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Die geheimnißvolle Insel

Die geheimnißvolle Insel

Titel: Die geheimnißvolle Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Cyrus Smith; noch entweicht kein Dampfwölkchen aus dem Krater, dessen Gipfel ich gestern aufmerksam beobachtete. Doch kann die Zeit im Grunde des Kamines Felsgeröll, Asche und verhärtete Lavamassen angehäuft und das erwähnte Ventil jetzt gerade zu stark belastet haben. Bei der ersten Kraftäußerung aber würde jedes derartige Hinderniß beseitigt werden, und Sie dürfen sicher sein, lieber Spilett, daß weder die Insel, gewissermaßen der Dampfkessel, noch der Vulkan, dessen Rauchfang, unter der Spannung der Gase explodirt. Immerhin, wiederhole ich, wünschen wir lieber das Ausbleiben einer Eruption.
    – Und doch täuschen wir uns nicht, bemerkte der Reporter. Man hört ein Murmeln im Innern des Vulkans ganz deutlich.
    – Ja, es ist so, antwortete der Ingenieur aufmerksam lauschend, es kann keine Täuschung sein … Dort vollzieht sich eine Arbeit, deren Umfang und Endresultat wir nicht zu bestimmen vermögen.«
    Cyrus Smith und Gedeon Spilett kehrten zurück und schlossen sich ihren Gefährten wieder an, denen sie den Stand der Sache mittheilten.
    »Sehr schön, rief Pencroff, der Vulkan will dumme Streiche machen! Mag er’s probiren! Er wird seinen Meister finden.
    – Wen denn? fragte Nab.
    – Unsern Schutzgeist, Nab, unsern Schutzgeist. O, der wird ihm den Krater schon zuknebeln, wenn er ihn öffnen will!«
    Man sieht, Pencroff’s Vertrauen zu diesem Genius der Insel kannte keine Grenzen und schien gegenüber jener verborgenen Macht, die sich wiederholt auf die unerklärlichste Weise bemerkbar gemacht, nicht unbegründet. Dazu wußte sie sich auch den peinlichsten Nachforschungen der Colonisten zu entziehen, denn trotz ihrer Bemühung, ihres Eifers, ja trotz aller Hartnäckigkeit, mit der sie dieses Ziel verfolgten, konnte deren wunderbarer Zufluchtsort nicht ermittelt werden.
    Vom 19. bis 25. Februar wurde der Kreis der Untersuchungen auf die ganze Westseite der Insel ausgedehnt, deren geheimste Schlupfwinkel man erforschte. Die Colonisten beklopften sogar jede Felsenwand, wie es die Polizei an den Mauern eines verdächtigen Hauses zu thun pflegt. Der Ingenieur zeichnete einen genauen Aufriß des Berges und erstreckte seine Untersuchungen bis auf dessen unscheinbarste Ausläufer. Ebenso wurde er zuerst bis zur Höhe des abgestumpften Kegels abgesucht, der den ersten Felsenabsatz bildete, und hierauf bis zum obersten Kamme des riesigen Hutes, in dessen Grunde sich der Krater öffnete.
    Noch mehr: Man drang bis in den jetzt unbewegten Abgrund, in dessen Tiefen das unheimliche Murmeln deutlich zu hören war. Doch zeigte kein Rauch, kein Dampf, keine warm gewordene Wand einen bevorstehenden Ausbruch an. Aber weder hier, noch sonst wo am Franklin-Berge entdeckten die Colonisten auch nur eine Spur des Gesuchten.
    Jetzt wandte man sich nach der Gegend der Dünen, untersuchte die steilen Granitmauern des Haifisch-Golfes von oben bis unten, so schwer es auch war, bis zum Niveau des Golfes hinab zu klimmen. Niemand! – Nichts!
    Von wie vielen nutzlosen Bemühungen und verfehlten hartnäckigen Versuchen sprechen diese beiden Worte! In das Mißgeschick Cyrus Smith’s und seiner Genossen mischte sich ein gutes Theil zürnenden Unmuths.
    Man mußte allmälig an die Rückkehr denken, denn in’s Endlose konnten diese Nachsuchungen ja nicht fortgesetzt werden. Die Colonisten schienen zu dem Glauben berechtigt, daß das geheimnißvolle Wesen nicht auf der Oberfläche der Insel wohne, und nun drängten sich ihrer überreizten Phantasie die tollsten Hypothesen auf. Pencroff und Nab begnügten sich nicht mehr mit dem Begriffe des Außergewöhnlichen, Fremdartigen, sondern schweiften in die übernatürliche Welt.
    Am 25. Februar zogen die Colonisten nach dem Granithause heim, und stellten mittels des Doppelfeils, das ein Pfeilschuß nach dem Thürabsatz beförderte, die Verbindung zwischen ihrer Wohnung und dem Erdboden wieder her.
    Einen Monat später, am 25. März, feierten sie den dritten Jahrestag ihrer Ankunft auf der Insel Lincoln!
Vierzehntes Capitel.
Nach drei Jahren. – Die Frage wegen des neuen Schiffes. – Was beschlossen wurde. – Gedeihen der Colonie. – Die Werft. – Die Kälte der südlichen Hemisphäre. – Pencroff’s Resignation. – Das Bleichen der Wäsche. – Der Franklin-Berg.
    Drei Jahre waren verflossen, seitdem die Gefangenen aus Richmond entflohen, und wie viele, viele Mal sprachen sie während dieser Zeit von ihrem Vaterlande, an das sich ihre Gedanken unausgesetzt hefteten!
    Sie

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