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Die Geishas des Captain Fishby

Die Geishas des Captain Fishby

Titel: Die Geishas des Captain Fishby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vern Sneider
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mußten wir Hokkaido
versprechen, daß er die Jacke jedesmal tragen darf, wenn er etwas in dieser
Eigenschaft tut.“
    Fisby rückte unruhig hin und her.
Nicht nur, weil Hokkaido jetzt als Präsident so vor ihm stand, sondern auch,
weil die Jacke ihm recht bekannt vorkam. „Und woher hat der Bürgermeister sie?“
    „Erinnern Sie sich noch daran, als
Herr Motomura hier um die Aufenthaltserlaubnis in unserem Dorf gebeten hat?“ —
„Ja.“
    „Nun, damals hat Herr Motomura dem
Bürgermeister diese Jacke versprochen, wenn er ein gutes Wort für ihn
einlegte.“
    „Genauso habe ich es mir auch
gedacht.“ Fisby runzelte die Stirn. Er hatte nicht das geringste mit Leuten wie
Herrn Motomura im Sinn, diesen „Menschenhändlern“, die es einer ehrlichen,
anständigen und schwer arbeitenden Geisha unmöglich machten, von ihren Schulden
loszukommen. Und dieser Bürgermeister offenbarte damit ja auch sein wahres
Gesicht, wenn er sich für einen Menschen wie Motomura verwandte, nur weil er selber
etwas dabei für sich herauszuschlagen glaubte. Fisby richtete sich kerzengerade
auf. „Also der Bürgermeister hat mir das alles eingebrockt?“
    „Eingebrockt?“ Sakini kratzte sich am
Kopf. „Was heißt das?“
    „Ihm verdanke ich die ganze
Schererei.“
    „Schererei?“ Jetzt verstand Sakini
überhaupt nichts mehr.
    „Ach, ich erkläre dir das ein
andermal. Jetzt möchte ich wissen, was Hokkaido will.“
    Behutsam zog Hokkaido seine weiße
Jacke glatt und trat, über das ganze Gesicht grinsend, zu Fisby heran. „Er möchte
Ihnen als Präsident der Männerliga die Liste bringen“, dolmetschte Sakini.
    „Was für eine Liste?“
    „Die Liste von den Sachen, die die
Männerliga braucht. Vor allem brauchen sie Riedgräser, dann dünnes Reispapier
für die Türe des Cha ya...“
    „Nun aber langsam“, fiel Fisby ein.
„Ich will keine Liste mehr sehen. Ich besorge doch nichts. Ich will jetzt hier
in Ruhe frühstücken, verstanden?“
    „Aber Chef, Sie beschaffen doch
Kimonos und die anderen Sachen für die Frauenliga!“
    „Bis jetzt habe ich noch nichts besorgt.“
    „Ja, aber Sie sagten doch, Sie wollten
es tun. Sie haben es Fräulein Higa-Jiga versprochen.“
    „Ich habe niemandem etwas versprochen.
Ich habe lediglich erklärt, daß ich es mir überlegen würde.“ Da er keine
sonderliche Lust dazu hatte, sich in weitere Auseinandersetzungen einzulassen,
beschloß Fisby, von etwas anderem zu sprechen. „Als Landwirtschaftsbeauftragter
ist Hokkaido für die Ernährung der Bevölkerung verantwortlich. Hat er heute
schon süße Kartoffeln eingefahren?“
    „Ich weiß es nicht, Chef.“ — „Nun,
dann frag ihn.“ Nach einem langen Hin und Her zwischen ihm und Hokkaido
antwortete Sakini schließlich mit der unbekümmertsten Miene von der Welt:
„Hokkaido sagt, der Bau des neuen Cha ya und seine Wahl zum Präsidenten haben
ihn so mitgenommen, daß er es ganz vergessen hat.“
    „So, er hat es vergessen! Dann soll er
jetzt unverzüglich aufs Feld gehen und seine Kartoffeln ausmachen.“ Als Sakini
diesen Befehl übersetzte, begannen Hokkaidos Lippen zu zittern, und dicke
Tränen rannen ihm langsam über die Wangen.
    Fisby wurde nervös. „Was hat denn das
nun schon wieder zu bedeuten?“
    „Hokkaido ist sehr unglücklich.
Jedesmal, wenn er auf einer Geishagesellschaft ein Lied singen oder mit
,Lotosblüte’ eine Tasse Tee trinken will, kommt jemand und sagt: ,Nun geh schon
und buddle deine Kartoffeln.’“ Hokkaido nickte eifrig bei diesen Worten, wobei
seine Nasenflügel leicht bebten. „Und er möchte wissen, ob Sie sich wohl in
seine Lage versetzen können, Chef.“
    „So habe ich’s doch auch nicht
gemeint“, antwortete Fisby wie entschuldigend.
    „Als wir die große Versammlung
hatten“, fuhr Sakini fort, „und es sich herausstellte, was wir alles für das
neue Cha ya brauchen, da hat der Bürgermeister verkündet: ,Hokkaido ist der
richtige Mann dafür, der wird das alles herbeischaffen.’ Und wenn Hokkaido das
nun nicht kann, darf er vielleicht nicht Präsident bleiben.“
    Fisby kniff die Augen halb zusammen.
Der köstliche Duft des Kaffees zog verlockend zu ihm herüber, und sein Magen
knurrte.
    Doch da stand Hokkaido mit
tränennassem Gesicht vor ihm. Er sann lange nach, zuckte dann resignierend die
Achseln und erhob sich.
    „Hast du denn irgendeine Idee, Sakini,
wo ich diese Sachen herbekommen könnte?“ Sakini wies durch das Fenster auf eine
Landzunge, die weit ins Pazifische Meer

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