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Die Geisel des Chinesen: Erotischer Roman (German Edition)

Die Geisel des Chinesen: Erotischer Roman (German Edition)

Titel: Die Geisel des Chinesen: Erotischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivy Paul
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in England ahnte niemand, wohin sie geflohen war. Sie dachte nach. Würde Mr. Chiao-Ho sie an Land bringen lassen, wenn sie ihre wahre Identität offenbarte? Jakes alte Kleider waren mittlerweile unmodern, zudem passten sie nicht sonderlich gut. Mr. Chiao-Ho würde ihr gewiss eine rührselige Geschichte abkaufen, in der sie ein Dienstmädchen auf der Flucht vor ihrem zudringlichen Herrn war.
    Nein, verbesserte sie sich. Keine Zofe oder Ähnliches. Eine Gouvernante, eine Waise aus gutem Haus, die in ihrer Not, den Avancen ihres Hausherrn zu entgehen, keinen anderen Ausweg sah, als an Bord eines Schiffes zu gehen, das sie außer Landes brachte.
    Sie rollte sich zusammen, eine alte Angewohnheit aus Kindertagen, mit der sie stets gehofft hatte, noch ein paar Minuten Schlaf zu schinden. Die Lüge hörte sich unwahrscheinlich an. Warum sollte sie ausgerechnet nach China wollen? Als Kinder hatten sich Mogeleien immer als am erfolgreichsten erwiesen, wenn sie und Jake sie mit ein wenig Wahrheit ausschmückten. Lizzie beschloss also, auf Altbewährtes zurückzugreifen und erhob sich bester Dinge.
    Sie erstarrte, als sie die offene Kammertür sah. Sie wusste mit absoluter Sicherheit, dass sie die Tür verschlossen hatte. Sie schlich zur Türschwelle und sah in den Raum dahinter. Mr. Chiao-Ho lag auf seinem Bett. Einem breiten, bequem aussehenden Bett, wie Lizzie grimassenziehend bemerkte. Im Schlaf hatte er sich quer über die Matratze gelegt, sodass seine Arme herabhingen und seine Füße in der Luft baumelten. Sein Kopf ruhte zwischen den Armen, und der nachtschwarze Schopf hob sich kontrastreich von der hellen Decke ab. Für die Nacht hatte der Chinese den Zopf gelöst, und so schlängelten sich einzelne Strähnen um Arm und Handgelenk.
    Lizzie trat näher. Der Bettbezug schien aus Baumwolle zu sein. Um wie viel angenehmer mochte das sein im Vergleich zu dem Wollzeug, in dem Lizzie geschlafen hatte! Kratzige Wolle, die selbst das Leinenhemd durchdrang, welches Lizzie zum Schlafen trug.
    Mr. Chiao-Ho regte sich, und Lizzie fuhr zurück. Er sollte sie nicht beim Erwachen erblicken und denken, sie hätte ihn angestarrt. Sie schloss die Tür und zog sich die Kleider vom Vortrag an. Dann kämmte sie ihr Haar, flocht es zu einem strengen Zopf und steckte ihn so gut wie möglich hoch. Sie sank auf das Bett und fasste einen Augenblick Mut für das Geständnis, das sie dem Chinesen machen wollte.
    Lizzie lauschte und hörte ihn rumoren. Wasser plätscherte. Sie errötete. Bestimmt stand er nackt vor seiner Waschschüssel und erfrischte sich. Bei der Erinnerung an die glatte, feste Haut, die gewölbten Muskeln und bei der Vorstellung, wie es sich wohl anfühlen musste, mit den Händen darüberzustreicheln, fiel ihr das Atmen schwer. Der Gedanke, den Duft seiner Haut einzuatmen, ließ sie schwindlig werden und Hitze über ihren Rücken rollen. Ihr Herz klopfte aufgeregt. Was war nur mit ihr los? Vor nicht einmal vierundzwanzig Stunden wollte ein Mann sie vergewaltigen und jetzt konnte sie nur daran denken, einen anderen Mann zu berühren. Sie schluckte. Vielleicht stimmte etwas nicht mit ihr. Lizzies Züge erstarrten. Nein, wenn jemand unnormal war, dann Barnaby Quigley. Welch ein Glück, dass sie ihm entkommen war!
     
    Quigley stürmte an Bernard vorbei und drang in den blauen Salon vor. Elinor Reardon saß auf der Ottomane und heulte wie ein Schlosshund. Ihr Mann Walter saß daneben und tätschelte ihre Hand. Noch nie hatte Barnaby Quigley etwas Lächerlicheres gesehen als diesen stattlichen reichen Viscount, wie er sein jammerndes Weib tröstete.
    „Lord Reardon.“ Er nickte dem Viscount zu und setzte sich auf die freie Seite neben Lady Elinor. „Meine werte Lady Reardon, ich kam, kaum dass ich Eure Nachricht erhielt.“
    Die einstige Schönheit hob ihr Gesicht und tupfte Tränen von ihren verquollenen Augen. Barnaby verbarg seinen Abscheu vor ihren Falten, den grauen Haaren und ihrem Dekolleté, dem man das reife Alter der Mittvierzigerin ansah, hinter einer Miene aufrechter Besorgnis.
    „Lizzie ist weg.“
    Quigley erstarrte.
    „Weg?“ Hatte er das naive Mädchen etwa zu hart angepackt, ohne es zu merken? Er überlegte rasch. Nein, er hatte ihr keinen bleibenden Schaden zugefügt. Als ihm die dumme Magd den Federmob an die Schläfe knallte, war Elizabeth wohlauf gewesen. Bei dem Gedanken daran flammte Wut in ihm auf.
    „Sie ist davongelaufen!“ Lady Reardon heulte auf, schrill und durchdringend.
    Quigley tätschelte

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