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Die geheimnißvolle Insel

Die geheimnißvolle Insel

Titel: Die geheimnißvolle Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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hergestellten Durchfahrt Nutzen, erweiterte und verbesserte sie zu einer Straße, welche den Namen der »Weststraße« erhielt, und schaffte das Schiffsholz auf derselben nach den Kaminen, in deren Nähe die Werfte errichtet wurde. Die Richtung obiger Straße erschien zwar etwas launenhaft, da sie einmal durch die Schonung der prächtigsten Baumexemplare, das andere Mal durch die geringeren Terrainschwierigkeiten vorgeschrieben worden war; aber sie erleichterte doch den Zugang zu einem großen Theile der Schlangenhalbinsel.
    Jenes Holz mußte überhaupt bald gefällt und im Rohen zugerichtet werden, da man es nicht grün verwenden konnte, und seine Austrocknung doch eine gewisse Zeit erforderte. Eifrig arbeiteten die Zimmerleute also im Laufe des Monats April, der nur durch einige bald vorübergehende Aequinoctialstürme gestört wurde. Meister Jup half mit größter Geschicklichkeit, indem er entweder auf die Gipfel der Bäume kletterte, um die Seile zum Niederziehen daselbst zu befestigen, oder seine kräftigen Schultern darbot, die abgeästeten Stämme wegzuschaffen.
    Der gesammte Holzvorrath ward in einem geräumigen, neben den Kaminen erbauten Bretterschuppen untergebracht, und erwartete daselbst seine weitere Verwendung.
    Der April hielt sich also, wie der October der nördlichen Halbkugel, im Ganzen recht schön. Zu gleicher Zeit wurden deshalb auch die ländlichen Arbeiten emsig gefördert, so daß bald jede Spur von der Verwüstung des Plateaus der Freien Umschau verschwand. Die Mühle stieg aus der Asche wieder auf, und im Hühnerhofe wuchsen neue Baulichkeiten empor, die man in weit größeren Verhältnissen angelegt hatte, um für die beträchtlich vermehrten Geflügelschwärme Raum zu bieten. Die Ställe beherbergten jetzt fünf Quaggas, vier ausgewachsene, zugerittene und eingefahrene Thiere und ein noch sehr junges Füllen. Das Inventar der Colonie war durch einen Pflug vervollständigt worden, mit dem die Quaggas arbeiteten gleich den besten Stieren von Yorkshire oder Kentucky. Jeder der Colonisten suchte sich seinen Theil Arbeit, und nie feierten die fleißigen Hände. Welch’ guter Gesundheit erfreuten sich dabei Alle, und mit welch’ köstlichem Humor würzten sie die länger werdenden Abende und entwarfen sie tausend Projecte für die Zukunft!
    Es versteht sich von selbst, daß Ayrton dieses gemeinsame Leben theilte, und die Frage seiner etwaigen Rückkehr nach der Hürde gar nicht erwähnt wurde. Dennoch blieb er stets etwas niedergeschlagen, wortkarg und betheiligte sich eifriger an den Arbeiten, als an den Vergnügungen seiner Genossen. Doch wo’s etwas zu thun gab, da war er mit seinen Kräften, seiner Geschicklichkeit und Einsicht bei der Hand, so daß ihn Alle mehr und mehr lieb gewannen, was auch ihm selbst nicht unbekannt bleiben konnte.
    Inzwischen wurde die Viehhürde nicht etwa vergessen. Einen Tag um den anderen fuhr Einer der Colonisten im Wagen oder ritt auf einem Quagga dahin, um die Schaf-und Ziegenheerden zu versorgen und für die Küche Nab’s den nöthigen Milchbedarf mitzubringen. Diese Excursionen wurden wohl gleichzeitig zur Jagd benutzt. Deshalb befanden sich auch Harbert und Gedeon Spilett, – natürlich nie ohne Top, – häufiger als ein Anderer auf dem Wege nach der Hürde, und bei den ausgezeichneten Gewehren, welche sie führten, fehlten Wasserschweine, Agoutis, Kängurus, Wildschweine von der hohen, und Enten, Tetras, Auerhähne, Becassinen von der niederen Jagd der Ansiedelung niemals. Die Producte des Kaninchengeheges, die der Austernbank, einige eingefangene Schildkröten, ein wiederholter Fang ausgezeichneter Lachse, die sich auch diesen Winter schaarenweise in die Mercy drängten, die Gemüse vom Plateau der Freien Umschau, die wilden Früchte des Waldes bildeten Reichthümer über Reichthümer, welche Nab, der Meister Koch, unterzubringen Mühe hatte.
    Natürlich war auch der Telegraphendraht zwischen Hürde und Granithaus wieder hergestellt worden und kam in Anwendung, wenn ein oder der andere Colonist sich in der Hürde befand, und es für gerathen hielt, daselbst zu übernachten. Uebrigens erfreute sich die Insel einer vollkommenen Sicherheit, mindestens vor einem feindlichen Angriff seitens der Menschen.
    Immerhin konnte, was einmal geschehen, sich auch wiederholt ereignen. Ein Erscheinen von Piraten, selbst von ausgebrochenen Sträflingen, war immer zu fürchten, da z.B. in Norfolk noch detinirte Spießgesellen Bob Harvey’s, von dessen Absichten

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