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Die geheimnisvolle Tuer

Die geheimnisvolle Tuer

Titel: Die geheimnisvolle Tuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Mai
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Brücke nahe der Grenze scheuten die Pferde, die Kutsche kippte um und stürzte in den Fluss.
    Königin Limaschö und der Kutscher ertranken.
    Prinz Morgenstern wurde bewusstlos und schwer verletzt am Ufer gefunden.
    Von Prinzessin Himmelslicht fehlte jede Spur.
    Als König Alkomar die Nachricht von dem schrecklichen Unglück erhielt, ließ er sofort den ganzen Fluss absuchen, aber die Prinzessin blieb verschwunden. Seine letzte Hoffnung war Prinz Morgenstern.
    Zum ersten Mal seit langer Zeit saß der König am Bett seines Sohnes und wartete, dass er die Augen aufschlug.
    Als es endlich so weit war, fragte derKönig sofort nach seiner Tochter. Aber der Prinz wusste nicht, was mit ihr passiert war.
    Der König stieß ihn zurück und sagte: »Ach, wärst doch du statt meiner lieben Tochter verschwunden.« Dann ging er, ließ das ganze Schloss verdunkeln und wollte keinen Menschen mehr sehen.
    Die Nachricht von dem Unglück verbreitete sich in Windeseile, und die Menschen im ganzen Land trauerten mit ihrem König.
    Doch ihre Trauer war nicht so groß wie seine, und es dauerte nicht lange, bis auf den Gassen wieder Lachen zu hören war.
    Da und dort wurde auch wieder ein Fest gefeiert, bei dem es lustig zuging.
    König Alkomar wollte nicht, dass die Menschen lustig waren und Feste feierten. Wenn Prinzessin Himmelslicht nicht mehr lebte, sollte in seinem Land nie mehr jemand lachen. Genau wie er sollten alle Menschen in Trauer und Dunkelheit leben.
    Deshalb befahl er, um das ganze Land eine Mauer zu bauen. Sie sollte so hoch werden, dass kein Licht mehr eindringen konnte.
    Aber auch in der Dunkelheit fand König Alkomar keine Ruhe.
    Er haderte mit dem Schicksal, das ihm seine Frau und seine über alles geliebte Tochter genommen und seinen ungeliebten Sohn gelassen hatte. Insgeheim gab er dem Prinzen sogar die Schuld an dem Unglück. Warum hatte man ihn lebend gefunden und die Prinzessin nicht? Warum gab es keine Spur von ihr? Sie konnte doch nicht vom Erdboden verschwunden sein. Oder vielleicht doch? Vielleicht hatten die Götter sie gerettet und mitgenommen. Vielleicht würde er seine Tochter wiederbekommen, wenn er den Göttern ein Opfer brachte.
    Ein furchtbarer Gedanke nahm in König Alkomars Kopf Gestalt an: Er musste den Göttern seinen Sohn opfern, dann würden sie ihm seine Tochter zurückgeben.
    Dieser Gedanke wurde so stark, dass der König sich nicht mehr gegen ihn wehren konnte.
    Er nahm den Prinzen, verband ihm die Augen, brachte ihn zu der Brücke, auf der das Unglück passiert war, und stieß ihnhinunter. Prinz Morgenstern tauchte noch zweimal kurz auf, rief um Hilfe, dann schluckte ihn der Fluss.

    König Alkomar starrte in die Fluten, als erwarte er, dass nun seine Tochter aus ihnen emporsteigen werde. Er stand lange auf der Brücke, sehr lange. Irgendwann ging er zurück zum Schloss. Auch dort suchte er die Prinzessin vergebens.
    Der König hatte nicht nur seine Frau und seine Tochter verloren, nun war er auch noch zum Mörder seines Sohnes geworden. Nie mehr würde er einen schönen Tag im Leben haben. Seine Enttäuschung und seine Trauer schlugen langsam um in Hass, in einen grenzenlosen Hass gegen alles Lebendige.
    Und bald kannte König Alkomar nur noch ein Ziel: alles Leben zu vernichten.

6.
Eine Falle
    »Der König tut mir leid«, sagt Xenody.
    »Wieso der?«, fragt Koko. »Der ist doch an allem schuld.«
    »Trotzdem tut er mir leid.«
    »Mir tut Prinz Morgenstern leid«, murmelt Alexander und seufzt. »Ach, eigentlich tun mir alle leid.«
    Während sie noch darüber reden, wer wem am meisten leidtut, kommen sie an einen See.
    »Und jetzt?«, fragt Alexander.
    »Da müssen wir rüber«, antwortet Rulu.
    »Ich kann aber nicht schwimmen«, sagt Koko sofort.
    »Keine Angst«, beruhigt Rulu ihn, »hier muss irgendwo ein Boot sein.«
    Sie suchen das Ufer ab und finden ein altes Ruderboot. Rulu und Alexander schieben es ins Wasser, dann setzen sich die vierhinein. Koko klammert sich an Alexander, weil das Boot ein wenig schaukelt.
    »Wenn ihr ruhig sitzen bleibt, dann kann nichts passieren«, sagt Rulu.
    Alexander will ihr rudern helfen, aber Rulu schüttelt den Kopf. »Wir müssen sehr leise sein, vielleicht sind Spitzel unterwegs. Bei einem ungeübten Ruderer könnten sie das Rudern hören.«
    Fast lautlos zieht sie die Ruder durchs Wasser, und lautlos gleitet das Boot vorwärts. Es ist eine unheimliche Fahrt.
    Das andere Ufer ist nicht zu sehen, nicht einmal für Xenody.
    Und bald verschwindet auch

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