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Die geheimnißvolle Insel

Die geheimnißvolle Insel

Titel: Die geheimnißvolle Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Hafen aufgestöbert haben; in welchem Falle ich übrigens für unseren Bonadventure keinen halben Dollar mehr böte.«
    Pencroff’s Befürchtungen entbehrten am Ende nicht alles Grundes, und ein Besuch des Ballonhafens erschien ganz gerechtfertigt.
     

    Wasserbauten auf dem Plateau. (S. 552.)
     
    Der Seemann und seine Begleiter brachen also am Nachmittag des 10. Novembers wohlbewaffnet auf. Pencroff wiegte, als er in jeden Lauf seines Gewehres zwei Kugeln lud, den Kopf hin und her, eine bedrohliche Vorbedeutung für Alles, was ihm, »ob Mensch oder Thier«, sagte er, zu nahe käme. Gedeon Spilett und Harbert nahmen auch ihre Flinten mit, und gegen drei Uhr verließen alle Drei das Granithaus.
    Nab gab ihnen bis zur Mercy-Biegung das Geleit und zog die Brücke auf, sobald Jene sie passirt hatten. Man traf die Verabredung, daß ein Flintenschuß die Rückkehr der Colonisten melden und Nab zur Wiederherstellung der Verbindung der beiden Ufer herbeirufen sollte.
    Die kleine Gesellschaft begab’ sich sofort nach der Hafenstraße auf den Weg zur Südküste. Letzterer betrug zwar nur drei und ein halb Meilen, doch brauchten Spilett und seine Gefährten zwei Stunden dazu. Sie beobachteten nämlich auch die Nachbarschaft der Straße, ebensowohl nach der Seite des dichteren Waldes, wie nach der der Tadorne-Sümpfe. Sie entdeckten keine Spur von den Flüchtlingen, welche ohne Zweifel weder die Anzahl der Colonisten, noch deren Vertheidigungsmittel kannten und sich nach den minder zugänglichen Theilen der Insel zurückgezogen haben mochten.
    Beim Ballonhafen angelangt, sah Pencroff zu seiner größten Befriedigung den Bonadventure daselbst unversehrt vor Anker liegen. Uebrigens war die kleine Bucht auch von den umgebenden Felsmassen so gut verdeckt, daß man sie weder von der Land-, noch von der Seeseite her eher entdecken konnte, als bis man unmittelbar darüber oder daran kam.
    »Aha, begann Pencroff, noch sind die Landstreicher nicht hierher gelangt. Die hohen Gräser sagen den Reptilien mehr zu, und im fernen Westen würden wir sie bestimmt auffinden.
    – Das ist auch ein wahres Glück, fiel Harbert ein, denn des Bonadventure hätten sie sich, wenn er von ihnen aufgefunden worden wäre, sicher bemächtigt, um zu entfliehen, und uns wäre es dann unmöglich gewesen, in der nächsten Zeit einmal nach der Insel Tabor zurückzukehren.
    – Freilich wär’ es von Wichtigkeit, meinte der Reporter, daselbst ein Document mit genauer Angabe der Lage der Insel Lincoln und Ayrton’s jetzigen Aufenthaltsortes niederzulegen, für den Fall, daß die schottische Yacht zu dessen Wiederaufnahme zurückkehrte.
    – Nun, der Bonadventure ist immer zur Hand, Herr Spilett, versetzte der Seemann. Seine Besatzung und er sind auf das erste Signal segelfertig!
    – Ich denke, Pencroff, davon kann erst nach unserer geplanten Durchforschung der Insel die Rede sein. Nach Allem liegt auch die Möglichkeit nahe, daß jener Unbekannte, wenn wir ihn überhaupt auffinden, mit der Insel Tabor und unserer Insel Lincoln längst bekannt war. Vergessen wir nicht, daß das Document unzweifelhaft von ihm herrührte und daß er vielleicht selbst über die Rückkehr der Yacht etwas Näheres weiß.
    – Wer, zum Teufel! rief Pencroff, mag er nur sein? Er kennt uns, wir aber ihn nicht! Ist er einfach ein Schiffbrüchiger, weshalb versteckt er sich? Wir sind doch brave Kerle, meine ich, und deren Gesellschaft könnte wohl Jedem recht sein! Oder wäre er freiwillig hierher gekommen? Könnte er die Insel nach Belieben verlassen? Ist er überhaupt noch hier? Ist er’s vielleicht nicht mehr? …«
    Unter diesen Gesprächen waren Pencroff, Harbert und Gedeon Spilett auf das Schiff gelangt und gingen auf dem Verdeck des Bonadventure umher. Plötzlich entfuhren dem Seemann, der das Bätingsholz mit dem darum gewundenen Ankertaue in’s Auge faßte, die Worte:
    »Nein, zum Kuckuk, das ist denn doch zu stark!
    – Was giebt’s denn wieder, Pencroff? fragte der Reporter.
    – Nun, das giebt es, daß ich den Knoten da nicht geschlungen habe!«
    Dabei wies Pencroff auf einen Strick, der um das Kabel am Bätingsholze gelegt war, um es an diesem noch sicherer zu befestigen.
    »Wie, das wären Sie nicht gewesen? fragte Gedeon Spilett.
    – Bei Gott, nein! Das ist ein gewöhnlicher Knoten, und ich habe die Gewohnheit, einen solchen doppelt zu verschlingen. Ich täusche mich nicht! Man hat das so an der Hand, und die Hand irrt sich nicht!
    – Demnach wären die Verbrecher an

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