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Die Geisel

Die Geisel

Titel: Die Geisel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. M. Ford
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aussehen wie Frank Corso.«
    Irgendetwas in ihrer Stimme ließ ihn aufhorchen.
    »Alles okay?«, wollte er wissen.
    »Alles bestens«, antwortete Melanie. »Das Einzige, was noch fehlt, ist, dass wir etwas kriegen, das die anderen Sender nicht haben – irgendeinen eigenen Ansatzpunkt.«
    »Und zu Hause?« Martin blieb hartnäckig. »Alles okay bei dir und Brian?«
    Melanie stand auf. »Wenn du so viel Zeit darauf verwenden würdest, uns einen eigenen Zugang zu der Story zu verschaffen, wie dafür, mich über mein Privatleben auszufragen, dann wären wir mit unseren Quoten im Handumdrehen wieder an der Spitze.«
    Martin hob kapitulierend die Hand, dann sah er auf die Uhr. »Noch ungefähr acht Minuten«, stellte er fest. »Der Typ von der State Police meinte, Corso wäre unterwegs. Er glaubt aber nicht, dass er es rechtzeitig schafft, um diesen hier noch zu retten.«
    »Das ist wie im römischen Zirkus«, meinte Melanie. »Da fragt man sich doch, ob wir wirklich so zivilisiert sind, wie wir denken.«
    »Von wegen zivilisiert«, schnaubte Martin. »Wir sind nicht zivilisiert. Wir haben uns einfach nur dieses nette kleine Disneyland hier aufgebaut, in dem wir am oberen Ende der Nahrungskette stehen. Wir haben die Gesetze der Wildnis, das Fressen und Gefressenwerden, an uns gerissen und das Töten hinter die Kulissen verbannt. Alles hübsch sauber, so dass wir es nicht mehr sehen müssen. Tote Kühe werden in Zellophan eingeschweißt präsentiert. Geköpfte Hühner waren glückliches freilaufendes Geflügel. Lachse werden mit Haken statt in grässlichen alten Netzen gefangen. Ein Haufen Mist, nur damit wir kein schlechtes Gewissen haben müssen.«
    Melanie ging zu dem Schrank über dem eingebauten Fernseher, öffnete eine Tür und zog eine Flasche Dalwhinnie Scotch heraus. Martins Gedanken standen ihm ins Gesicht geschrieben. »Mir ist nur ein bisschen kalt«, erklärte sie, während sie sich drei Finger hoch einschenkte. »Ich versuche bloß, den Kreislauf etwas in Schwung zu bringen.«
    Martin Wells hielt seine Miene so ausdruckslos und nichtssagend wie nur möglich. Er drückte die Tür auf und trat hinaus auf die erste Stufe. »Komm. Nimm das Glas mit«, sagte er.
    »Du entschuldigst doch, wenn ich heute die Christen und die Löwen auslasse.«
    »Na komm schon«, redete ihr Martin gut zu.
    Melanie ging zum Kühlschrank, fand eine Handvoll Eiswürfel und ließ sie in ihren Drink fallen. »Mach die Tür zu«, sagte sie. »Du lässt die ganze Wärme raus.«
    Martin warf ihr einen Blick zu, zuckte die Achseln und verschwand in der Nacht.
    Sie wartete lange, um sich zu vergewissern, dass er fort war. Dann setzte sie das Glas an die Lippen, nahm einen tiefen Schluck Scotch und schauderte ein wenig, als der Alkohol ihre Kehle hinunterrann und sich als warme Pfütze in ihrem Inneren sammelte. Der Effekt war angenehm genug, um sie zu ermutigen, die Prozedur zu wiederholen.
    Mit der freien Hand schob Melanie die Tür vor dem Fernseher zur Seite und griff sich die Fernbedienung, bevor sie auf ihren Sitzplatz zurückkehrte. Eine Weile blieb sie sitzen, nippte an ihrem Scotch und sah aus dem Fenster in die Dunkelheit hinaus. Halbherzig zielte sie mit der Fernbedienung auf den Fernseher, überlegte es sich dann jedoch anders und zog stattdessen das Handy aus der Jackentasche. Sie drückte den Nummernspeicher 1 … Zu Hause … Das Telefon klingelte achtmal, bevor ihre eigene Stimme sich meldete und den Anrufer aufforderte, eine Nachricht zu hinterlassen. Seufzend steckte sie das Handy wieder ein, nahm die Fernbedienung und schaltete den Fernseher ein. Suchte Kanal 44, CNN. Sie nahm einen weiteren Schluck von ihrem Drink und drehte die Lautstärke hoch. Dateline … Musket , Arizona.

8
    Der Hubschrauberpilot sah auf seine Uhr. »Normalerweise kann man es von hier aus sehen. Die müssen die Lichter ausgeschaltet haben.«
    »Wie spät ist es?«, wollte Corso wissen.
    »Vier Minuten vor Mitternacht.«
    Corso legte den Kopf in den Nacken und sah durch das Plexiglasdach hinauf zu dem funkelnden Sternenteppich über ihnen.
    Der Pilot, dessen Aufnäher auf der Jacke ihn als Arnie auswies, zeigte mit der freien Hand nach vorn. »Bingo«, sagte er. »Es muss gleich da vorne sein.«
    Corso blinzelte in die Dunkelheit. Alles, was er ausmachen konnte, war eine undeutliche Linie aus unregelmäßig angeordneten Lichtern in einiger Entfernung. »Sind Sie sicher?«
    Der Pilot kontrollierte sein GPS. »Das muss es sein«, bekräftigte er einen

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