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Die geheimnißvolle Insel

Die geheimnißvolle Insel

Titel: Die geheimnißvolle Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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ohne jede Verbindung mit der anderen Welt ist! Immer wieder sprachen die Ansiedler von ihrer Heimat, von den Freunden, die sie verlassen, von der Macht und Größe der amerikanischen Republik, deren Einfluß immer im Zunehmen sein mußte, und Cyrus Smith, der sich vielfach mit den Angelegenheiten der Union beschäftigt hatte, gewährte durch seine Berichte, Bemerkungen und Prophezeiungen seinen Zuhörern die anregendste Unterhaltung.
    Eines Tages fühlte sich Gedeon Spilett dadurch zu den Worten veranlaßt:
    »Doch sagen Sie mir, lieber Cyrus, läuft diese ganze industrielle und commerzielle Bewegung, deren zunehmendes Wachsthum Sie für gesichert halten, nicht früher oder später Gefahr, vollständig aufgehalten zu werden?
    – Aufgehalten? Und wodurch?
    – Durch den Mangel an Kohle, welche man mit Recht das köstlichste Mineral nennen könnte.
    – O gewiß, das köstlichste, antwortete der Ingenieur, auch scheint es die Natur durch Erschaffung des Diamantes, der ja nur aus krystallisirter Kohle besteht, noch besonders haben bestätigen zu wollen.
     

    Winterabend im Granithause. (S. 367.)
     
    – Sie wollen damit doch nicht sagen, Herr Cyrus, meldete sich Pencroff, daß man unter den Dampfkesseln an Stelle der Steinkohle einst Diamanten verbrennen werde?
    – Nein, mein Freund, erwiderte Cyrus Smith.
    – Doch bleib’ ich bei meiner Ansicht, fuhr Gedeon Spilett fort. Sie widersprechen gewiß nicht, daß die Kohle eines Tages aufgezehrt sein wird?
    – Heutzutage sind die Vorräthe noch sehr beträchtlich, und 100,000 Arbeiter, die jährlich hundert Millionen metrische Centner davon ausbringen, vermögen sie noch nicht zu erschöpfen!
    – Bei dem wachsenden Steinkohlenverbrauche, antwortete Gedeon Spilett, ist aber leicht vorauszusehen, daß diese 100,000 Arbeiter sowohl, als die jetzige Ausbeute sich bald verdoppeln werden.
    – Ohne Zweifel; sollten indeß die Steinkohlenlager Europas, welche übrigens durch vervollkommnete Maschinen auch noch in größerer Tiefe auszunutzen sind, zu Ende gehen, so liefern die von Amerika und Australien noch lange Zeit den Bedarf der Industrie.
    – Wie lange etwa? fragte der Reporter.
    – Mindestens zweihundertfünfzig bis dreihundert Jahre.
    – Das ist zwar für uns beruhigend, meinte Pencroff, aber nicht gerade für unsere späteren Nachkommen.
    – Bis dahin findet sich ein Ersatz, sagte Harbert.
    – Das muß man hoffen, fiel Gedeon Spilett ein, denn ohne Kohlen gäbe es keine Maschinen mehr, ohne solche keine Eisenbahnen; keine Dampfschiffe, keine Werkstätten, überhaupt nichts mehr, was der moderne Culturfortschritt verlangt.
    – Doch was könnte man wohl finden? fragte Pencroff, haben Sie darüber eine Ansicht, Herr Cyrus?
    – Eine oberflächliche, ja, mein Freund.
    – Nun, was wird an Stelle der Kohle zum Brennen dienen?
    – Das Wasser, antwortete Cyrus Smith.
    – Das Wasser! rief Pencroff erstaunt; das Wasser, um Dampfschiffe und Locomotiven zu treiben, Wasser, um damit Wasser zu erhitzen?
    – Ja wohl, doch das in seine Elementarbestandtheile zerlegte Wasser, belehrte ihn Cyrus Smith, zerlegt durch Elektricität, die bis dahin zur mächtigen und leicht verwendbaren Kraft erwachsen sein wird, denn alle großen Erfindungen scheinen in Folge eines unerklärlichen Gesetzes sich zur selbigen Zeit zu ergänzen. Ich bin davon überzeugt, meine Freunde, daß das Wasser dereinst als Brennstoff Verwendung findet, daß Wasserstoff und Sauerstoff, die Bestandtheile desselben, zur unerschöpflichen und bezüglich ihrer Intensität ganz ungeahnten Quelle der Wärme und des Lichtes werden. Der Tag wird nicht ausbleiben, wo die Kohlenkammern der Steamer und die Tender der Locomotiven statt der Kohle diese beiden Gase vielleicht in comprimirtem Zustande mitführen werden, welche unter den Kesseln eine enorme Heizkraft entwickeln. Keine Furcht also! So lange diese Erde bewohnt ist, wird sie den Bewohnern das Nöthige liefern, und nie wird es ihnen an Licht und Wärme fehlen, so wenig wie an den Erzeugnissen des Pflanzen-, Stein-und Thierreiches. Ich glaube also, daß man, wenn unsere jetzigen Kohlenschächte einmal erschöpft sein werden, mit Wasser heizen wird. Das Wasser ist die Kohle der Zukunft.
    – Das möchte ich mit erleben, sagte der Seemann.
    – Dazu bist Du etwas zu früh aufgestanden, Pencroff«, antwortete Nab, der sich nur mit diesen Worten bei der Unterhaltung betheiligte.
    Diese Bemerkung Nab’s beendete nun eigentlich das Gespräch nicht, wohl aber ein

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