Die Geishas des Captain Fishby
Bewunderung für die berühmte „Goldblume“ erfüllt
waren, die nur in große Cha yas gegangen war und vor dem Gouverneur getanzt
hatte, wie für „Lotosblüte“, die sie einmal flüchtig in ihrer Rikscha hatten
vorüberfahren sehen.
„Warum sollte ich etwas dagegen
haben?“ fragte er schließlich. Und Sakini seufzte erleichtert auf. „Gut, Chef,
gut.“ Dann zupfte er Fisby am Ärmel. „Kommen Sie, ich will Ihnen zeigen, was
,Goldblume’ alles vorhat. Sehen Sie, dies dort wird der Lotosteich, und drüben
auf der anderen Seite wird eine Veranda entstehen mit einem Dach darüber.“
Fisby beobachtete die Zimmerleute, die
heiteren Sinnes damit beschäftigt waren, die ersten Pfähle einzurammen, da die
Veranda des Teehauses über dem Lotosteich gleichsam schweben sollte.
„Aber wofür sind denn diese Gräben
dort?“ wollte er wissen.
„Das sind keine Gräben, Chef, das sind
Bäche, die werden vom Teich her durch den ganzen Garten fließen.“
„Durch was für einen Garten denn
aber?“
„Durch den Garten, den ,Goldblume’
rings um das Cha ya anlegen läßt. Die Bäume und Sträucher, die sie von den
Bergen geholt haben, werden dort angepflanzt, und die Steine, die Sie da sehen,
sind für die Wege.“ Sakini blickte forschend auf Fisby. „,Goldblume’ sagt, es
ist so schön, im Garten zu sitzen und auf den Wind zu hören, der durch die
Bäume fährt. Haben Sie das schon einmal getan?“
Fisby schüttelte den Kopf. Und dann
gingen sie weiter an den zwischen den Kartoffelstauden sich hindurchwindenden
Gräben entlang. „Da bauen sie wohl eine Brücke?“ erkundigte er sich.
„Ja, und nicht nur die eine.“
Fisby betrachtete alles höchst
interessiert. „Aber nun sag bloß — woher bekommen sie denn nur all das Holz für
das Teehaus und für die Brücken?“
Sakini lächelte verschmitzt: „Wir
reißen Hokkaidos Haus ab, Chef.“
„Was macht ihr?“ fragte Fisby
entgeistert. „Ist denn Hokkaido damit einverstanden?“
„Erst war es ihm gar nicht recht“, gab
Sakini kleinlaut zu, „bis wir ihm versprochen haben, daß bei einer Gesellschaft
der Polizeichef niemals neben Lotosblüte4 sitzen darf. Ja, und außerdem — hm —
haben wir ihn zum Präsidenten gemacht. Da war dann alles gut.“
„Zum Präsidenten — wovon denn?“
„Von der Männerliga für demokratische
Betätigung.“ Fisby zuckte zusammen. Er hatte das peinliche Gefühl, als ob sich
hier etwas höchst Unangenehmes anbahnte. „Was soll denn diese Männerliga?“
„Das gleiche so ungefähr wie die
Frauenliga, Chef.“ Das war nun doch zuviel für Fisby. Er wollte von keiner Liga
mehr etwas wissen und war darum fest entschlossen, diese neue Liga zu
ignorieren.
Sakini fuhr indessen unbekümmert fort:
„Die Männerliga soll...“
Fisby aber winkte mit der Hand ab.
„Erzähl mir das ein andermal“, sagte er und wandte sich zum Gehen. Auf dem Wege
zur Kommandantur begegnete ihm „Goldblume“. Als sie zu ihm herüberblickte,
grüßte er sie freundlich. Schließlich war ja doch nicht jedes Mädchen die
berühmteste Geisha von Naha oder gar von Okinawa. —
8
Als Fisby auf die Kommandantur kam,
meldete ihm sein knurrender Magen, daß es Zeit zum Frühstücken sei. Mißmutig
untersuchte er die in einer Ecke des Raumes aufgestapelten Rationen, um zu
sehen, was es zu essen gäbe. Da fanden sich nur C- und K-Rationen. Beim
Herumwühlen aber entdeckte er schließlich zwei Büchsen Sardinen, die ihm
persönlich gehörten, schob sie jedoch beiseite, da er sich nie viel aus
Sardinen zum Frühstück gemacht hatte.
Schließlich entschloß er sich zu
Rührei mit Schinken. Er stellte die Büchse auf den Tisch. Das sollte heute ein
Schlemmermahl werden. Aber dazu paßte — so fand er — keineswegs der übliche
Nescafé. Aus seinem Brotbeutel holte er eine Büchse hervor, öffnete sie und
lächelte verklärt, als er den köstlichen Duft einsog. Nicht besser als mit
einer Tasse wirklichen Kaffees ließ sich der Tag beginnen.
Kaum hatte er seine mehr als schlichte
Filterkanne zum Kochen aufgesetzt und sich behaglich in seinen Stuhl
zurückgelehnt, als Sakini, von dem dicken Hokkaido gefolgt, die Kommandantur
betrat.
Wie immer trug Hokkaido seine kurzen
Hosen, die ihm kaum über die krummen Knie reichten, außerdem aber eine weiße
Jacke.
„Woher hat er denn diese weiße Jacke?“
fragte Fisby erstaunt.
„Ach, die gehört dem Bürgermeister, Chef.
Als wir ihn zum Präsidenten der Männerliga gemacht haben,
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