Im Grunde war Gedeon Spilett, bei dem der Reporter dann und wann zum Durchbruch kam, auch nicht böse, ganz auf ungefähr ein Artikelchen über die Abenteuer der Colonisten der Insel Lincoln anfügen zu können! Welchen Erfolg für den wohlbestallten Berichterstatter des »New-York Herald«, und für die Nummer, welche eine derartige Notiz bringen würde, wenn dieselbe je ihre richtige Adresse, den Director des Blattes in der Person des ehrenwerthen John Benett, erreichte!
    Gedeon Spilett entwarf also einen Auszug in der gedrängtesten Form, den man in einen Sack aus gummirter Leinwand steckte, mit der inständigen Bitte an den ehrlichen Finder, denselben der Expedition des »New-York Herald« zugehen zu lassen. Dieses Säckchen band man dem Albatros um den Hals, nicht an den Fuß, da diese Vögel die Gewohnheit haben, manchmal auf der Meeresoberfläche auszuruhen; dann schenkte man dem schnellen Courier der Luft die Freiheit, und nicht ohne eine gewisse Erregung sahen ihn die Ansiedler in der nebeligen Ferne des Westens verschwinden.
    »Wohin zu fliegt er wohl? fragte Pencroff.
    – In der Richtung auf Neuseeland, antwortete Harbert.
    – Glückliche Reise!« rief der Seemann, der für seine Person von dieser Methode der Correspondenz sich keines besonderen Erfolges versah.
    Mit Eintritt des Winters nahm man die Arbeiten im Innern des Granithauses wieder auf, besserte die Kleidungsstücke sorgsam aus, verfertigte neue und richtete auch das nothwendige Segelwerk her, das aus der unerschöpflichen Ballonhülle geschnitten wurde ….
    Während des Monats Juli machte sich die Kälte recht empfindlich fühlbar, doch brauchte man ja weder Holz noch Kohlen zu schonen. Im großen Saale hatte Cyrus Smith auch einen zweiten Ofen aufgestellt, denn in diesem Raume pflegte man die langen Abende zu verbringen. Unter Geplauder bei der Arbeit und Lectüre, wenn die Hände ruhten, verfloß die Zeit nutzbringend für Jedermann.
     

    Abfertigung eines Postboten wider Willen. (S. 367.)
     
    Den Colonisten gewährte es eine wahrhafte Freude, wenn sie in dem durch Kerzen wohlerleuchteten und mittels Kohle angenehm durchwärmten Saale, nach einer stärkenden Mahlzeit, den duftenden Hollunderkaffee in der Tasse, aus den Pfeifen wohlriechende Wölkchen blasend, den Sturm draußen toben hörten! Sie hätten sich vollkommen wohl befunden, wenn es jemals bei Dem der Fall sein könnte, der fern von Seinesgleichen und

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