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Die geheimnißvolle Insel

Die geheimnißvolle Insel

Titel: Die geheimnißvolle Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Tage in Anspruch nahm, von dem sich aber dennoch Keiner der Colonisten ausschloß, selbst Gedeon Spilett nicht, der der Aussage des Seemanns zufolge nach und nach »ein ganz tüchtiger Schiffbrüchiger« wurde.
    Der in parallele Streifen von zweiundeinhalb Fuß Dicke zerschnittene Speck wurde in etwa hundertpfündige Stücke zertheilt und endlich in großen irdenen Gefäßen ausgelassen, welche man nahe an den Strand geschafft hatte, um die Umgebung des Plateaus der Freien Umschau nicht zu verpesten. Bei dieser Schmelzung verlor jener etwa ein Drittheil seines Gewichts, lieferte aber dennoch überreichliche Vorräthe. Die Zunge allein ergab 6000 Pfund Thran, und die Unterlippe 4000 Pfund. Außer diesen Fettsubstanzen, welche den Bedarf an Stearin und Glycerin für lange Zeit sicher stellten, kamen sie auch noch in Besitz von Fischbein, welches ja seine Verwendung finden würde, obgleich man auf der Insel Lincoln weder Corsets noch Regenschirme trug. Der obere Theil des Walfischrachens war auf beiden Seiten mit achthundert hornigen, sehr elastischen und faserigen Barthen ausgerüstet, die am Rande kammartig ausgefranst erschienen, und bei einer Länge von sechs Fuß Tausende kleiner Thiere, Fische und Mollusken, zurückzuhalten vermögen, die dem Wale als Nahrung dienen.
    Nachdem die Operation zu großer Zufriedenheit der dabei Beschäftigten beendet war, überließ man die Reste des Thieres den Vögeln als willkommene Beute, von denen man erwarten durfte, daß sie jene bis zum letzten Lothe aufzehren würden, und wandte sich wieder den gewohnten Arbeiten im Granithause zu.
    Vor der Wiederaufnahme seiner Thätigkeit auf dem Zimmerplatze kam Cyrus Smith auf den Einfall, eine Art kleiner Apparate herzustellen, welche die Neugier seiner Genossen ungemein reizte. Er nahm nämlich ein Dutzend Fischbeinstäbe, theilte diese in sechs gleiche Theile und spitzte sie an beiden Enden zu.
    »Und welchem Zwecke wird das dienen, Herr Cyrus? fragte Harbert, als Jener damit fertig war.
    – Wölfe, Füchse, selbst Jaguare zu tödten, antwortete der Ingenieur.
    – Gleich jetzt?
    – Nein, erst kommenden Winter, wenn es nicht an Eis fehlt.
    – Ich verstehe aber nicht … fuhr Harbert fort.
    – Das wirst Du verstehen lernen, mein Sohn, belehrte ihn der Ingenieur. Diesen Apparat hab’ ich nicht erst erfunden, sondern er wird schon lange Zeit von den Aleuten-Fischern im russischen Amerika benutzt. Die Fischbeine welche Sie hier sehen, meine Freunde, biege ich nämlich, wenn es erst friert zusammen und begieße sie so lange mit Wasser, bis sie mit einer hinreichenden Eisschicht überzogen sind, welche ihre Biegung erhält. Hierauf überziehen wir sie reichlich mit Fett und verstreuen sie endlich auf dem Schnee. Was geschieht nun, wenn ein ausgehungertes Thier diese Köder verschlingt? Die Wärme seines Magens schmilzt die Eisschicht und das sich ausdehnende Fischbein durchbohrt denselben mittels seiner Spitzen.
    – Das ist wirklich sinnreich, sagte Pencroff.
    – Erspart uns Pulver und Blei, setzte der Ingenieur hinzu.
    – Und ist besser, als die Schlingen! bemerkte Nab.
    – Doch warten wir den Winter ab.
    – Ja wohl, den Winter.«
    Inzwischen schritt der Bau des Schiffes rüstig vorwärts, und gegen Ende des Monats war es schon zur Hälfte mit Planken bekleidet. Schon erkannte man seine ausgezeichneten Formen, vermöge der es sich gut auf dem Wasser zu bewähren versprach.
    Pencroff arbeitete mit einem Eifer ohne Gleichen, und es gehörte seine zähe Natur dazu, diesen Anstrengungen zu trotzen; insgeheim aber bereiteten seine Gefährten ihm eine Belohnung für seine Mühen, und der 31. Mai sollte ihm die größte Freude seines Lebens bescheeren.
    An diesem Tage nämlich fühlte Pencroff nach Beendigung des Mittagsmahles, als er den Tisch eben verlassen wollte, wie eine Hand sich auf seine Schulter legte.
    Es war die Gedeon Spilett’s, welcher zu ihm sagte:
    »Einen Augenblick, Pencroff; so geht man nicht davon. Vergessen Sie ganz das Dessert?
    – Ich danke, Herr Spilett, entgegnete der Seemann, ich gehe wieder an die Arbeit.
     

    »Tabak! Leibhaftiger Tabak!« (S. 361.)
     
    – Nun, eine Tasse Kaffee?
    – Auch das nicht.
    – Aber eine Pfeife Tabak?«
    Pencroff sprang auf, und sein derbes, gutmüthiges Gesicht erbleichte, als er sah, wie der Reporter ihm eine wohlgestopfte Pfeife und Harbert einen brennenden Holzspähn präsentirte.
    Der Seemann wollte sprechen; aber es gelang ihm nicht, fast zitternd griff er nach der

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