Die geheimnißvolle Insel
nöthig sein sollte.
Nab und Pencroff erhielten nun vor Allem den Auftrag, das Dugongfett zu sammeln und das Fleisch, welches gegessen werden sollte, aufzubewahren. Sie machten sich sogleich, ohne eine weitere Erklärung zu verlangen, auf den Weg. Ihr Vertrauen zu dem Ingenieur hatte eben keine Grenzen.
Bald nachher zogen Cyrus Smith, Harbert und der Reporter die Schleife am Flußufer hinauf und wendeten sich nach dem Kohlenlager, wo sich der Thoneisenstein fand, der in den jüngeren Uebergangsformationen nicht selten vorkommt und von dem Cyrus Smith schon früher eine Probe mitgenommen hatte.
Man verwendete den ganzen Tag darauf, eine große Menge desselben nach den Kaminen zu schaffen. Am Abend belief sich der Vorrath auf mehrere Tonnen.
Am folgenden Tage, den 8. Mai, begann der Ingenieur seine Manipulationen. Der erwähnte Thoneisenstein besteht in der Hauptsache aus Kohle, Kieselerde, Thonerde und Schwefeleisen, letzteres in größter Menge. Dieses Schwefeleisen sollte isolirt und baldmöglichst in schwefelsaures Eisen übergeführt werden. Aus diesem Salze wollte man dann die Schwefelsäure gewinnen.
In der That war dieses der nächste Zweck. Die Schwefelsäure ist eines der am meisten verwendeten Agentien, und fast kann man die Industrie einer Nation nach ihrem Verbrauch derselben messen. Die Säure sollte später für die Colonisten von größtem Nutzen sein, z.B. bei der Fabrikation von Lichtern, zum Gerben der Häute u.s.w.; für jetzt behielt sich der Ingenieur jedoch eine ganz besondere Verwendung derselben vor.
Dicht hinter den Kaminen erwählte Cyrus Smith einen ebenen, sorgfältig gereinigten Platz. Auf demselben schichtete er aus Zweigen und gespaltetem Holze einen Haufen auf und bedeckte ihn lose mit großen Stücken von Thoneisenstein; das Ganze erhielt noch eine Decke von etwa nußgroß zerschlagenen Stückchen desselben Minerals.
Nachher setzte man den Haufen in Brand; die Hitze theilte sich dem Thoneisenstein mit, welcher sich wegen seines Gehalts an Kohle und Schwefel selbst entzündete. Nun wurden immer neue Schichten des letzteren aufgelegt, woraus eine große Halde entstand, welche äußerlich nach Aussparung einiger Zuglöcher mit Erde und Gesträuch verschlossen wurde, wie es bei den Meilern geschieht, wenn man Holzkohle erzeugen will.
Hierauf ließ man die Umwandlung ungestört vor sich gehen, und nach zehn bis zwölf Tagen waren aus dem Schwefeleisen und der Thonerde schwefelsaures Eisen und schwefelsaure Thonerde, d.h. zwei lösliche Substanzen, entstanden, gegenüber den unlöslichen Bestandtheilen des Haufens, nämlich der Kieselerde, der halbverbrannten Kohle und der Asche.
Während dieses chemischen Processes schritt Cyrus Smith schon zu einigen anderen nothwendigen Operationen, welche man nicht mit Eifer, nein, mit einer wahren Wuth betrieb.
In großen, irdenen Krügen hatten Nab und Pencroff das Dugongfett herbeigebracht. Aus diesem Fette sollte durch Abscheidung eines seiner Elemente, d.h. durch Verseifung, ein Bestandtheil, das Glycerin, gewonnen werden. Hierzu genügte die Behandlung desselben mit Soda oder Kalk. Jede dieser Substanzen mußte ja das Fett zersetzen, durch Isolirung des Glycerins Seife bilden, und jenes Glycerin war es, welches der Ingenieur vor Allem zu erhalten wünschte. An Kalk fehlte es ihm ja bekanntlich nicht; bei Anwendung dieses Zersetzungsmittels aber würde er nun eine unlösliche Kalkseife erhalten haben, während die Behandlung mit Soda eine lösliche Seife, welche für häusliche Reinigungszwecke vortheilhaft zu verwenden wäre, liefern mußte. Zuerst handelte es sich also darum, Soda herbei zu schaffen. War das schwierig? Gewiß nicht Der an Meerpflanzen überreiche Strand bot ja von den Seegrasarten eine große Menge, zu welchen der Varec und die sogenannte See-Eiche gehören. Von diesen Gewächsen sammelte man demnach einen tüchtigen Vorrath ein, ließ sie trocknen und verbrannte sie endlich unter freiem Himmel. Das Feuer wurde einige Tage lang unterhalten, so daß die Hitze bis zu dem Grade stieg, bei welchem die Rückstände schmolzen, so daß man eine zusammenhängende, grauweiße Masse erhielt, welche unter dem Namen der »natürlichen Soda« schon längst bekannt ist.
Mit dieser Soda behandelte nun der Ingenieur das Dugongfett, wodurch er eines Theils eine lösliche Seife, und anderen Theils jene neutrale Substanz, das Glycerin, erhielt.
Das war aber noch nicht Alles. Cyrus Smith bedurfte zur Ausführung seines Vorhabens noch
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