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Die geheimnißvolle Insel

Die geheimnißvolle Insel

Titel: Die geheimnißvolle Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Gebell Top’s, das denselben sonderbaren Klang hatte, wie er dem Ingenieur schon früher manchmal aufgefallen war. Gleichzeitig lief Top um die Mündung des Schachtes herum, der sich im innern Vorraum öffnete.
    »Warum mag nur Top so bellen? fragte Pencroff.
    – Und Jup so auffallend brummen?« fügte Harbert hinzu.
    Wirklich gab der Orang-Utang, der sich zum Hunde gesellte, ganz unverkennbare Zeichen von Aufregung, und sonderbarer Weise schienen die beiden Thiere mehr ängstlich, als gereizt zu sein.
    »Es liegt auf der Hand, sagte Gedeon Spilett, daß dieser Schacht in unmittelbarer Verbindung mit dem Meere steht und irgend ein Wasserthier von Zeit zu Zeit auf seinem Grunde auftaucht, um Athem zu schöpfen.
    – Das sollte man glauben, stimmte ihm der Seemann bei, denn eine andere Erklärung giebt es wohl nicht …. Ruhig, Top, fügte Pencroff, nach dem Hunde gewendet, hinzu, und Du, Jup, in deine Kammer!«
    Der Affe und der Hund schwiegen. Jup suchte sein Lager auf, doch Top verblieb im Zimmer, nicht ohne den ganzen Abend über ein verhaltenes Knurren hören zu lassen.
    Von dem Zwischenfalle, der dennoch die Stirne des Ingenieurs verdüsterte, war keine Rede mehr.
    Den Rest des Monats Juli über wechselten Regen und Kälte ab. Die Temperatur sank nicht so weit als im verwichenen Winter, und ihr Minimum überschritt nicht 13° C. Wenn dieser Winter aber weniger kalt war, so zeichnete er sich desto mehr durch Stürme und Windstöße aus, und manchmal rollten wahrhaft riesige Wellen über den Strand heran, welche die Kamine bedrohten und an der Granitwand donnernd zerschellten.
    Wenn die Colonisten von ihren Fenstern aus die gewaltigen Wassermassen sich daherwälzen und unter ihren Augen brechen sahen, nöthigte ihnen das prächtige Schauspiel des empörten Meeres oft die ungetheilteste Bewunderung ab.
    Mit weißem Schaum bekrönt wogten die Wellen auf und nieder, der Strand verschwand unter der plötzlichen Ueberschwemmung, und der Granitwall schien direct aus dem Meere, dessen Wasserstaub wohl hundert Fuß aufwirbelte, empor zu tauchen.
    Während dieser Stürme war es schwer, sich auf die Wege der Insel hinauszuwagen, da nicht selten Bäume niedergeworfen wurden. Trotzdem ließen die Colonisten nie eine Woche vergehen, ohne die Viehhürde einmal zu besuchen. Bei der durch einen südostlichen Vorberg des Franklin-Vulkan geschützten Lage hatte diese Einfriedigung von der Gewalt des Sturmes, der die Bäume derselben ebenso verschonte, wie die Schuppen und die Palissade, nicht allzuviel zu leiden. Der auf dem Plateau der Freien Umschau gelegene Hühnerhof dagegen, welcher dem Anprall des Windes ausgesetzt war, erlitt manche Beschädigung. Zweimal wurde das Taubenhaus und an verschiedenen Stellen die Barrière umgeworfen. Alles das mußte möglichst haltbar ausgebessert werden, da es keinem Zweifel unterlag, daß die Insel Lincoln gerade in dem stürmischsten Theile des Pacifischen Oceans zu suchen war Ja, es schien sogar, als bilde sie das Centrum ungeheurer Cyclone, welche sie peitschten, wie die Peitsche den Kreisel. Nur daß in diesem Falle der Kreisel unbeweglich war und die Peitsche sich drehte.
    In der ersten Augustwoche ließ die stürmische Witterung etwas nach und die Atmosphäre gewann wieder eine Ruhe, die sie für immer verloren zu haben schien. Gleichzeitig sank aber die Temperatur, ja es trat sogar eine sehr lebhafte Kälte ein, bei der die Thermometersäule bis auf 22° unter Null herabging.
    Am 3. August führte man eine seit mehreren Tagen projectirte Excursion nach den Tadorne-Sümpfen im Südosten der Insel aus. Die Jäger wurden dazu durch den Reichthum an Wasservögeln veranlaßt, welche dort ihre Winterquartiere hatten. Wilde Enten, Becassinen, langgeschwänzte Enten, Silbertaucher gab es daselbst in Menge, und so beschloß man, einen Tag der Jagd auf dieses Geflügel zu verwenden.
    Nicht allein Gedeon Spilett und Harbert, sondern auch Pencroff und Nab betheiligten sich bei der Expedition. Nur Cyrus Smith schützte eine nothwendige Arbeit vor und blieb allein im Granithause zurück.
    Die Jäger schlugen die Straße nach dem Ballonhafen ein und wollten ihrem Versprechen gemäß an demselben Abend zurückkehren. Top und Jup begleiteten sie. Sobald sie die Mercy-Brücke überschritten hatten, zog der Ingenieur dieselbe wieder auf, da er jetzt ein längst gehegtes Vorhaben zur Ausführung bringen wollte, bei dem er nothwendig allein sein mußte.
    Sein Vorhaben bestand aber in nichts Anderem, als

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