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Die geheimnißvolle Insel

Die geheimnißvolle Insel

Titel: Die geheimnißvolle Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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der Letzte die Wohnung verlaßt. (S. 602.)
     
    Vielleicht erschien es rathsamer, sich zuerst nach der Viehhürde zu begeben, da zu fürchten war, daß die Sträflinge sich wieder dorthin zurückgezogen haben könnten, um diese entweder zu plündern oder sich dort einzunisten. Indessen, entweder war die Verwüstung dieser Anlage schon eine vollendete Thatsache, und sie zu verhindern jetzt nicht mehr möglich; oder die Sträflinge fanden es in ihrem Interesse, sich dort festzusetzen, und dann würde es auch später noch Zeit sein, sie daselbst anzugreifen.
    Nach eingehender Prüfung wurde also der erste Plan beibehalten, und beschlossen die Colonisten, quer durch den Wald auf das Schlangenvorgebirge hin zu dringen. Wenn sie den Weg auch erst mit der Axt bahnen mußten, so legten sie dabei doch den Grund zu einer Verbindung mit dem Granithause und jener etwa sechzehn bis siebenzehn Meilen entfernten Halbinsel.
    Der Wagen war in bestem Zustande. Die Quaggas konnten nach der längeren Ruhe wohl eine größere Anstrengung aushalten. Lebensmittel, Lagergegenstände, die tragbare Küche und verschiedene Werkzeuge wurden ebenso auf den Wagen verladen, wie die nöthigen Waffen nebst ausreichender und aus den Vorräthen im Granithause sorgfältig gewählter Munition. Nur durfte man nicht vergessen, daß die Sträflinge vielleicht durch die Wälder irrten, und es in dem dichten Walde sehr unversehens zu einem Kugelaustausche kommen konnte. Die kleine Truppe Colonisten mußte also stets beisammen bleiben, und jede sonst noch so begründete Trennung ihrer Mitglieder vermeiden.
    Im Granithause sollte Niemand zurückbleiben, sogar Top und Jup an dem Auszuge theilnehmen. Die unersteigbare Wohnung schützte sich selbst genug.
    Der 14. Februar, der Vortag der Abreise, war ein Sonntag. Ihn widmete man ganz der Ruhe und dem Dienste des Herrn.
    Harbert, jetzt völlig geheilt, doch noch immer etwas schwach, sollte einen Platz auf dem Wagen finden.
    Mit dem Grauen des nächsten Tages traf Cyrus Smith die nöthigen Vorkehrungen, um das Granithaus vollkommen »sturmfrei« zu machen. Die früher zum Aufsteigen benutzten Leitern wurden nach den Kaminen geschafft und daselbst tief im Sande vergraben, um bei der Rückkehr benutzt zu werden, da die Seiltrommel des Aufzugs abgenommen und überhaupt diese ganze Maschinerie demontirt worden war. Pencroff blieb noch zuletzt im Granithause zurück, um diese Arbeit zu vollenden, und stieg endlich an einem über eine Felsennase gelegten Seile, dessen eines Ende unten festgehalten wurde, herab. Nach Entfernung dieses Seiles fehlte jede Verbindung zwischen jenem Absatz und dem Strande.
    Das Wetter blieb dauernd schön.
    »Das wird einen warmen Tag geben! sagte der Reporter.
    – Ei was, Doctor Spilett, antwortete Pencroff, wir ziehen unter dem Schatten der Bäume hin, und werden die Sonne kaum zu Gesicht bekommen.
    – Vorwärts denn!« commandirte der Ingenieur.
    Am Ufer, vor den Kaminen, wartete der Wagen. Auf des Reporters Verlangen mußte Harbert, wenigstens für die ersten Stunden, darin Platz nehmen und sich den Anordnungen seines Arztes fügen.
    Nab führte die Quaggas. Cyrus Smith, der Reporter und der Seemann gingen voraus. Top sprang lustig umher. Harbert hatte Jup ein Plätzchen im Wagen angeboten, was dieser ohne Umstände annahm. Der Augenblick war da – die kleine Gesellschaft setzte sich in Bewegung.
    Der Wagen bog zuerst um die Ecke an der Flußmündung, folgte eine Meile weit dem linken Mercy-Ufer und rollte über die Brücke, an deren Ausgang sich der Weg nach dem Ballonhafen abzweigte. Diesen links liegen lassend, drangen die Forscher in das Wälderdickicht hinein, das den fernen Westen bildete.
    Während der ersten zwei Meilen ließen die Bäume noch genügenden Raum für eine ziemlich freie Bewegung des Wagens; nur dann und wann mußten einige Lianenstränge zerschnitten oder ein Stück Buschwerk niedergelegt werden; doch sperrte kein ernsteres Hinderniß den Weg der Colonisten.
    Das dichte Gezweig der Bäume bewahrte dem Boden eine wohlthuende Frische. Deodars, Douglas, Casuarinnen, Banksias, Gummi-, Drachenblutbäume und andere schon von früher bekannte Arten folgten einander, so weit das Auge reichte. Die ganze Vogelwelt der Insel fand hier ihre Vertreter; Tetras, Jacamars, rothe Papageien, die ganze schwatzhafte Familie der Cacadus, Sittige u.s.w. Agoutis, Kängurus, Wasserschweine liefen, sprangen und schwankten durch das Gras und erinnerten die Colonisten an die ersten

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