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Die geheimnißvolle Insel

Die geheimnißvolle Insel

Titel: Die geheimnißvolle Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Unglücks durch eigenen Augenschein unterrichten wollte.
    Ein Glück blieb es immerhin, daß die Sträflinge sich nicht bis zum Fuße des Granithauses gewagt hatten: die Werkstätten in den Kaminen wären von ihnen gewiß nicht verschont worden. Und doch wäre dieser Schaden fast leichter wieder gut zu machen gewesen, als die auf dem Plateau der Freien Umschau rauchenden Ruinen.
    Cyrus Smith und Nab begaben sich nach der Mercy, gingen an ihrem linken Ufer hinauf, fanden aber wirklich nirgends Spuren von der früheren Anwesenheit der Sträflinge. Auch am anderen Flußufer mit seinem Waldesdickicht erkannten sie keinerlei Verdacht erweckendes Anzeichen.
    Hiernach drängten sich nur zwei Annahmen auf: entweder wußten die Sträflinge von der Rückkehr der Colonisten nach dem Granithause, denn sie hätten diese wohl auf der Straße von der Hürde her bemerken können; oder sie hatten sich nach der Verwüstung des Plateaus längs des Flußbettes der Mercy in den Jacamarwald zurückgezogen, und jener Umstand war ihnen unbekannt geblieben.
    Im ersten Falle hätten sie nach der jetzt vertheidigungslosen Hürde zurückkehren müssen, welche für sie ja so werthvolle Vorräthe enthielt.
    Im zweiten würden sie wohl ihre Verstecke wieder aufgesucht haben, um dort die passende Zeit zu einem zweiten Angriff abzuwarten.
    Man hatte demnach alle Ursache, ihnen zuvorzukommen, doch trat jetzt jede Unternehmung, die Insel von ihnen zu befreien, vor der nothwendigen Sorge um Harbert’s Zustand zurück. Jedenfalls konnte Cyrus Smith nie zu viele Kräfte gegen sie aufbieten; augenblicklich verbot es sich aber für Jeden, das Granithaus zu verlassen.
    Der Ingenieur und Nab betraten das Plateau. O, trauriges Bild! Die Felder waren zertreten. Die Aehren, welche jetzt geerntet werden sollten, lagen am Boden. Die anderen Anpflanzungen hatten nicht minder gelitten. Der Gemüsegarten war gänzlich zerstört. Glücklicher Weise besaß das Granithaus hinreichenden Vorrath an Sämereien, diesem Schaden beizukommen.
    Die Windmühle und die Federviehställe lagen in Asche, ebenso der Quaggastall. Erschrocken irrten noch einzelne Thiere auf dem Plateau umher. Das während des Brandes nach dem See entflohene Geflügel kehrte schon nach seinem gewohnten Aufenthaltsort zurück und schnatterte am Ufer durcheinander. Hier bedurfte aber Alles einer völligen Neuherstellung.
    Cyrus Smith’s Gesicht, jetzt bleicher als sonst, verrieth den aufwallenden Zorn, den Jener nur mühsam niederkämpfte, ohne ein Wort laut werden zu lassen. Noch einmal betrachtete er die verwüsteten Felder und den aus den Trümmern noch aufsteigenden Rauch, dann kehrte er nach der Wohnung zurück.
    Die folgenden Tage gehörten zu den traurigsten, die die Colonisten auf der Insel verlebt hatten. Harbert’s Schwäche nahm sichtlich zu. Es schien bei ihm der Ausbruch einer schwereren, durch den tief angreifenden Insult veranlaßten Störung bevorzustehen, und Gedeon Spilett hatte das Vorgefühl einer so ernsten Verschlimmerung im Zustande des Kranken, daß er unvermögend sein würde, sie zu bekämpfen.
     

    Auffahrt nach der Wohnung. (S. 588.)
     
    Harbert verharrte in einer Art fast totaler Besinnungslosigkeit, ja es zeigten sich sogar einige Erscheinungen von Delirien. Den Colonisten standen aber nichts, als erquickende Theeaufgüsse zur Verfügung. Noch hielt sich das Fieber mäßig, bald aber schien es sich in regelmäßigen Anfällen zu wiederholen.
     

    Unerwartete Hilfe. (S. 596.)
     
    Am 6. December ward sich Gedeon Spilett klarer. Das arme Kind, dessen Finger, Nase und Ohren vollkommen erbleichten, litt erst an leichtem Frösteln und Zittern. Sein Puls war klein und unregelmäßig, die Haut trocken, der Durst lebhaft. Dieser Frostperiode schloß sich unmittelbar eine Hitzeperiode an; das Gesicht belebte sich, die Haut gewann Farbe, der Puls schlug schneller; dann brach ein reichlicher Schweiß aus, mit dem das Fieber nachzulassen schien. Die Dauer des Anfalls währte gegen fünf Stunden.
    Gedeon Spilett wich währenddem nicht von der Seite seines Kranken, der offenbar von einem intermittirenden (oder Wechsel-) Fieber befallen war, welches unterdrückt werden mußte, bevor es sich tiefer einnistete.
    »Zu seiner Unterdrückung, begann der Reporter zu Cyrus Smith gewendet, bedarf es eines fieberwidrigen Mittels.
    – Ein Fiebermittel! … antwortete der Ingenieur, wir besitzen aber weder Chinarinde, noch schwefelsaures Chinin.
    – Nein, sagte Gedeon Spilett, doch am Seeufer

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