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Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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Svantevit war überaus reich gewesen. Gut möglich, dass die Priesterschaft vor der Kapitulation etwas von ihren Kostbarkeiten in Sicherheit gebracht hatte. Aber woran war der Mann hier gestorben? Amra verlor sich in ihren Gedanken, als sich der Lederriemen, der Magnus sicherte, plötzlich lockerte. Sie schrie erschrocken auf, hörte jedoch gleich darauf Magnus’ beruhigende Stimme.
    »Keine Angst, ich löse nur das Leder, um den Schatz daran zu befestigen. Es ist sicherer, wenn du ihn heraufziehst, als wenn ich damit klettere.«
    »Gut. Aber du wartest mit dem Hochklettern, bis ich dir den Zügel wieder runterlasse?«, vergewisserte sich Amra, als Magnus sich wieder auf den Felsvorsprung schob, einen Sack in den Armen, den er fest an den Zügel geknotet hatte. »Pass bloß auf, geh nicht so nah an den Abgrund … Himmel, Magnus, das ist das ganze Geld nicht wert, du …«
    »Ich warte, meine Liebste«, beschwichtigte sie Magnus. »Aber jetzt zieh, schön langsam und vorsichtig, dass sich ja der Knoten nicht löst.«
    Es war nicht allzu schwer, den Sack die Klippe heraufzuziehen. Als er in Sicherheit war und Amra den Knoten löste, blieb ihr jedoch die Luft weg. Fassungslos starrte sie in den geöffneten Sack. Neben dem silbernen Leuchter, den der Hund herausgezogen hatte, enthielt er nur noch eine ebenso massive Silberschale, der Rest des Schatzes bestand aus Münzen. Wenige aus Gold, die meisten aus glänzendem Silber. Magnus hatte Recht – ihr Fund würde sie reich machen.
    »Schau einer an, meine liebe Amra!«
    Amra fuhr erschrocken herum, als sie die Stimme hinter sich hörte. In der Aufregung über die Bergung des Schatzes hatte sie weder das Pferd kommen hören noch den Ritter wahrgenommen, der jetzt nur eine Armlänge von ihr entfernt am Rand der Klippe stand. Wuff hatte zwar gebellt, aber auch das war für Amra in der Aufregung über den Schatzfund untergegangen.
    »Wie entgegenkommend von dir, dass du den Schatz schon mal für mich heraufgeholt hast.«
    Amra schaute verwirrt in das narbige Gesicht des Sprechers, dann verstand sie endlich. »Vaclav?«, fragte sie tonlos. »Vaclav von Arkona?«
    Er grinste. »Sieh an, du erkennst mich noch. Na ja, du hast mein neues Gesicht ja selbst gestaltet. Der Gatte, ganz nach deinen Wünschen, Amra …«
    Amra spürte, wie der Hass in ihr hochstieg. Warum trat dieser Mann immer wieder in ihr Leben, wenn es ihr gerade gut ging?
    Wütend blitzte sie ihn an. »Ich habe bereits einen Gatten«, sagte sie. »Und wenn ich keinen hätte … dir würde ich wohl selbst das Kloster vorziehen.«
    »Sie ist immer noch kratzbürstig, meine liebe Amra.« Vaclav lachte. »Und wo ist er jetzt, dein feiner Magnus? Lass mich raten. Er sitzt unten in meiner Höhle und wartet, dass du ihn raufziehst. Darin hast du ja schon Übung, nicht wahr, Amra? Wie oft willst du den Kerl eigentlich noch aus einem Verlies befreien?«
    »Sooft es nötig ist!« Amras Gedanken rasten. In der Höhle war Magnus sicher. Aber wenn er versuchte, hinaufzuklettern, konnte Vaclav ihn mit Leichtigkeit über den Abgrund stoßen. Sie musste irgendetwas tun, um Vaclav abzulenken. »Du sagst, dies ist dein … Schatz?«, fragte sie. »Du hast ihn hier versteckt?«
    Vaclav nickte triumphierend. »Der Tempelschatz des Svantevit«, erklärte er stolz. »Jedenfalls ein Teil davon. Wir haben es nicht gewagt, alles in Sicherheit zu bringen, aber dies ist doch schon etwas.«
    »Wir, das heißt, der Priester und du?«, fragte Amra mit schneidender Stimme.
    Vaclav lachte. »Ach ja, der alte Muris … Bestand darauf, seinen Schatz zu begleiten. Dabei wäre er beim Verlassen von Arkona schon fast die Klippe hinuntergefallen. Ich hätt’s gut allein machen können. Aber nein, der Kerl musste ja die Kontrolle behalten. Jetzt hat er sie für die Ewigkeit.«
    »Du hast ihn kaltblütig umgebracht!«, konstatierte Amra.
    Vaclav zuckte die Achseln. »Es musste sein. Und der Schatz ist es wert. Er erkauft uns eine Burg, meine süße Amra. Wir werden ihn Fürst Jaromar zur Verfügung stellen, dafür erhalten wir Karentia als Lehen. Ist das nichts, meine Schöne? Im Tausch gegen eine Bauernkate am Ende der Welt?«
    »Ich wollte mit dir in keinem Palas leben!«, gab Amra zurück und stand auf.
    Magnus’ Schwert lag unter dem Bock des Wagens. Wenn sie das an sich bringen könnte … Sie warf einen Blick auf Edita. Die Kleine schlief tief, immer noch eingewickelt in den Mantel der Äbtissin. Wuff lag neben ihr und wedelte jetzt mit dem

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