Die Geishas des Captain Fishby
dem?“
erkundigte sich der Oberst neugierig.
„Ach, nichts weiter. Das ist
Hokkaido.“
„Und was hat dieses ,Baa... baa...
baa...’ zu bedeuten?“
„Er summt den Whiffenpoof-Song. Er ist
heute in besonders guter Stimmung, weil man ihn zum Handelskammerpräsidenten
gewählt hat. Und außerdem hat er für heute abend ein erstklassiges Programm
zusammengestellt.“
„Was für ein erstklassiges Programm?“
„Er leitet die Ringkämpfe im Dorf,
Herr Oberst. Und ihm gehört auch der Sportplatz und die Gymnastikschule da
drüben.“
Als sie ins Teehaus kamen, wollte
Oberst Purdy sogleich die drei Stufen zur Halle hinaufsteigen. Aber Fisby hielt
ihn fest. „Herr Oberst, erst müssen wir unsere Schuhe ausziehen.“
Im ersten Augenblick wußte der Oberst
nicht, was er davon halten sollte, dann bückte er sich jedoch und zog seine
Stiefel aus. Sie schlüpften in die bereitstehenden Binsensandalen und begaben
sich dann erst einmal in Fisbys Büro, das Sakini und zwei Vertreter der
Import-Export-AG. gerade verlassen wollten, um auch eine Tasse Tee zu trinken.
Als Sakini seinen Chef erblickte, begrüßte er ihn heiter: „Gute Nachricht,
Chef! Tashiro hat in Itsumi Chininrinde aufgestöbert, und die Leute wollen sie
gegen Kaviar und Tee abgeben.“
Obwohl Fisby sich zu einem Lächeln
zwang und „Gut, gut“ murmelte, war ihm innerlich doch nicht sehr wohl zumute.
Schon seit langem hatten sie überall nach Chinarinde gefahndet, um daraus
Chinin zu gewinnen. Aber hatte der Oberst nicht gesagt, daß Kaviar nicht mehr
getauscht werden dürfe?
„Und Motoyama hat noch einige
Indigopflanzen und japanische Weißdornsträucher entdeckt, die wir zur
Herstellung von blauen und roten Farben brauchen“, meldete Sakini weiter.
„Das ist aber schön“, erwiderte Fisby,
sehr darum bemüht, sich seine großen Sorgen nicht anmerken zu lassen. „Doch nun
wollen wir zum Kobiru gehen“, wandte er sich an den Oberst, der neugierig das
Zimmer musterte. „Wir werden unser Mahl in meiner Wohnung einnehmen!“
„Sie haben hier eine Wohnung?“ fragte
der Oberst, als sie an den Schiebetüren entlang durch die Flure schritten.
„Ja, Herr Oberst. Wir haben noch ein
paar Flügel auf der anderen Seite angebaut. Und wir haben sogar das ganze Teehaus
mit Dachziegeln gedeckt. Der Doktor meint, sie seien hygienischer als Stroh und
vor allem viel dauerhafter.“
Fisbys Wohnung bestand aus drei
Räumen, die in einer Front hintereinander lagen, so daß jeder von ihnen auf die
Veranda und den inzwischen noch vergrößerten Lotosteich ging. „Des Doktors
Wohnung befindet sich gleich daneben und die des Herrn van Druten auf der
anderen Seite des Flurs“, erläuterte Fisby.
„Wer — zum Teufel — ist denn dieser
van Druten?“
„Das ist der Fähnrich, der den Offiziersklub
leitet.“
„Was hat denn der hier im Dorf zu
suchen?“
„Es gefällt ihm hier so gut. Und in
seiner Freizeit arbeitet er für die Import-Export-AG. Natürlich ohne Bezahlung,
aber er tut’s auch so sehr gern.“
„Fisby“, fragte der Oberst
unvermittelt, „wo steckt Ihr Korporal eigentlich?“
„Ach, der ist schon seit drei Monaten
nicht mehr hier. Er wollte im Offiziersklub an der Bar Dienst tun, weil er dort
mehr verdient, und da hat ihn van Druten angefordert und eingearbeitet. Und
jetzt ist er schon so selbständig, daß van Druten öfter einmal fortkann.“ Fisby
schob die Tür zum mittleren Raum auf. „Treten Sie bitte ein, Herr Oberst, dies
ist mein Wohnzimmer. Ich hoffe, daß der Diener die Speisekarte schon gebracht
hat.“
Und wirklich — die Speisekarte, auf der
die japanischen Namen der Gerichte in lateinischer Schrift und daneben auch
noch übersetzt standen, lag schon auf dem niedrigen Lacktisch bereit. Fisby
schüttelte die roten Seidenkissen auf, legte sie auf die dicken Matten und bat
den Oberst, es sich bequem zu machen. Während er sich setzte, blickte der
Oberst interessiert umher und entdeckte dabei in einer Nische eine schmale
Vase, in der nur eine einzige Blume stand. „Wo haben Sie denn diese Rose her?“
fragte er. Fisby lächelte. „,Lotosblüte’ und ,Goldblume’ fanden, ich müßte in
meinem Zimmer unbedingt Blumen haben, und deshalb bringen sie mir jeden Tag
welche. Bitte beachten Sie, Herr Oberst, wie diese Blume in die Vase gestellt
ist... Das ist die Ikenobe-Schule.“
„Es ist mir höchst gleichgültig, wie die
Blume in der Vase steht“, raunzte der Oberst. „Ich wollte wissen, woher Sie die
Rose
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