Die Gelbe Maske Kommissar Morry
heraufbeschwören?" unterbrach Claire.
„Ich schreibe Ihnen postlagernd", sagte Sutton. „Auf diese Weise erfahren Sie, wo ich jeweils zu erreichen bin."
„Erwarten Sie wirklich, daß ich diese Briefe abholen und beantworten werde?"
„Ja, das erwarte ich."
„Tun Sie doch, was Sie wollen!" sagte Claire ärgerlich. Sie blickte auf die Uhr. „Warum bin ich nur hier herausgekommen? Warum habe ich den Auftrag überhaupt angenommen? Ich hätte wissen sollen, daß sich damit eine Menge Ärger verbindet!"
„Jetzt tun Sie mir Unrecht, Claire", sagte Sutton, scheinbar verletzt.
Claire blickte ihn an. „Sie wollen mir Briefe schreiben. Sie wollen mir Ihre Adresse mitteilen. Ist Ihnen klar, welche Gefahren sich damit für Sie verbinden?"
„Gefahren?"
„Ja! Wenn der Mörder davon erfährt, was Sie Vorhaben, wird es ihn keine Mühe kosten, einen der Briefe zu entwenden. Er wird dann wissen, wo er Sie suchen muß."
„Der Mörder! Zum Teufel mit ihm! Er ist schließlich kein Hellseher. Wie sollte er herausfinden, daß ich an Sie schreibe? Niemand wird und darf es wissen. Selbstverständlich muß ich Sie bitten, nicht darüber zu sprechen und meine Briefe nach der Lektüre zu zerreißen."
„Sie legen es nur darauf an, mich an sich zu ketten! Sie wollen erreichen, daß ich gleichsam Ihre Komplicin werde."
Claire schwieg, da das Geräusch eines näherkommenden Wagens hörbar wurde. Auf dem schmalen, ausgefahrenen Pfad, der die Bucht mit der etwa zwei Meilen entfernten Landstraße verband, erschien ein großer Kombiwagen.
„Da sind sie endlich", meinte Sutton. „Die werden Augen machen."
„Wissen die Leute, daß Sie bedroht sind?"
„Nein. Sagen Sie bitte niemand etwas davon."
Der Wagen machte vor der Hütte halt und drei noch ziemlich junge Männer stiegen aus. Zwei davon trugen Sporthemden und Blue Jeans, der dritte war mit einem verknitterten Sommeranzug bekleidet. Der Mann mit dem Anzug näherte sich Sutton und Claire. „Das ist Briskin", stellte Sutton den jungen Mann vor. „Mein Werbefachmann."
Briskin lächelte Claire in die Augen. „Ich glaube, das ist ein wundervoller Tag, um ein paar gute Aufnahmen zu schießen", meinte er.
„Da Sie gerade vom Schießen sprechen", sagte Sutton und wies mit dem Daumen auf die Hütte. „Da drin liegt ein Toter. Er wurde erschossen."
Briskin starrte seinen Chef an. „Ein Toter?"
Sutton nickte. „Sie müssen sofort einen Ihrer Assistenten mit dem Wagen nach Apron Town schicken, um den Sheriff und Detektivleutnant Cheerwater zu holen."
„Geht in Ordnung. Wer ist der Tote?“
„John Myers."
Briskin pfiff durch die Zähne. „Na, da findet das Rätsel endlich seine Aufklärung."
„Das kann man erst sagen, wenn man den Mörder hat", meinte Sutton.
„Ja, natürlich " Briskin wandte sich ab und ging zu den beiden jungen Männern, die sich inzwischen daran gemacht hatten, die Kamera- und Stativkoffer auszupacken. Claire sah, wie die jungen Leute ziemlich verblüffte und erschreckte Gesichter machten. Dann sprang einer von ihnen, offensichtlich der jüngste, in den Wagen und fuhr mit hoher Geschwindigkeit davon.
Briskin kam zurück. „Da wird wohl heute nichts mit den Aufnahmen?" fragte er.
„Nein", sagte Sutton. „Es wäre ein wenig pietätlos, wenn wir an diesem Ort und zu dieser Zeit mit der Arbeit begännen. Holen Sie es in den nächsten Tagen nach."
„Ich hätte mit dem Wagen zurück in den Ort fahren sollen", meinte Claire.
„Sie müssen bleiben", sagte Sutton. „Schließlich wird man Sie als Zeugin benötigen."
„Als Zeugin?"
„Na ja, Sie waren doch dabei, als ich die geöffnete Tür entdeckte und den Toten fand."
Claire blickte ihn an. „Was ist, wenn man Sie wegen dieser Geschichte von Ihrer geplanten Reise zurückhalten wird?"
Sutton starrte Claire an. „Verdammt", murmelte er. „Daran habe ich gar nicht gedacht." Er wandte sich an Briskin. „Lassen Sie uns bitte allein."
Briskin errötete. Er wandte sich schweigend ab und ging zu seinem Kollegen.
„Warum haben Sie das getan?" fragte Claire. „Was soll er jetzt denken?"
„Es ist mir ziemlich einerlei, was er denkt", meinte Sutton. „Man kann mir doch wegen dieser lächerlichen Zeugenaussage nicht verbieten, die Reise anzutreten! Oder glauben Sie, daß der Mörder diese Entwicklung vorausgesehen und bewußt in Szene gesetzt hat? Will er auf diese Weise meine Flucht verhindern?"
„Ich weiß es nicht."
Sutton winkte ab. „Ach was! Die paar Angaben, die ich zu machen
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