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Die geheimnisvollen Pergamente

Die geheimnisvollen Pergamente

Titel: Die geheimnisvollen Pergamente Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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Al Quds
     
    Zwei Meilen südlich der Stadtmauer von Al Quds, das die Juden Yerushalayim und die Christen Jerusalem nannten, stiegen Tag und Nacht Rauch und Dampf in den Himmel. In den Ruinen, von denen manche sagten, dass sie älter als tausend Jahre waren, unterhielt Abu Lahab ben Taimiya eine Eisenschmelze und einige Schmieden. Aus allen Orten rund um die Stadt kamen fast täglich Karawanen mit schwer beladenen Kamelen zu den offenen Feuerstellen und den überdachten Schmieden und brachten Holz und Roheisen, Holzkohle, eisenhaltiges Gestein und zerbrochene Eisenwerkzeuge aller Art.
    Die Schmelzöfen, angefacht und betrieben von großen Blasebälgen, loderten ohne Pause. Im weiten Umkreis der Gebäude rieselte ununterbrochen schwarzer Staub vom Himmel und färbte die kümmerlichen Pflanzen, die Dächer und selbst die Haut der Sklaven und Arbeiter. Der Geruch nach nassem Leder von den Gerbern aus der Nachbarschaft, kaltem Rauch und Aschestaub wehte bei Südwind bis zu den gelben Mauern der Stadt.
    Abu Lahabs Lager der fertigen Waffen war in einem niedrigen Steinhaus untergebracht, das mitten in einem Viereck aus blattlosen Ölbäumen mit schrundigen, aufgequollenen Stämmen auf römischen Fundamenten stand. Unter dem lang gestreckten Gebäude, das mit schwärzlichen Steinplatten gedeckt war, dehnten sich große Kellergewölbe. Der Besitzer hatte sie vom Schutt befreien und die Wände dick mit Kalkbrei tünchen lassen. Im Sommer herrschte angenehme Kühle, im Winter blieb es wohlig warm. Hier unten war das ständige Geräusch der Schmelzen und Schmiedehämmer nur schwach zu hören.
    Abu Lahab, ein gedrungener, schwarzbärtiger Araber aus Antiochia, hob prüfend eine Klinge in das Licht, das Dutzende Kerzen und Öllampen verbreiteten. Die Flammen schienen auf der silberglatt geschliffenen Doppelschneide zu tanzen.
    »Bei Allah. Schwerter und Dolche – man wird sie immer brauchen. Also kann ich sie auch immer schmieden lassen.«
    Seine Stimme klang satt und zufrieden. An seinen Fingern, auf denen sich schwarze Haare kringelten, funkelten schwere Ringe. Er lenkte das gespiegelte Licht der Klinge in Nadschib ben Sawaqs Gesicht. Lahabs enger Vertrauter zuckte nicht zurück. Zwischen den Männern standen Trinkschalen auf einem kniehohen Tisch.
    »Nun ja«, antwortete Nadschib nachdenklich, »einerseits hast du Recht. Auch das Buch spricht vom Schwert des Propheten, vom Schwert des Islam.« Er lachte kurz. »Aber der Prophet hat wahrscheinlich nicht die Schwertschmiede gemeint.«
    »Wahrscheinlich nicht. Vielleicht lass ich Töpfe, Messer, Pfannen und Nägel schmieden, wenn uns Allah ein paar Jahre Frieden gönnt. Irgendwann wird der Kaiser des Abendlandes wieder seine Krieger ausschicken.«
    Die Männer saßen in rostigen Stühlen aus Eisenstäben, Leder und schmutzigen Schafspelzen. Das Hämmern aus der Schmiede drang als schwaches Dauergeräusch bis in die kühle Höhle aus uralten Ziegeln. Sie unterhielten sich darüber, dass erst vor einigen Tagen die Mamelucken und die Mongolen Frieden geschlossen hatten. Dies würde der Stadt und dem Land Ruhe bringen und den Bewohnern ein besseres Leben ermöglichen.
    Nach dem Fall und der Eroberung Akkons im Mai des Jahres 1291 nach dem Kalender der Ungläubigen hatten die Mamelucken unter al-Ashraf Khalils Führung die Hafenstadt erobert und danach ihre Herrschaft auf einen Küstenstreifen ausgedehnt, der von Caesarea im Süden bis nach Antiochia reichte.
    Von Osten her hatten die Heere der mongolischen Khane die islamische Welt bedroht. Und nun war es gelungen, mit dem Enkel des gefürchteten Eroberers Dschinghis Khan, Hülägü Khan, Frieden zu schließen. Er herrschte über das Reich der Ilkhnane südlich und östlich von Bagdad. Nadschib seufzte, hob seine Schale und trank einen großen Schluck.
    »Friede!«, sagte er und breitete, nachdem er die Schale abgesetzt hatte, die Arme aus. »Endlich, nach so vielen Jahrhunderten der Kämpfe gegen die Christen! Die Christen, die nur Salah ed-Din Yusuf – den sie in ihrer Sprache Saladin nannten – aufhalten und zurückdrängen konnte.«
    Der Sultan hatte Jerusalem zurückerobert, und seither war es in der Hand der Muslime. Trotz der geänderten Lage hatte Abu Lahab darauf bestanden, hauptsächlich Schwerter und Dolche schmieden zu lassen.
    »Sieh dich um«, sagte Nadschib und deutete auf die Wände. »Du kannst mit deinen Schwertern ein kleines Heer ausrüsten.«
    Eisenstangen waren in die Wände getrieben und mit hölzernen

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