Die Geisel des Chinesen: Erotischer Roman (German Edition)
verbrennen, und sie senkte verlegen die Augen, nicht ohne zu bemerken, dass Mr. Chiao-Ho seinerseits wie hypnotisiert auf ihre Lippen blickte.
Er trat näher, und Lizzies Herz schlug wie ein winziger Vorschlaghammer gegen ihre Brust. Der Chinese duftete nach frischen Kräutern und Sandelholz und etwas Zitronigem. Eine Geruchsmischung, die Lizzie zusätzlich betörte.
Er hob seine Hand, als ihr Magen laut und vernehmlich zu knurren begann.
„Verzeihung!“ Ihre Wangen brannten vor Scham.
Er ließ seinen Arm sinken. „Wann hast du das letzte Mal gegessen?“
Lizzie zuckte die Achseln.
„Wann?“, hakte Mr. Chiao-Ho nach.
„Gestern Abend“, gestand Lizzie. Die Aufregung der letzten Stunden hatten Hunger und Durst betäubt, doch jetzt, wo sie langsam wieder zur Ruhe kam, erinnerte sich ihr Körper an seine grundlegendsten Bedürfnisse.
Mr. Chiao-Ho wandte sich an Shen Wei-Hu. Er schien ihm Anweisungen auf Chinesisch zu geben, worauf der Diener sich verneigte und aus der Kammer verschwand. Lizzie sah ihm nervös nach. Obwohl sie sich bemühte, Mr. Chiao-Ho nicht zu beachten, fühlte sie doch seine Präsenz überdeutlich im Raum. Er brachte ihr Herz zum Klopfen, und sie spürte das Blut wild durch ihren Körper rauschen. Benommen fragte sie sich, weshalb ihr künftiger Dienstherr derartige Gefühle in ihr auslöste. Es fühlte sich an wie damals, als sie ein zweites Glas Champagner aufgedrängt bekommen hatte: Es hatte sie schwindlig werden lassen, als der Alkohol in ihren Kopf stieg, und zugleich war sie sich leicht wie ein Vogel vorgekommen. Sie wischte sich ihre schweißfeuchten Hände an der Jacke ab und sah zu dem Chinesen. Seine schwarzen Augen schienen sie zu durchbohren.
„Komm mit, Junge, wir setzen uns in eine ruhige Ecke an Bord.“ Das Timbre seiner Stimme ließ Hitze in Lizzies Bauch entstehen.
Cai führte die junge Frau wieder an Deck. Sie setzten sich in eine versteckt liegende Nische, ursprünglich eingerichtet, um ihn vor den Blicken der Matrosen zu schützen, wenn er der stickigen Kajüte entkommen wollte. Auch nun erschien sie ihm als der perfekte Rückzugsort.
Lee floh aus England. Warum sonst sollte sie eine Verkleidung wählen und mutterseelenallein an Bord eines Schiffes gehen? Noch dazu auf einen Teeklipper, der so exotische Ufer wie Asien ansteuerte.
Als sie ihr Gesicht in die Sonne reckte, sah er erneut die goldenen Sommersprossen auf ihrer Nase. Im hellen Licht wirkten ihre Augen wie funkelnde Saphire. Sie hob ihre Hand und strich gedankenverloren über das Kinn ihren Hals hinab, und Cai bemerkte fasziniert, wie die Sinnlichkeit dieser Berührung sein Verlangen anstachelte. Sein Blick glitt über ihren Körper. Unter den weiten Männerkleidern war nicht auszumachen, ob sie knabenhaft schmal oder weiblich gerundet war. Die Seebrise trug den Duft ihres Parfüms an ihn heran, und mit einem Mal flammte das Begehren in ihm mit einer Heftigkeit auf, wie er es nie zuvor gekannt hatte. Verwirrt von der Anziehungskraft, die sie auf ihn ausübte, stand er auf und trat aus der Nische.
Shen Wei-Hu näherte sich mit einem Tablett, das sich unter der Last der Schüsseln bog. Stumm beobachtete Cai, wie sein Diener den Tisch deckte und Lee mit großen Augen dabei zusah. Shen Wei-Hu verneigte sich und zog sich zurück. Cai ließ sich an dem Tisch nieder, schob Lee eine leere Schüssel hin und machte eine auffordernde Geste. „Bedien dich!“
Lee tat wie geheißen und wartete mit dem Essen, bis er sich ebenfalls Reis, panierte Fleischbällchen, knackiges Gemüse und würzige Soße aufgeladen hatte. Shen Wei-Hu hatte daran gedacht, der jungen Engländerin Messer, Gabel und Löffel zu bringen, während Cai seine Essstäbchen benutzte.
Lizzie beobachtete fasziniert, wie Mr. Chiao-Ho aus einer fast durchscheinenden Porzellanschale mit den Stäbchen aß und dies eleganter als mancher bei Hofe mit Messer und Gabel. Er beugte sich vor und fischte mit den Essstäbchen ein teigumhülltes Bällchen aus einer der Servierschüsseln. Chiao-Ho hielt ihr den Bissen unter die Nase. Es duftete verlockend würzig.
„Hier, probier! Es wird dir schmecken.“
Lizzie öffnete gehorsam den Mund, streifte mit Lippen und Zähnen das Fleischbällchen ab und kaute. Sie nickte zustimmend.
„Sehr köstlich“, bestätigte sie und hielt sich diskret die Hand vor den Mund.
Chiao-Ho reichte ihr einen weiteren Bissen, den sie diesmal verweigerte. Stattdessen sah Lizzie zu, wie sein Mund sich um die Stäbchen
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