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Die geheimnißvolle Insel

Die geheimnißvolle Insel

Titel: Die geheimnißvolle Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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vorzüglich aber zum Bleichen der Wäsche. Uebrigens nahm man die Wäscherei nur viermal des Jahres vor, wie es ehedem in behäbig lebenden Familien Gebrauch war, und hier sei es gestattet hinzuzufügen, daß Pencroff und Gedeon Spilett, Letzterer immer in Erwartung, daß der Zeitungsträger ihm sein Journal überbringen werde, die tüchtigsten Wasch-männer abgaben.
    So vergingen die Wintermonate Juni, Juli und August. Sie waren sehr rauh und betrug die beobachtete Mitteltemperatur – 13,3° C. Sie blieb also noch unter der des vergangenen Winters zurück. Unausgesetzt prasselte ein lustiges Feuer in den Oefen des Granithauses und zeichnete der Rauch von demselben lange schwarze Streifen auf die Felsenwand. Das Brennmaterial, welches ja in nächster Nähe wuchs, ward nicht geschont. Dazu erlaubte auch das Abfallholz von der Werft an Steinkohle zu sparen, die einen weiteren und mühsameren Transport nöthig machte.
    Menschen und Thiere befanden sich sehr wohl. Nur Meister Jup erwies sich leicht fröstelnd; vielleicht sein einziger Fehler! Man mußte ihm einen gut wattirten Hausrock anfertigen. Aber welch’ gewandter, eifriger, unermüdlicher, discreter und überhaupt nicht plauderhafter Diener war er auch! Mit Recht konnte er seinen zweibeinigen Collegen der Alten und Neuen Welt als Muster hingestellt werden.
    »Uebrigens, meinte Pencroff, wenn man vier Hände am Leibe hat, kann man wohl sein Tagewerk vollbringen.«
    Und wirklich, der intelligente Vierhänder that das ehrlich.
    Während der sieben Monate seit den letzten Nachforschungen rund um den Berg, und dem Monat September, mit dem die schönen Tage wiederkehrten, war von dem Genius der Insel fast gar nicht die Rede. Sein Einfluß trat auf keine Weise hervor. Jetzt trug sich aber auch gar nichts zu, was den Colonisten eine gefährlichere Prüfung bereitet hätte.
    Cyrus Smith bemerkte sogar, daß, wenn die Vermittelung zwischen dem Unbekannten und den Bewohnern des Granithauses jemals auf dem Wege durch die Gesteinsmasse stattfand und Top dieselbe gewissermaßen vorausfühlte, das doch jetzt nicht mehr der Fall sei. Der Hund knurrte nicht, der Orang zeigte keine Unruhe mehr. Die beiden Freunde – denn das waren sie, – trabten nicht mehr um die Schachtmündung im Innern, bellten und schrieen nicht mehr in der eigenthümlichen Weise, die dem Ingenieur schon von Anfang an so auffällig erschien. Konnte er aber deshalb behaupten, daß das Räthsel verschwunden und nie seine Lösung zu erwarten sei? Konnte er sich für überzeugt halten, daß kein zufälliges Ereigniß den Unbekannten wieder auf die Bühne führen werde? Wer wußte, was die Zukunft in ihrem Schoße barg?
    Indeß, der Winter verfloß; in den ersten Frühlingstagen ereignete sich aber etwas, das von sehr ernsten Folgen sein konnte.
    Am 7. September sah Cyrus Smith, als er den Gipfel des Franklin-Berges betrachtete, über dem Krater ein wenig Rauch, dessen erste Wolken sich in der Luft verbreiteten!
Fünfzehntes Capitel.
Das Erwachen des Vulkanes. – Die schöne Jahreszeit. – Wiederaufnahme der Arbeiten. – Der Abend des 15. Octobers. – Ein Telegramm. – Eine Anfrage. – Antwort darauf. – Aufbruch nach der Hürde. – Die Notiz. – Ein zweiter Leitungsdraht. – Die Basaltküste. – Bei der Fluth. – Bei der Ebbe. – Die Höhle. – Ein blendendes Licht.
    Die Colonisten hatten, als der Ingenieur sie auf jene Vorzeichen aufmerksam machte, ihre Arbeiten unterbrochen und betrachteten schweigend den Gipfel des Franklin.
    Der Vulkan war also wieder erwacht und die Dämpfe hatten die mineralische Decke des Kratergrundes durchbrochen. Stand jetzt auch ein heftigerer Ausbruch der unterirdischen Feuer bevor? – Jedenfalls fühlte man einem solchen gegenüber sich völlig machtlos.
    Doch auch bei der Voraussetzung eines Ausbruches blieb es wahrscheinlich, daß die Insel Lincoln nicht in ihrem ganzen Umfange darunter leiden werde. Nicht immer wirkt ja die Ergießung vulkanischer Massen so entsetzlich zerstörend. Die Insel hatte schon eine Probe bestanden, wie es die Lavaschichten bewiesen, welche streifenweise auf dem nördlichen Bergabhange lagerten. Uebrigens mußten die Auswurfsmassen bei der ganzen Form des Kraters und vorzüglich der seiner oberen Oeffnung nach der entgegengesetzten Seite der fruchtbaren Inseloberfläche abgeleitet werden.
    Freilich gab die Vergangenheit keine völlige Sicherheit für die Zukunft, denn nicht selten schließen sich wohl alte Kratermündungen und öffnen

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