Die geheimnißvolle Insel
der Insel, welche nun zweierlei Zwecke verfolgte, erstens das geheimnißvolle Wesen aufzufinden, über dessen Gegenwart kein Zweifel herrschen konnte, und dann, sich zu unterrichten, was aus den Piraten geworden, welchen Schlupfwinkel sie gewählt, welches Leben sie führten und was man von ihnen wohl zu befürchten habe.
Cyrus Smith wünschte ohne Verzug aufzubrechen; da die Expedition aber voraussichtlich mehrere Tage in Anspruch nahm, wurde es für nöthig erachtet, auf dem Wagen mancherlei Lagergeräthe und anderes Zubehör mitzuführen, um sich an den Haltestellen bequemer einrichten zu können. Außerdem konnte eines der Quaggas, das sich am Beine verletzt hatte, nicht sofort eingespannt werden; es bedurfte noch einige Tage der Schonung, und so glaubte man die Abreise ohne Nachtheil um eine Woche, d.h. bis zum 20. November aufschieben zu dürfen. Der November bildet ja, wie der ihm entsprechende Mai der nördlichen Halbkugel, die schönste Jahreszeit. Die Sonne näherte sich dem Wendekreis des Steinbocks und brachte die langen Tage. Der Zeitpunkt schien der Expedition also vorzüglich günstig, und wenn diese auch ihr eigentliches Ziel nicht erreichen sollte, so konnte sie doch reiche Entdeckungen, wenigstens rücksichtlich der Naturerzeugnisse, liefern, da sich Cyrus Smith bestimmt vorgenommen hatte, diesmal die Wälder des fernen Westens zu untersuchen, die sich bis zu den Ausläufern der Schlangenhalbinsel hin erstreckten.
Während der neun Tage, die man im Ganzen bis zum Aufbruch noch vor sich hätte, sollten die letzten dringlichen Arbeiten auf dem Plateau der Freien Umschau beendigt werden.
Inzwischen machte sich die Rückkehr Ayrton’s nach der Viehhürde nothwendig, wo die Hausthiere gewiß seiner Pflege bedurften. Man beschloß also, daß er auf zwei Tage dorthin abgehen und nach reichlicher Versorgung der Ställe mit Futter nach dem Granithause heimkehren solle.
Als Jener sich zum Aufbruche rüstete, fragte ihn Cyrus Smith, ob er nicht Einen von ihnen zur Begleitung mitnehmen wolle, da die Insel jetzt unsicherer sei, als früher.
Ayrton hielt das für nutzlos, da er allein die nöthige Arbeit ausführen könne und sich überdem vor nichts fürchte. Sollte sich an der Viehhürde oder in deren Nachbarschaft etwas Besonderes zutragen, so werde er die Colonisten durch eine Depesche nach dem Granithause davon in Kenntniß Mit Tagesanbruch begab sich Ayrton am 9. auf den Weg, nahm auch den mit nur einem Quagga bespannten Wagen mit, und zwei Stunden später meldete cm elektrisches Signal, daß er glücklich angekommen sei und an Ort und Stelle Alles in Ordnung gefunden habe.
Während dieser beiden Tage führte Cyrus Smith auch die schon früher gehegte Absicht aus, das Granithaus dadurch vor jeder Ueberrumpelung zu sichern, daß er die schon vermauerte und unter Schlingpflanzen und Gebüsch halb verborgene obere Mündung des vormaligen Abflusses am südlichen Winkel des Grantsees vollkommen verdeckte. Wenn der Wasserstand des Sees um zwei bis drei Fuß erhöht wurde, mußte er bis über dieselbe aufsteigen, und damit den Zweck der Arbeit vollkommen erfüllen.
Zur Erhöhung des Niveaus genügte es aber, die Wehre an den beiden Stellen, von denen aus der Glycerine-und der Cascadenfluß ihr Wasser bezogen, um ebenso viel höher zu legen. Die Colonisten wurden alle zu diesem Werke verwendet, und die beiden Ueberfallwehre, welche ohnedem bei einer Höhe von drei Fuß eine Breite von sieben bis acht nicht überschritten, durch sorgsam vermauerte Bruchsteine so weit als nöthig erhöht.
Nach Vollendung dieser Arbeit vermochte es kein Mensch zu vermuthen, daß von jener Wasserspitze aus ein unterirdischer Gang vorhanden sei, der früher als Seeabfluß gedient hätte.
Selbstverständlich sparte man die kleine Oeffnung, durch die das Reservoir des Granithauses gespeist und der Aufzug in Gang gesetzt wurde, sorgsam aus. War Letzterer einmal in die Höhe gezogen, so trotzte die sichere und bequeme Wohnung leicht jedem Handstreiche und Ueberfalle.
Dieses Werk wurde bald zu Ende geführt, und Pencroff, Gedeon Spilett und Harbert fanden sogar noch Zeit, sich einmal nach dem Ballonhafen zu begeben. Den Seemann trieb ein heftiges Verlangen, zu wissen, ob die kleine Bucht, der Ankerplatz des Bonadventure, einen Besuch der Seeräuber gesehen habe.
»Wir müssen bedenken, bemerkte er, daß jene Herrchens auf dem südlichen Küstentheile das Land betreten und, wenn sie dem Ufer nachgingen, doch vielleicht den kleinen
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