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Die Geisel

Die Geisel

Titel: Die Geisel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. M. Ford
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Augenblick später. »Hier draußen gibt's sonst nichts außer Kaninchen und diesem verdammten Gefängnis.«
    Corso hatte die Nase gerade gegen das Plastik gedrückt, als wie auf ein Stichwort eine Meile vor dem Helikopter ein Platz von der Größe eines Footballfeldes hell erleuchtet wurde. Aus zweitausend Metern über dem Wüstenboden erschienen die Scheinwerferbänke, die das Gefängnisgelände umgaben, wie ein loderndes Armband aus Licht, das die schmucklosen Gebäude umgab und die Stacheldrahtrollen auf den Maschendrahtzäunen wie stählerne Wolken aussehen ließ – und die kleine Gestalt in der blauen Uniform anstrahlte, die auf den Innenhof hinaustaumelte.
    »Gleich erschießen sie noch einen«, verkündete der Pilot. »Genau wie heute Morgen im Fernsehen. Verdammt.«
    »Landen Sie im Innenhof«, verlangte Corso.
    »Was?«
    »Landen Sie im Innenhof.«
    Arnie machte ein obszönes Geräusch mit den Lippen. »Sie sind ja verrückt.«
    »Zwischen dem Wachmann und dem Gebäude.«
    Der Mann winkte ab. »Läuft nicht. Wenn Sie sich umbringen wollen, Mann, dann ist das Ihre Sache, aber ich habe eine Frau und drei Jungs zu Hause, die ich gern wiedersehen möchte.« Er fuhr mit der Handkante energisch durch die Luft. »Ich war in Vietnam. Das war das letzte Mal, dass irgendjemand die Gelegenheit hatte, mir den Hintern wegzuschießen.«
    »Gehen Sie nur lange genug runter, dass ich rausspringen kann. Vielleicht können wir hier ein Leben retten.«
    Arnie schüttelte heftig den Kopf. »Ich denk nicht dran.«
    »Das da unten ist auch jemandes Sohn, Arnie. Könnte genauso leicht einer von Ihren sein.« Arnie schüttelte weiter den Kopf. Corso redete weiter. »Wenn das Ihr Junge wäre, was würden Sie von uns wollen? Dass wir einfach hier rumfliegen, bis er tot ist? Wär's das, was Sie von uns erwarten würden?«
    »Oh Mann, kommen Sie mir nicht mit so 'nem Scheiß«, jaulte Arnie. »Sie hören sich schon fast an wie meine Alte, mit dem ganzen Gewissensdreck, mit dem Sie hier rumschmeißen.«
    Corso hielt den Blick nach unten gerichtet, sah zu, wie die blau gekleidete Gestalt langsam über den Hof ging und dann stehen blieb. »Na los, Arnie. Schnell. Setzen Sie dieses verdammte Ding auf.«
    »Sie sind echt 'n durchgeknalltes Arschloch, wissen Sie das?« Corso machte ein resigniertes Gesicht und nickte, doch Arnie redete trotzdem weiter. »Erst sagt irgendein Irrer, er würde so lange Leute erschießen, bis Sie Ihren Hintern ins verdammt noch mal schlimmste Gefängnis im ganzen Lande schieben, und Sie kommen einfach mit, und dann …«, Arnie kam ins Stottern, »… und dann wollen Sie von mir, dass ich uns direkt in die Schusslinie bringe.« Er fuchtelte mit der Hand in Corsos Richtung. »Das ist doch krank, Mann, das ist krank! Wissen Sie das? Krank ist das!«
    »Sie wären nicht der Erste, der das von mir denkt, Arnie«, räumte Corso ein. Arnie sah ihn an. »Was ist?« Corso zog eine Augenbraue hoch. »Wollen Sie ewig leben? Ich dachte immer, nur Frauen wollten ewig leben.«
    Schweigen herrschte im Cockpit, nur das Schlagen der Rotoren war zu hören. Corso musste lächeln. Dass er sich offensichtlich wenig um seine eigene Sicherheit scherte, war einer der Hauptstreitpunkte in seiner Beziehung mit Meg Dougherty gewesen und nicht zuletzt auch einer der Gründe, warum sie sich entschieden hatte, ihre oftmals turbulente Freundschaft zu beenden. In den Monaten seit ihrer Abreise hatte er ausreichend Gelegenheit gehabt, darüber nachzudenken, dass sie mit ihrer Einschätzung vielleicht richtig gelegen hatte.
    Er war zu dem Schluss gekommen, dass sein Überlebenswille genauso stark ausgeprägt war wie der jedes anderen. Es war nur einfach so, dass es in seinem Kopf noch eine ganze Menge anderer Faktoren gab, die einen ebenso starken Einfluss ausübten. Er wollte überleben, genau wie alle anderen, doch zu seinen eigenen Bedingungen … Er musste damit auch weiterleben können, wenn der Rauch sich gelegt hatte.
    »Ach, verdammt!«, brüllte Arnie über den Lärm hinweg. Der Hubschrauber drehte in einer torkelnden Kurve ab, taumelte im Sinken ein wenig, rauschte tief über eine riesige Ansammlung Übertragungstrucks hinweg, wobei er jedes lose Körnchen Staub und Sand aus allen Ritzen und Spalten aufwirbelte, und hielt auf die Mitte des Gefängnishofes zu. Arnie schwang das Heck zum Gefängnis hinüber, um dem Schützen möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten.
    »Machen Sie den Gurt los, Kumpel«, brüllte Arnie, als sie sich

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