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Die geheimnisvollen Pergamente

Die geheimnisvollen Pergamente

Titel: Die geheimnisvollen Pergamente Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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wieder ertönte ein kehliges Lachen. Sean versuchte zu verstehen, worüber sie sich unterhielten.
    Er hatte sich außerhalb der niedrigen Stadtmauer von Samaria einer kleinen Karawane angeschlossen, die Salz, Datteln und Korn nach Sichern brachte. Jetzt hockte er zusammen mit elf Turbanträgern am Feuer, kaute Datteln und sah den Funken zu, die aus der Glut in die Höhe schwirrten. Zwischen seinen Stiefeln hatte er den leeren Becher in den Sand gebohrt.
    Sean hatte mitbekommen, dass die Karawane in Sichern umkehren und viele Tonkrüge nach Samaria bringen würde. Abdul, der Karawanenführer, winkte ihm und deutete auf den Holzbecher. Sean ging zum Feuer, ließ sich den Becher füllen und kehrte an seinen Platz zurück, der nicht mehr war als eine Vertiefung im Sand. Er wartete, bis der Sud abgekühlt war, und trank mit vorsichtigen Schlucken.
    Eine lange Reise lag hinter ihm. Von Roslin in Schottland über Land nach London, von wo aus er einen Segler nach Zypern nahm. Dort fand er ein Schiff, das ihn nach Akkon brachte. Stadt und Hafen wurden von den Mamelucken beherrscht, aber man hatte ihm keine Schwierigkeiten dabei gemacht, hier an Land zu gehen.
    Er war braun gebrannt und ausgeruht, und im Schutz der Karawane hatte sich seine Beklemmung gelegt. Während er den zweiten Becher leerte, dachte Sean an Henri de Roslin, seinen Meister, seinen großen Freund, der ihn an Sohnes Statt angenommen hatte. Alles, was er wusste und konnte, hatte er von Henri gelernt. Nun ja – fast alles. Ein Gefühl großer Dankbarkeit stieg in Sean hoch. Er stand auf, hob einen Speer auf und sagte: »Ich übernehme die nächste Wache!«
    Sein Arabisch war nicht besonders gut, aber die wichtigsten Redewendungen hatte er inzwischen gelernt. Er wünschte eine gute Nacht, und die Männer am Feuer murmelten. Sean entfernte sich vom Feuer, seine Schritte knirschten im Sand. Nach zwei Dutzend Schritten hob er den Kopf. Von den Flammen und der Glut nicht mehr geblendet, sah er die Sternbilder des Nachthimmels über dem Heiligen Land. Sie schienen anders zu sein als die über Schottland, und auch heller.
     
    Im Gebirge, ein gutes Stück jenseits von Sichern, begann sich die Sonne hinter den baumlosen Bergen, hinter Felsen und jenseits der Felsstürze des ausgetrockneten Flussbetts zu verstecken. Sean ritt wieder allein und dachte an die vielen Abenteuer, die Wölfe und die französischen Soldaten in Roslin, an seinen ehemaligen Herrn Henri und die schöne, tote Jeanie, an die geheimnisvollen Höhlen, König Roberts Kampf gegen die Engländer und an die Räuber, die Joshua gefangen genommen hatten und fast getötet hätten. Zweimal war es ihm gelungen, sich kleinen Karawanen anzuschließen, zu denen auch bewaffnete Wächter gehörten.
    Die Straße folgte den schroffen Windungen einer Schlucht. Tiefe Schatten wechselten sich mit dem rötlichen Sonnenlicht ab, das von zerklüfteten Wänden widerstrahlte. Immer wieder schallte das Echo der Hufschläge vom Gestein zurück. Es klang wie Schwertschläge auf splitterndem Granit. Sean war vor kurzem erst abgestiegen und hatte den Bogen gespannt und den Köcherriemen festgezurrt. Eine Hand hatte er auf dem Griff seines Dolchs liegen.
    Es roch nach dem warmen Gestein, und bisweilen fuhr ein heißer Windstoß zwischen den Felsspalten hindurch und wirbelte eine Sandhose auf. Vielleicht konnte Sean die Händler noch einholen, die schon nachts in Sichern aufgebrochen waren, wie ihm die Torwächter berichtet hatten. Aber er sah hier nicht einmal Spuren der Karawane.
    Sean trabte weiter, durch Schatten und Licht. Die kaum sichtbare Straße, die aus festgebackenem Sand bestand, führte eine leichte Anhöhe hinauf. Die Felswände strebten auseinander, die Schlucht weitete sich. Zuerst waren es nur große und kleine Geröllbrocken, die neben dem Weg lagen, aber zunehmend wurden die Trümmer größer und kantiger. Als endlich ein flaches Tal vor Sean lag, war der Weg von haushohen Felsen gesäumt, die aus dem Boden herausgewachsen zu sein schienen.
    »Hier kann sich ein kleines Heer verstecken«, flüsterte er mit trockenen Lippen. Die Ohren des Rappen, dessen Fell ebenso staubbedeckt war wie Seans Kleidung, bewegten sich aufgeregt. Beruhigend klopfte er den Hals des Tieres und kitzelte es mit den Sporen. Der Wallach fiel in Trab, die Echos der Hufschläge verloren sich in der steinigen Umgebung.
    Seans Unruhe nahm zu. Er war in seinem Leben schon wegen weit weniger als einem guten Pferd überfallen worden. Er setzte

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