Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)
Burg Arkona einschlich und im Tempelbereich Feuer legte. Seine Identität ist allerdings nicht überliefert. Zeitzeugen berichten von einem unbekannten Jüngling; im 16. Jahrhundert machte ein Chronist aus ihm einen Pommern. Und auch sonst beleben viele Rügener Autoren die Geschichte ihrer Insel mit erheblichem Erfindungsreichtum – wozu die schlechte Forschungslage in Bezug auf das Leben der Ranen natürlich anregt.
Die wunderlichsten Blüten treiben die Geschichten um die sogenannte Herthaburg am Herthasee in Jasmund. Es wird vermutet, dass Hertha der verballhornte Name der germanischen Fruchtbarkeitsgöttin Nerthus ist, die laut Tacitus an einem See verehrt wurde. Auf Rügen wurde diese Göttin allerdings nie angebetet. Die ihr vergleichbare slawische Göttin war Mokosch oder Mokuscha, aber auch hier gibt es keinerlei Anhaltspunkte dafür, dass ein ihr gewidmetes Heiligtum am Schwarzen See, wie das Gewässer in Jasmund ursprünglich hieß, gelegen hat. Dennoch bewegt der See seit dem 17. Jahrhundert die Gemüter und regt zu allerhand Schauergeschichten an, und ich muss zugeben, dass auch ich gleich an Die Nebel von Avalon denken musste, als ich zum ersten Mal an seinem Ufer stand. So habe ich die Idee eines Mokuscha-Heiligtums am Schwarzen See in diesem Buch aufgegriffen. Sie hat keinerlei historische Grundlage. Auch der sich heute in der Nähe befindliche Opferstein ist reine Fiktion. Ein geschäftstüchtiger Gastwirt ließ ihn aufstellen, um den Wanderweg zu den Kreidefelsen interessanter zu gestalten.
Gut belegt ist natürlich die Lebensgeschichte Heinrichs des Löwen und die seiner jungen Gattin Mathilde Plantagenet. Die Ehe der beiden gestaltete sich überraschend erfolgreich. Sie wurde mit mehreren Kindern gesegnet und hatte Bestand bis zum Tod Mathildes. Herzog Heinrich hielt sich gegenüber dem Mädchen, das er tatsächlich ehelichte, als es elf Jahre alt war, auch erstaunlich lange zurück. Erst mit sechzehn wurde Mathilde schwanger. Die Hochzeit der beiden fand wie geschildert in Minden statt, allerdings habe ich das Datum verlegt: Heinrich und Mathilde heirateten am 1. Februar 1168, also vor dem Rügenfeldzug, nicht danach.
Die Streitigkeiten zwischen Heinrich und König Waldemar um die Kriegsbeute aus Rügen habe ich dagegen möglichst authentisch geschildert, vor allem die Beteiligung ihrer slawischen und pommerschen Lehnsleute, die eine Art Stellvertreterkrieg führten. Pribislav von Mikelenburg ist eine historische Persönlichkeit, und man weiß auch, dass er einen Bruder hatte. Dessen Name ist allerdings nicht überliefert, weshalb ich ihm den Vornamen seines Vaters gab. Ausdenken musste ich mir auch die Namen von Pribislavs und Tetzlavs Gattinnen – man hielt es damals wohl nicht für nötig, die Ehefrauen der Fürsten namentlich zu erwähnen.
Das Leben in mittelalterlichen Frauenklöstern habe ich so authentisch wie möglich geschildert, wobei ich mir den Orden der Benediktinerinnen zum Vorbild nahm. Die hatten zur Zeit meines Romans allerdings kein Kloster im Norden von Heinrichs Herrschaftsgebiet, weshalb ich Amras Klosterepisode in einem Kanonissenstift ansiedeln musste. Ein solches hat es in der damaligen Zeit in Walsrode gegeben, aber über seine Regeln weiß man nicht mehr genau Bescheid. Die Regeln in Kanonissengemeinschaften differierten von Kloster zu Kloster. Wer interessiert ist, stößt auf die unterschiedlichsten Quellen. Im Laufe der Zeit orientierten sich aber fast all diese Stifte am Regelwerk größerer Orden. Es ist also nicht weit hergeholt, wenn meine Mutter Clementia sich den Benediktinerinnen verbunden fühlt. Zu jener Zeit schwärmten viele Ordensfrauen von Hildegard von Bingen.
Den am Ende erwähnten Schatz, versteckt vor der Feuerstelle eines Hauses bei Arkona, gibt es wirklich. Der Fund gehörte zu den vielen Dingen auf der wunderschönen Insel Rügen, die mich zu diesem Buch inspirierten.
Danksagung
Z uletzt möchte ich wie immer meinen Dank an alle aussprechen, die beim Entstehen dieses Buches mitgewirkt haben, allen voran meinem Agenten Bastian Schlück, meiner Lektorin Melanie Blank-Schröder und meiner eifrigen Textredakteurin Margit von Cossart, der diesmal viele zusätzliche Szenen zu verdanken sind, weil sie von Amras Abenteuern wohl nicht genug bekommen konnte.
Aber auch allen anderen Verlagsmitarbeitern, die geholfen haben, dieses Buch zu gestalten und erfolgreich in die Buchläden zu bringen, sei herzlich gedankt – ebenso wie all den
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