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Die geheimnißvolle Insel

Die geheimnißvolle Insel

Titel: Die geheimnißvolle Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Emanationen des Meeres geschwängerte Luft ein, die ihm die Gesundheit wieder brachte. Er fing wieder an zu essen, und Gott weiß, welch’ gute kleine Schüsseln, welch’ leichte und doch leckere Gerichte Nab ihm zubereitete.
    »’s macht Einem ordentlich Luft, auch einmal im Sterben zu liegen«, urtheilte Pencroff darüber.
    Die ganze Zeit über hatten sich die Sträflinge nicht ein einziges Mal in der Nähe des Granithauses blicken lassen. Von Ayrton verlautete nichts, und wenn der Ingenieur und Harbert noch eine leise Hoffnung hegten, ihn wieder zu finden, so galt er in den Augen der Uebrigen doch für verloren. Jedenfalls mußte diese Ungewißheit ein Ende nehmen, und sobald der junge Mann wieder zu Kräften gekommen, sollte die Expedition, von der man sich so hochwichtige Erfolge versprach, vor sich gehen. Einen Monat des Abwartens bedingte das jedoch, da das Aufgebot aller Kräfte der Colonie nicht zu groß erschien, um die Sträflinge sicher zu überwältigen.
    Mit Harbert gings nun von Tag zu Tag böser. Die Leberanschwellung verschwand und die Wunden konnten als definitiv vernarbt betrachtet werden.
    Im Laufe des Monats Januar wurden auf dem Plateau der Freien Umschau mehrere wichtige Arbeiten ausgeführt, die sich indeß darauf beschränkten, von den zerstörten Ernten zu retten, was noch zu retten war. Körner und Pflanzen sammelte man, um damit wenigstens eine spätere Ernte erzielen zu können. Bezüglich des Wiederaufbaues der Federviehbuchten, der Mühle und der Ställe rieth Cyrus Smith zu warten. Während die Colonisten nämlich auf ihrer Verfolgung waren, konnten die Sträflinge das Plateau recht wohl noch einmal heimsuchen, und es sollte ihnen keine Gelegenheit geboten werden, das Handwerk als Räuber und Brandstifter wiederholt zu betreiben. Erst nach Befreiung der Insel von den Uebelthätern wollte man an den Wiederaufbau denken.
    In der zweiten Januarhälfte verließ der junge Reconvalescent zum ersten Mal auf kurze Zeit das Bett und blieb von Tag zu Tag länger auf. An Kräften nahm er bei seiner vortrefflichen Constitution sichtlich zu. Jetzt zählte er achtzehn Jahre. Er war groß und versprach zum ansehnlichen Mann zu werden. Von jetzt ab machte seine Wiedergenesung, wenn sie auch noch einiger Ueberwachung bedurfte – und Doctor Spilett erwies sich hierin sehr streng – regelmäßige Fortschritte.
    Gegen Ende des Monats erging sich Harbert schon auf dem Plateau und am Strande. Einige in Gesellschaft Pencroff’s und Nab’s genommene Seebäder thaten ihm sehr wohl. Cyrus Smith bestimmte darauf hin schon den Tag der Abreise, der auf den 15. Februar festgesetzt wurde. Die sehr hellen Nächte dieser Jahreszeit mußten die nöthige Durchsuchung der ganzen Insel wesentlich erleichtern.
    Man begann demnach die nöthigen und so vielseitigen Vorbereitungen zur Reise, da die Colonisten sich gegenseitig versicherten, nach dem Granithause diesmal nicht eher zurückzukehren, als bis ihr doppelter Zweck erreicht sei, einmal die Sträflinge auszurotten, und Ayrton, wenn er noch lebte, wieder zu finden; dann aber auch Denjenigen aufzuspüren, der so mächtig in die Geschicke der Colonie eingriff.
    Von der Insel Lincoln kannten die Colonisten schon gründlich die gesammte Ostküste vom Krallencap bis zu den Kieferncaps, die ausgedehnten Tadornesümpfe, die Umgebungen des Grantsees, den Jacamarwald zwischen der Hürdenstraße und dem Mercy-Ufer, den Verlauf der Mercy und des Rothen Flusses, und endlich diejenigen Vorberge des Franklin-Vulkanes, zwischen denen die Hürde etablirt war.
    Oberflächlicher hatten sie das weite Uferland der Washington-Bai vom Krallencap bis zum Schlangenvorgebirge durchforscht; ferner das waldige und sumpfige Gebiet der Westküste, und jene Dünenanschwemmungen, welche bei dem geöffneten Rachen des Haifisch-Golfes endigten.
    Gänzlich unbekannt blieben ihnen zunächst noch die großen Wälder der Schlangenhalbinsel, das rechte Uferland der Mercy, das linke Uferland des Cascadenflusses, und die Bergausläufer und Thalgründe, welche drei Viertheile der Basis des Franklin-Berges, im Westen, Norden und Osten, umlagerten und gewiß eine ganze Anzahl prächtiger Schlupfwinkel boten. Im Ganzen entgingen also von der Insel noch mehrere tausend Acker ihrer Kenntniß.
     

    Die ersten Schritte. (S. 599.)
     
    Man entschied sich demnach dahin, die Expedition quer durch den fernen Westen auszuführen und den ganzen Landestheil des rechten Mercy-Ufers in Augenschein zu nehmen.
     

    Wie

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