Die geheimnisvollen Pergamente
sich im Sattel zurecht und versuchte, hinter die Felsen zu spähen. Aber er sah nichts als Sandwirbel und Splitter, die sich vom Gestein lösten und zu Boden fielen. Die Schatten waren länger geworden; es begann zu dunkeln.
Weit vor sich sah er Palmwedel zwischen Sandhügeln. Ein Anblick, der ihm ein ruhiges Nachtlager zu versprechen schien. Doch an dieser Aussicht konnte er sich nicht lange erfreuen. Als er sich umdrehte, nahm er zwischen den Felsen eine undeutliche Bewegung wahr. Er blinzelte den Staub aus den Augen und blickte schärfer hin. Aber nun schien sich nichts zu bewegen.
Er ritt weiter, aber plötzlich schienen sich jeder Schatten, jeder Umriss in etwas Bedrohliches zu verwandeln. Alle Dinge wirkten auf einmal gefährlich. Sean wandte den Kopf nach rechts und links. Da war jetzt tatsächlich etwas. Hinter ihm preschten zwei Reiter heran, die sich offensichtlich hinter Felsen versteckt hatten. Er rammte die Stiefel in die Steigbügel, spornte den Rappen und zog einen Pfeil aus dem Köcher. Mit einem Ruck riss er den Bogen von der Schulter, legte den Pfeil auf die Sehne und spannte die Waffe.
Als er den Kopf hob, erkannte er, dass ungefähr einen Bogenschuss weit vor ihm zwei Reiter und zwei andere Gestalten aus ihren Verstecken heraus auf ihn zukamen. Er zielte und schoss den Pfeil auf den rechten seiner Verfolger ab. Ein Schmerzensschrei sagte ihm, dass er getroffen hatte.
Sean stieß einen Fluch aus, warf sich den Bogen auf die Schulter und galoppierte weiter. Die Entfernung war zu gering für einen zweiten Schuss.
Er zog den Morgenstern aus dem Beutel, packte entschlossen den Griff und ritt mit der gleichen Geschwindigkeit weiter. Seine Verfolger schrien Unverständliches. Die Räuber, die zu Fuß näher rannten, hielten kurze Lanzen in den Händen, die Reiter schwangen Krummschwerter. Sean wollte zwischen ihnen hindurchreiten, aber sie wichen nicht auseinander. Die Spitzen ihrer Waffen zielten auf ihn. Er schwenkte langsam die Stachelkugel an der unterarmlangen Kette. Die Verfolger hatten augenscheinlich ausgeruhte Pferde, denn sie kamen schnell näher. Sean hob die Waffe, ritt auf einen der Lanzenträger zu und führte einen waagrechten Schlag aus. Der Morgenstern traf das Holz, die Lanze zerbrach, ihre Spitze wirbelte durch die Luft.
Als er sich kurz umwandte, sah er, dass sein Pfeil in der Schulter eines Verfolgers steckte, der nun einige Pferdelängen zurückgefallen war. Von beiden Seiten drangen jetzt die Räuber mit den Schwertern auf ihn ein, und gerade, als er ein Schwert mit der Kette klirrend zur Seite schlug, packte der Waffenlose rechts von ihm seinen Fuß, um ihn aus dem Sattel zu zerren.
»So einfach bekommt ihr mich nicht!«, schrie er, ließ das Pferd hochsteigen und auf der Stelle drehen. Seine Waffe beschrieb wilde Kreise und Halbkreise. Er traf die Handgelenke dessen, der an ihm zog. Der Räuber heulte auf und ließ los. Ein Schwert fiel klirrend zu Boden. Jetzt umringten ihn vier Männer und versuchten, ihm die Waffe aus der Hand zu schlagen. Das Pferd drehte sich und wieherte schrill, die Räuber verständigten sich mit kurzen Rufen.
Sean ahnte, dass der Kampf hart werden würde und dass die Übermacht zu groß war. Aber er kämpfte mit aller Kraft weiter, duckte sich zwischen den Hieben, wich ihnen aus und schmetterte die Stachelkugel in einen Pferdeschädel. Das Tier brach auf der Stelle zusammen und schleuderte den Reiter aus dem Sattel. Er überschlug sich in der Luft und fiel schwer auf den Rücken. Seans Rappe setzte über das gestürzte Tier hinweg. Überall wurden Staub, Geröll und Sand aufgewirbelt. Die Dunkelheit nahm zu.
Ein Hieb traf Seans Handgelenk. Seine tauben Finger konnten den Morgenstern nicht mehr halten. Er versuchte, den Stiel in die Linke zu nehmen, aber mit dem anderen Arm hatte er weder genügend Kraft noch genügend Übung. Er rammte den Griff der Waffe hinter seinen Gürtel und zog mit der Linken den Dolch aus der Scheide.
Der zweite Räuber, der zu Fuß kämpfte, sprang an Sean hoch und umklammerte seine Arme. Ein Hieb mit der flachen Klinge traf den linken Oberarm des Angreifers, der wie gelähmt von ihm abließ. Sean zog den Fuß aus dem Steigbügel und trat zu. Es gelang ihm, einen Reiter links von ihm so schwer zu treffen, dass er aus dem Sattel rutschte. Aber dann packten mehrere Männer seine Arme, und einer fiel dem Pferd in den Zügel. Der Kampf schien für Sean erfolglos und schmerzhaft zu enden.
2
Abu Lahabs Schwertschmiede bei
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