Die geheimnißvolle Insel
mißlang trotz aller darauf verwendeten Mühe.
Obwohl Pencroff kein Vertrauen zu dem Verfahren hatte, so ging er doch auch daran, nach Art der Wilden zwei Hölzer aneinander zu reiben. Hätte die von Nab und ihm ausgeführte Bewegung sich, entsprechend den neueren Theorien, in Wärme umgesetzt, so mußte diese wohl hinreichen, einen Dampfkessel zum Sieden zu bringen! Auch das hieraus entspringende Resultat war gleich Null. Die Holzstücke erwärmten sich wohl etwas, aber noch weit weniger, als die Arbeitenden selbst.
Nach einer Stunde fruchtloser Bemühung warf Pencroff die Holzstücke ärgerlich bei Seite.
»Wenn mir wieder Einer weismachen will, daß sich die Wilden auf diese Weise Feuer verschaffen, sagte er, so wird mir’s gleich selbst warm, selbst im Winter. – Da bring’ ich doch noch eher meine Arme in Flammen, wenn ich sie übereinander reibe!«
Dennoch hatte der Seemann Unrecht, dieses Verfahren ganz zu leugnen. Es steht fest, daß die Wilden sich durch rasche Reibung zweier Holzstücken Feuer zu entzünden verstehen. Einmal eignet sich aber nicht jedes beliebige Holz hierzu, und dann verlangt es auch einen gewissen Kunstgriff, der Pencroff wahrscheinlich fehlte.
Pencroff’s üble Laune war übrigens nicht von langer Dauer; Harbert hatte die von ihm weggeworfenen Holzstücke aufgenommen und that sein Möglichstes, sie nach besten Kräften zu reiben. Der robuste Seemann konnte sich des Lächelns nicht enthalten, als er bemerkte, daß der junge Mann da Etwas zu erreichen versuchte, wo es ihm selbst fehl geschlagen war.
»Immer reibe, mein Junge, reibe nur zu! sagte er.
– Ich reibe, entgegnete Harbert lächelnd, nur mit der Absicht, mich selbst warm zu machen, und das wird mir bald ebenso gelungen sein, wie Dir, Pencroff.«
Auf der Tragbahre eingeschlafen. (S. 84.)
Das geschah denn auch. Leider mußte man für diese Nacht auf Feuer vollkommen verzichten. Gedeon Spilett wiederholte zum zwanzigsten Male, daß Cyrus Smith einer solchen Kleinigkeit wegen nicht in Verlegenheit sein werde.
Pencroff’s Versuche, Holz zu entzünden. (S. 87.)
Geduldig streckte er sich auf sein Lager im Sande. Harbert, Nab und Pencroff folgten ihm nach, während Top zu Flißen seines Herrn schlief.
Als der Ingenieur am Morgen des 28. März erwachte, sah er seine Gefährten neben sich, die seinen Schlaf bewachten, und so wie Tags vorher waren seine ersten Worte:
»Insel oder Festland?«
Man erkannte, daß das zur fixen Idee bei ihm geworden war.
»Schön, schön, antwortete Pencroff, wir wissen darüber nur leider noch Nichts, Mr. Smith.
– Das wißt Ihr noch nicht?
– Werden es aber sofort erfahren, fügte Pencroff hinzu, wenn wir Sie als Lootsen durch dieses Land haben werden.
– Ich glaube im Stande zu sein, das unternehmen zu können, erwiderte der Ingenieur, erhob sich ohne große Anstrengung und blieb auch stehen.
– Das ist ja prächtig! rief der Seemann.
– Doch komme ich bald vor Erschöpfung um, sagte Cyrus Smith, gebt mir etwas zu essen, meine Freunde, dann wird’s vorüber sein. Ihr habt doch Feuer, nicht wahr?«
Auf diese Frage folgte keine sofortige Antwort, doch sagte Pencroff nach einigen Augenblicken:
»Ach nein, wir haben kein Feuer, Mr. Cyrus, oder vielmehr, wir haben keines mehr!«
Der Seemann erzählte, was sich am Tage vorher zugetragen hatte, und erheiterte den Ingenieur weidlich durch seinen drastischen Bericht über das einzige Zündhölzchen und seinen vergeblichen Versuch, nach Art der Wilden Feuer zu machen.
»Das werden wir uns gut überlegen müssen, antwortete der Ingenieur, und im Falle wir keine Substanz, etwa wie Schwamm, entdecken …
– Nun dann? fragte der Seemann.
– Nun, dann machen wir uns Streichhölzchen
– Chemische?
– Chemische!
– Da ist das Eine nicht schwerer als das Andere«, bemerkte der Reporter, und schlug dem Seemann auf die Schulter.
Dieser fand die Sache gar nicht so einfach, widersprach aber nicht. Alle gingen hinaus, da das Wetter recht freundlich geworden war. Hell glänzte die Sonne über dem Meere und vergoldete die Vorsprünge der Felsenmauer mit blitzenden Lichtern.
Nachdem er einmal schnell umhergeblickt hatte, setzte sich der Ingenieur auf einen Felsblock. Harbert bot ihm eine Handvoll Miesmuscheln und Seetang an.
»Das ist Alles, was wir besitzen, Mr. Cyrus, sagte er.
– Ich danke, mein Sohn, antwortete Cyrus Smith, für diesen Morgen genügt es ja.«
Mit Vergnügen verzehrte er diese magere Nahrung, die
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