Die Geishas des Captain Fishby
— haben Sie denn diese
Import-Export-AG? Die wird das doch wohl möglich machen können!“
„Aber Sie haben mir doch gesagt, Herr
Oberst“, stammelte Fisby, „daß ich nichts mehr einführen soll.“
„So?“ erwiderte der Oberst. „Damit
habe ich aber natürlich nur das Unwesentliche gemeint, Fisby. Und diese
Fischeier brauchen wir wirklich dringend.“
„Wir brauchen sie dringend?“
„Selbstverständlich. Schon allein aus
pädagogischen Gründen. Die Leute müssen eine Vorstellung bekommen, wie herrlich
es ist, an einem Teich oder Bach zu stehen, wenn die Fische anbeißen, der Wind
in den Bäumen raschelt und die Wolken über einen hinwegziehen.“ Der Oberst trat
auf die Veranda hinaus und streckte die Arme weit von sich, als hielte er eine
Angel in den Händen. „Weiß Gott — wenn man hier steht, meint man, die Kiefern
singen einem ein Lied.“ Fisby staunte. „Ich wußte gar nicht, daß Sie soviel
Freude an Kiefern — ich wollte sagen, an Fischen und an der Natur und dergleichen
haben, Herr Oberst.“ Oberst Purdy nickte nachdenklich. „Ich bin immer gern
draußen in der Natur gewesen. Und später einmal werde ich meine Frau überreden,
daß sie mich im Norden von Michigan ein kleines Haus bauen läßt. Ich will mir
dann ein Kanu anschaffen und die Flüsse dort oben befahren. Wissen Sie, daß es
dort noch ganz unberührte Waldgebiete gibt, die noch nie ein Weißer betreten
hat?“
Fisby hatte schon davon gehört. Aber
im Augenblick war er mit seinen Gedanken nur bei dem Handel mit den Staaten und
allein darauf erpicht, dem Oberst noch einige Zugeständnisse zu entlocken.
„Herr Oberst“, sagte er, „fänden Sie’s nicht gut, wenn ich Peggy beauftragte,
noch andere Dinge zu schicken, die man zum Fischfang benötigt — wie Angelhaken
und Angelschnüre und so weiter?“
„Das ist ein ausgezeichneter Gedanke.
Wirklich ausgezeichnet.“
Fisby schöpfte wieder neue Hoffnung.
„Würde es Ihnen etwas ausmachen, für mich die Bestellung selbst
auszuschreiben?“ fragte er schnell. „Ich verstehe nämlich nicht allzuviel davon,
und ich könnte mir denken, daß wir das Angeln vielleicht sogar in unser
Freizeitprogramm aufnehmen und...“
„Sehr gut, Fisby“, meinte der Oberst
begeistert. „Ich stehe Ihnen gern zur Verfügung. Gleich nach dem Kobiru
schreibe ich die Bestellung aus.“ Er blickte noch immer versonnen vor sich hin
und machte dann mit der Hand eine Bewegung, als würfe er eine Angel aus. Fisby
lächelte erlöst, er wußte nun genau, daß, wenn er diese für den Oberst so
wichtigen Dinge beschaffte, auch dem übrigen Handel mit den Staaten kein Stein
mehr in den Weg gelegt werden würde. „Wissen Sie, Herr Oberst“, lächelte er
heiter, „ich bin fest davon überzeugt, daß Sie sich hier in unserem Dorfe sehr
wohl fühlen werden. Dienstags und donnerstags veranstalten wir immer
Ringkämpfe. Natürlich haben die Leute hier ihre eigenen Spielregeln, aber wenn
man sie einmal verstanden hat, ist es wirklich sehr interessant. Und nach den
Kämpfen essen wir gewöhnlich im Restaurant von Frau Yamashiro noch eine
Kleinigkeit. Dort treffen sich alle Sportfreunde und auch die Schauspieler.“
„Was für Schauspieler?“
„,Goldblume’ hat mit ihren alten
Freunden aus Naha eine Theatergruppe zusammengestellt, die jeden Freitag,
Samstag und Sonntag hier die Kabuki-Dramen aufführt. Leider kann ich nur in
dieser Woche keine Karten mehr bekommen, weil sie ein Liebesdrama von
Chikamatsu spielen. Alle Karten für diese Vorstellungen hat sich die Frauenliga
gesichert. Aber vielleicht glückt’s in der nächsten Woche.“
Der Oberst nickte. „Das wäre
großartig, Fisby. Und was ist hier sonst noch los?“
„Am kommenden Samstag geben der Doktor
und ich für Seiko eine Herrengesellschaft. Wir haben aus einer
Verpflegungslieferung ein halbes Rind bekommen, und der Doktor will’s am Spieß
braten. Da müssen Sie unbedingt dabeisein, Herr Oberst. Aber, ehe ich es
vergesse — es wäre gut, wenn Sie sich Ihren Bademantel mitbrächten. Am Sonntag
ist nämlich die Hochzeit von Seiko und ,Goldblume’. Und bei solchen offiziellen
Anlässen darf man nur im Kimono oder zumindest im Bademantel erscheinen. Übrigens,
Herr Oberst — möchten Sie nicht die beiden auf ihrer Hochzeitsreise begleiten?“
„Aber Fisby, das würden sie doch
bestimmt nicht wollen!“
„Van Druten fährt aber auch mit.“
„Wer?“ entrüstete sich der Oberst.
„Der sollte doch wissen, daß er nur
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