Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die geheimnißvolle Insel

Die geheimnißvolle Insel

Titel: Die geheimnißvolle Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
diese Höhle wird bis zu gewisser Höhe mit Wasser gefüllt sein, bemerkte Harbert.
    – Oder wird auch vollkommen trocken liegen, antwortete Cyrus Smith, dann durchlaufen wir sie zu Fuß; wenn das nicht der Fall wäre, wird sich auch ein Transportmittel für uns vorfinden.«
    Eine Stunde verrann. Alle stiegen bei heftigem Regen nach dem Meere hinab. Binnen drei Stunden war das Wasser um fünfzehn Fuß gefallen. Die Wölbung ragte jetzt gegen acht Fuß über das Meeresniveau empor. Sie glich einem Brückenbogen, unter dem sich das schaumgemengte Wasser dahin wälzte.
    Als er sich vornüber neigte, sah der Ingenieur einen schwarzen Gegenstand auf den Fluthen tanzen. Er zog ihn zu sich heran.
    Es war ein Boot, das mittels eines Taues an irgend welchem Felsenvorsprung im Inneren fest lag. Das Boot war aus genietetem Eisenblech verfertigt. Zwei Ruder lagen unter den Bänken desselben.
    »Schiffen wir uns ein«, sagte Cyrus Smith.
    Sofort bestiegen die Colonisten das Fahrzeug. Nab und Ayrton setzten sich an die Ruder, Pencroff an das Steuer. Cyrus Smith beleuchtete, mit der Fackel an der Spitze stehend, den Weg.
    Die erst ziemlich niedrige Wölbung, unter der das Boot dahin glitt, hob sich plötzlich; doch bei der tiefen Dunkelheit und dem unzulänglichen Lichte der Fackel vermochte man die Ausdehnung der Höhle weder nach ihrer Breite und Höhe, noch nach ihrer Länge abzuschätzen. In diesem unterirdischen Basaltbau herrschte eine feierliche Stille. Kein Laut von außen drang hinein, und auch das Rollen des Donners drang nicht durch ihre dicken Wände.
    An manchen Punkten der Erde kennt man solche, aus deren geologischer Epoche herrührende, ungeheure Aushöhlungen. Die einen füllen die Fluthen des Meeres gänzlich aus, andere bergen ganze Seen in ihrem Schoße. So die Fingalsgrotte auf der Insel Staffa, einer der Hebriden; die Grotten von Morgat in der Bai von Douarnenez in der Bretagne; die Grotten von Bonifacio in Corsica; die des Lyse-Fjord in Norwegen; die ungeheure Mammouth-Höhle in Kentucky, welche bei 500 Fuß Höhe gegen zwanzig Meilen in der Länge mißt! So hat die Natur an manchen Stellen der Erdkugel solche Räume ausgehöhlt und sie der Bewunderung des Menschen aufbewahrt.
    Dehnte sich die von den Colonisten jetzt besuchte Höhle wohl bis zum Centrum der Insel aus? Seit einer Viertelstunde schwamm das Boot auf manchen Umwegen dahin, welche Cyrus Smith immer Pencroff kurz bezeichnete, als er plötzlich ausrief:
    »Mehr nach rechts halten!«
    Das Boot änderte seine Richtung und streifte fast die felsige Wand. Der Ingenieur wollte nachsehen, ob der Draht immer noch längs derselben verlaufe.
    Die Leitung zeigte sich noch immer über einzelne Gesteinsvorsprünge hin gezogen.
    »Vorwärts also!« sagte Cyrus Smith.
    Die beiden Ruder tauchten wieder in das schwarze Wasser und setzten das Boot in Bewegung.
    Noch eine Viertelstunde fuhr man so, und mochte vom Eingange der Höhle aus wohl eine halbe Meile zurückgelegt haben, als sich Cyrus Smith’s Stimme von Neuem vernehmen ließ.
    »Anhalten!« befahl er.
    Das Boot stand still, und die Colonisten bemerkten einen glänzenden Lichtschimmer, der die ungeheure, so tief in den Eingeweiden der Insel ausgebrochene Höhle erhellte.
    Erst jetzt konnte man diese, von der Niemand eine Ahnung gehabt hatte, deutlicher übersehen.
    In der Höhe von etwa 100 Fuß dehnte sich eine Wölbung aus, getragen von Basaltsäulen, die alle in einer Form gegossen schienen. Wie ein kunstgerechter Bau stützten sich die Felsenmassen auf diese tausendfache Unterlage, welche die Erde in ihrer Geburtsperiode errichtet haben mochte. Die Basaltstämme stiegen wohl vierzig bis fünfzig Fuß von ihrem Bodenstücke auf, um welches das hier völlig ruhige Wasser nur leise spielte. Der Glanz jener von dem Ingenieur signalisirten Lichtquelle brach sich an jedem Prisma, bestreute dessen Ecken wie mit Funken, schien fast durch die Wände zu dringen, als wären sie durchscheinend, und glitzerte von den geringsten Flächen dieses ungeahnten Wunderbaues wider.
    In Folge der Reflexion spiegelte auch das Wasser alle jene Strahlenbündel zurück, so daß das Boot zwischen zwei blitzenden Zonen dahin zu gleiten schien.
    Ueber die Natur jener glanzvollen Lichterscheinung konnte man nicht im Zweifel sein. Sie rührte von einer mächtigen Elektricitätsquelle her, die weiße Farbe verrieth ihren Ursprung. Das war die Sonne dieser Höhle, und erfüllte sie auch vollkommen.
    Auf ein Zeichen Cyrus Smith’s

Weitere Kostenlose Bücher