Die geheimnisvolle Tuer
bebt. »Diesmal täusche ich mich nicht. Du bist meine Tochter.«
Die Herrin des Lichts rührt sich nicht. »Meine kleine Prinzessin Himmelslicht«, murmelt er.
Prinzessin Himmelslicht! Die Worte elektrisierendie Herrin des Lichts. Viele lange Jahre hat sie diese Worte aus ihrer Kindheit nicht mehr gehört. »Du bist … mein Vater?«, sagt sie, fällt auf die Knie und umarmt ihn.
Orkanubas gibt den andern ein Zeichen, damit sie sich zurückziehen.
Vater und Tochter umarmen sich lange schweigend. Dann löst er sich, schaut ihr in die Augen und flüstert: »Dass ich dich wiederhabe, ist der schönste Tag in meinem Leben.«
»Aber du wolltest mich töten …«
»Ich habe doch nicht gewusst, dass du die Herrin des Lichts bist.«
»Aber warum wolltest du alles Licht und Leben auslöschen«, fragt ihn seine Tochter.
Da erzählt er ihr alles, was seit ihrem Verschwinden geschehen ist.
»So sehr hast du mich geliebt, dass du sogar meinen Bruder Morgenstern geopfert hast«, sagt sie kaum hörbar. »Das hättest du nicht tun dürfen.«
»Ich weiß, und auch daran leide ich schrecklich.«
Wieder umarmt sie ihren Vater. »Was geschehen ist, macht mich unendlich traurig. Doch wir können es leider nicht mehr ändern. Aber du musst mir versprechen, die Mauern einzureißen und aus deinem Land wieder ein Land des Lichts zu machen.«
»Wir machen aus unseren zwei Ländern ein Land des Lichts«, sagt König Alkomar. »Und du sollst es regieren. Aber jetzt musst du mir erst mal von dir erzählen!«
»Warte«, sagt Prinzessin Himmelslicht. »Wir müssen uns zuerst bei Alexander, Lisa und den andern bedanken.«
»Du hast recht.«
Prinzessin Himmelslicht und ihr Vater kommen Hand in Hand aus dem Turm. Beide strahlen aus verweinten Augen.
»Wir möchten euch allen danken«, beginnt sie, »ganz besonders dir, lieber Alexander. Ohne deinen Mut und deine Klugheit stände mein Vater jetzt nicht hier.«
König Alkomar drückt Alexander wortlos an sich, dann schließt er auch Lisa in die Arme. »Ohne Xenody und Koko, ohne Lisa, Medicru und Balbaro hätte ich es nicht geschafft«,murmelt Alexander ein wenig verlegen.
Plötzlich scheint er zu erschrecken. »Und ohne Rulu! Ich hoffe, deine Männer haben sie nicht erwischt.«
»Doch«, sagt König Alkomar, »aber sie lebt, weil ich noch nicht entschieden habe, was mit ihr geschehen soll.«
»Du musst dafür sorgen, dass ihr nichts geschieht, und sie so schnell wie möglich hierherbringen lassen«, sagt Alexander. »Das hat sie sich mehr als alles andere gewünscht.«
König Alkomar nickt. »Das werde ich selbstverständlich tun.«
Alexander und Lisa verabschieden sich von der Prinzessin und ihrem Vater, von Xenody und Koko.
»Dann … ja … also … dann gehen wir jetzt«, sagt Alexander mit belegter Stimme.
Balbaro guckt Lisa mit traurigen Augen an.
»Könnt ihr nicht bei uns bleiben?«
Lisa erklärt ihm, dass ihre Eltern und Freunde auf sie warten.
»Ich bin doch auch dein Freund«, sagt Balbaro.
Lisa krault ihn am Kopf. »Wir besuchen euch wieder.«
»Aber bald«, bittet Balbaro.
Lisa nickt. »Versprochen.«
Dann setzen sich Lisa und Alexander auf Balbaro, Orkanubas auf Medicru. Die Löwen tragen sie zu der Tür, durch die sie gekommen sind.
Orkanubas schließt sie auf.
»Bis bald«, sagt Alexander.
Und Lisa streichelt zum Abschied noch einmal über Balbaros Mähne.
Alexander knipst seine Taschenlampe an, damit sie den Weg zum Aufzug nicht verfehlen. Er nimmt Lisas Hand und hält sie fest. Obwohl er ihren Kopf in der Dunkelheit nicht sehen kann, spürt er, dass sie zu ihm herüberschaut.
»Danke«, flüstert sie und drückt seine Hand.
Er dreht den Kopf in ihre Richtung, macht den Hals lang und gibt ihr einen schnellen Kuss. Weil er Lisa nicht sehen kann, trifft ernur ihre Nase. Aber das macht nichts. Hauptsache, er hat sich endlich getraut.
Es dauert nicht lange, bis sie im Schein der Taschenlampe den Aufzug sehen. Als sie drinstehen und die Fahrt nach oben beginnt, sind beide erleichtert.
»Das glaubt uns keiner«, meint Lisa.
»Das ist unser Geheimnis«, sagt Alexander.
Lisa nickt.
Oben leuchtet das E, der Aufzug hält, die Tür öffnet sich.
Draußen steht der dicke Brackmann und will sich gerade eine Zigarre anzünden.
»Können Sie damit nicht warten, bis Sie in Ihrer Wohnung sind«, sagt Alexander nicht besonders freundlich.
»Bitte!«, fügt Lisa hinzu.
Der dicke Brackmann starrt erst die Kinder, dann die Zigarre in seiner
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