Die Geisel des Chinesen: Erotischer Roman (German Edition)
einen schwachen Versuch, das drohende Unheil abzuwenden.
Die Lady klatschte in die Hände. „Unsinn, meine liebe Elizabeth.“
„Im Garten seid ihr jederzeit zu sehen“, wandte die Mutter ein.
Barnaby Quigley erreichte sie mit wenigen Schritten, hakte ihren Arm bei sich unter und legte seine Hand mit der Kraft eines Schraubstockes auf die ihre. „Ein Spaziergang, Mutter, das ist eine wunderbare Idee! Die Luft ist heute besonders erfrischend.“
Widerstrebend ließ sich Lizzie in den Garten führen. Das aufdringlich süßliche Aftershave Quigleys umhüllte sie. Der Geruch erinnerte Lizzie fatalerweise an faulendes Obst. Sie versuchte, flach zu atmen und möglichst durch den Mund.
„Endlich finden wir die Gelegenheit, einander ungestört kennenzulernen.“
„Aber Sir, wir wurden uns bereits auf dem Ball des Duke of Sandringham vorgestellt.“ Sie flanierten zwischen den kunstvoll angelegten Rosenbeeten umher. Quigley lachte. Selbst sein Lachen klang schmierig, überlegte Lizzie angewidert.
Quigley streichelte vertraulich ihren Unterarm. „Unter der Knute sauertöpfischer Anstandsdamen kann man doch keine Intimitäten austauschen.“
Misstrauisch und nervös zugleich sah sie zu ihm. Der Weg beschrieb einen Bogen, und plötzlich waren sie vor den Augen eventueller Beobachter hinter hohem Buschwerk verborgen. Quigley riss Lizzie so unvermutet an sich, dass sie nicht einmal die Zeit fand, aufzuschreien. Seine wulstigen Lippen pressten sich auf ihren Mund. Und als wäre damit der Gipfel des Grauens nicht erreicht, schob er ihr seine dicke Zunge in die Mundhöhle. Kalt-feucht stocherte Quigleys Zunge herum. Saurer Geschmack flutete Lizzies Geschmacksknospen. Seine Hand presste sich an ihren Hinterkopf und zwang sie, in Stellung zu bleiben. Sein Körper drückte sich an ihren, und sie fühlte ein Rohr ähnliches Gebilde in seiner Hose. Sie rang die Panik nieder und erinnerte sich an Jakes Anweisung aus jenem Sommer, ehe er die Familie verlassen hatte: „Wenn dir ein Junge zu nahe kommt, trete ihm zwischen die Beine!“
Zwar gelang es Lizzie nicht, in Quigleys Klammergriff und eingezwängt zwischen Krinoline, Unterröcken und Kleid, ihren Tritt auszuführen, doch Quigley beging den strategischen Fehler, Lizzies Hände nicht festzuhalten. Sie ballte ihre Faust, holte aus und schlug zu.
Mit einem Aufjaulen ließ Quigley sie los und krümmte sich zusammen. Seine Hände legten sich schützend um sein Gemächt. Sein Gesicht nahm eine ungute grünliche Färbung an. Einen Moment lang fürchtete Lizzie, ihn schwerer als beabsichtigt verletzt zu haben, doch dann japste er und wurde rot. Sie zögerte kurz, entschied aber, dass Quigley kaum ihr Mitleid und ihre Fürsorge verdiente. So wandte sie sich ab und kehrte in den Salon zurück.
Lizzie saß an ihrem Schminktisch und Megan löste ihr die Frisur, als ihre Mutter eintrat. Elinors Wangen waren gerötet, und ihre Augen funkelten. Zum ersten Mal seit Langem registrierte Lizzie bewusst, dass ihre Mutter trotz ihres Alters immer noch eine schöne Frau war. Das schwarze Haar, im Gegensatz zu Lizzies vollkommen glatt, war von einzelnen silbernen Haaren durchzogen, die jedoch wunderbar mit den eisgrauen Perlen harmonierten. Das Abendkleid, ein Traum aus Seide und edlen Stickereien, unterstrich die Schönheit der Mutter.
„Lizzie, ich glaube, wir können bald deine Verlobung bekanntgeben“, strahlte sie.
Entsetzt drehte Lizzie sich um, den Schmerz an der Kopfhaut ignorierend, weil Megan eine Strähne festhielt. „Verlobung? Mit wem?“ In Windeseile ließ sie den Abend Revue passieren.
Die Mutter lachte leise. „Mit Mr. Quigley, natürlich.“
Ein Schwinger in die Magengrube hätte Lizzie nicht schlimmer treffen können. „Nein, Mutter! Ganz gewiss nicht.“
Die gute Laune wich mit einem Schlag aus Elinors Miene. „Du dummes Ding! Glaubst du, du hättest noch allzu viele Chancen? Dein Debüt liegt acht Jahre zurück, jedes Jahr drängen neue Debütantinnen auf den Heiratsmarkt. Freu dich, dass ein so respektabler Gentleman wie Mr. Quigley über dein Alter und deine Unhöflichkeit hinwegsehen kann.“ Damit drehte sich Elinor Reardon um und stolzierte aus dem Zimmer.
Lizzie versuchte, das Zittern zu unterdrücken, das sich ihrer Glieder bemächtigen wollte. Megan bemerkte ihre Furcht und tätschelte ihre Schulter. „Kein Grund für Ängste. Es wird nicht jede Ehe im Himmel geschlossen. Und Mr. Quigley macht keinen schlechten Eindruck.“
Lizzie schämte
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