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Die geheimnißvolle Insel

Die geheimnißvolle Insel

Titel: Die geheimnißvolle Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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aus Land gekommen, und haben sich nach Ueberschreitung der Tadornesümpfe sofort in die Wälder des fernen Westens zurückgezogen. Sie mögen etwa demselben Wege gefolgt sein, wie wir von dem Granithause aus. Das erklärt die Spuren, welche wir im Walde fanden An der Küste angelangt, überzeugten sich die Sträflinge aber gewiß sehr bald, daß hier kein zuverlässiger Schlupfwinkel für sie zu finden sei; deshalb sind sie nach Norden zurückgegangen und haben auf diesem Wege die Hürde entdeckt …
     

    Nachtlager im Walde. (S. 605.)
     
    – Wohin sie vielleicht auch zurückgekehrt sind, fiel Pencroff ein.
    – Das glaub’ ich nicht, erwiderte der Ingenieur, denn sie müssen voraussetzen, daß sich unsere Nachforschungen nach dieser Seite richten. Die Hürde stellt für Jene nur einen Ort zur frischen Verproviantirung vor, nicht aber einen dauernden Lagerplatz.
    – Darin stimme ich Cyrus bei, bemerkte der Reporter; meiner Ansicht nach werden die Sträflinge einen Schlupfwinkel in den Ausläufern des Franklin-Berges gesucht haben.
    – Nun, Herr Cyrus, dann direct nach der Hürde! rief Pencroff. Die Sache muß ein Ende nehmen, und bis jetzt haben wir schon zu viele Zeit verloren.
    – Nein, mein Freund, entgegnete der Ingenieur. Sie vergessen, daß uns das Interesse hierher führte, zu wissen, ob sich im fernen Westen noch irgend eine Wohnung befinde. Unser Auszug verfolgt einen doppelten Zweck, Pencroff. Wenn er auf der einen Seite der Züchtigung jener Verbrecher gilt, so haben wir auf der anderen einen Act der Dankbarkeit zu erfüllen.
    – Das ist zwar leicht gesagt, antwortete Pencroff; meine Meinung geht aber dahin, daß wir diesen Ehrenmann nur finden werden, wenn er selbst es will!«
    Pencroff drückte hiermit wirklich die Ansicht aller Uebrigen aus, denn jedenfalls war der Zufluchtsort des Unbekannten nicht minder geheimnißvoll, als er selbst.
    An diesem Abend hielt der Wagen bei der Mündung des Cascadenflusses. Das Lager ward nach gewohnter Weise hergerichtet, und für die Nacht die übliche Vorsicht im Auge behalten. Harbert, jetzt wieder ebenso kräftig und gesund, wie vor seiner Erkrankung, zog den sichtlichsten Vortheil aus diesem fortwährenden Aufenthalte in der frischen See-, und belebenden Waldluft. Sein Platz war nicht mehr im Wagen, sondern an der Spitze der kleinen Karawane.
    Andern Tags, am 19. Februar, stiegen die Colonisten, indem sie die Küste, auf welcher sich jenseit des Flusses so pittoreske Basaltmassen aufthürmten, verließen, am linken Ufer desselben aufwärts. Der Weg war in Folge früherer Excursionen von der Hürde nach der Westküste zum Theil schon frei gelegt. Die Colonisten befanden sich jetzt in einer Entfernung, von etwa sechs Meilen vom Franklin-Berge.
    Des Ingenieurs Absicht ging dahin, das ganze Thal, in dessen Sohle sich der Fluß hinschlängelte, sorgfältig ins Auge zu fassen, und die Gegend der Hürde unter unausgesetztem Absuchen der Umgebungen zu erreichen; sollte die Hürde selbst besetzt sein, diese mit Gewalt zu nehmen, wenn aber verlassen, sich in ihr einzurichten, und von diesem Centrum aus die Einzel-Expeditionen nach dem Franklin-Berge zu unternehmen.
    Dieser Plan fand einmüthige Zustimmung, denn es drängte die Colonisten alle, sich bald wieder in unbestrittenem Besitz der ganzen Insel zu wissen.
    Man zog also durch das enge Thal, welches zwei der mächtigsten Vorberge des Franklin trennte. Die längs des Flußufers erst ziemlich gedrängten Bäume wurden in den höheren Partien des Vulkanes seltener. Hier war ein unebener, wild zerrissener und zu Hinterhalten ganz geschaffener Boden, über welchen man nur mit größter Vorsicht weiter zog. Top und Jup sprangen als Plänkler voran, verschwanden links und rechts in dem Gebüsche, und suchten an Geschicklichkeit und Intelligenz zu wetteifern. Kein Anzeichen verrieth aber, daß Jemand unlängst die Flußufer betreten habe, oder daß die Sträflinge jetzt hier oder in der Nähe seien.
    Gegen fünf Uhr Nachmittags hielt der Wagen etwa sechshundert Schritte vor der Palissade der Hürde; nur eine halbmondförmige Reihe von Bäumen verbarg diese noch.
    Jetzt handelte es sich darum, zu erfahren, ob die Hürde besetzt sei. Sich ihr offen, bei hellem Tageslichte weiter zu nähern, hieß, für den Fall, daß die Sträflinge darin hausten, sich irgend einem verderblichen Zufalle aussetzen, wie es ja die Erfahrung mit Harbert lehrte. Es empfahl sich also von selbst, die Nacht abzuwarten. Inzwischen wollte Gedeon

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