Die Gelbe Maske Kommissar Morry
Er bemerkte, daß sie ihn beobachtete, und meinte: „Es ist nicht gerade ein angenehmes Gefühl, wenn man entdeckt, daß man auf der schwarzen Liste eines Mörders steht. Es war schlimm genug, von ihm angerufen zu werden, aber es ist weit schlimmer, den Beweis zu finden, daß mit dem Burschen nicht zu spaßen ist."
„Sie sind sicher, daß es sich bei dem Toten um Myers handelt?" fragte Claire zögernd.
„Ganz sicher!"
„Konnten Sie sehen, auf welche Weise er ums Leben gekommen ist?"
„Er wurde erschossen."
Claire blickte Sutton an. „Der Mörder muß doch ein Motiv haben!"
„Wahrscheinlich ist er der Auffassung, eins zu haben, aber ich habe nicht die geringste Ahnung, worum es sich dabei handeln könnte. Zwischen Myers und mir bestehen weder private noch geschäftliche Bindungen. Mir ist deshalb völlig schleierhaft, was den Mörder zu seinem Vorgehen bewegt. Es ist zwar ziemlich simpel, zu sagen, daß er verrückt sein muß, doch das ist im Augenblick die einzige Erklärung, die ich habe."
„Es muß noch etwas anderes dahinter stecken!"
„Schon möglich, aber wenn das zutreffen sollte, habe ich davon keine Kenntnis." Er
schaute Claire an. „Lassen Sie uns den toten Myers einen Augenblick lang vergessen. Was mich betrifft, so habe ich die Mittel, um mich noch heute aus der unmittelbaren Gefahrenzone abzusetzen; meine Frau sieht ein, daß es die beste Lösung ist. Ich werde, wie ich Ihnen schon gestern sagte, für einige Zeit verreisen, untertauchen. Wenn es sein muß, für viele Monate. Es ist klar, daß ich dabei nicht allein sein möchte. Der Gedanke, Sie nicht in meiner Nähe zu haben, bringt mich um. Ich frage Sie zum letzten Male, Claire: werden Sie mit mir kommen?“
„Nein!"
„Bedauerlich", seufzte Sutton. „Ich hielt Sie für klüger. Es wäre Ihr Schade nicht gewesen."
„Hören Sie endlich auf damit."
„Nein, ich höre nicht auf. Ich liebe Sie, Claire, und man kämpft um die Frau, die man liebt. Mir ist im Leben nichts geschenkt worden. Ich wäre nicht der erfolgreiche Mann, der ich bin, wenn ich nicht konsequent darum gekämpft hätte, die gesteckten Ziele zu erreichen."
„Sie vergessen immer wieder, daß ich gebunden bin. Ich habe einen Mann!"
„Derek Cheerwater mag auf seine Weise ein tüchtiger und sogar sympathischer Bursche sein, aber er wird Ihnen niemals das Leben bieten können, das Sie verdienen!"
„Welches Leben verdiene ich denn nach Ihrer Ansicht?" fragte Claire spöttisch. „Das einer Mätresse? Meinen Sie, es sei erstrebenswert, als Ihre Geliebte zu gelten? Vielen Dank für das Angebot! Sie werden begreifen, daß ich es ablehne."
Sutton machte eine ärgerliche Handbewegung. „Sie wollen mich nicht verstehen."
„Ich verstehe Sie ganz gut! Gerade, weil das der Fall ist, lehne ich ab."
Sutton straffte sich. „Ich bin bereit, Sie zu heiraten, Claire."
Die junge Frau starrte ihn an. „Wollen Sie sich der Bigamie schuldig machen?"
„Unsinn, natürlich würde ich mich von meiner Frau scheiden lassen."
„Wäre sie dazu denn bereit?"
„Nicht ohne weiteres. Aber ich würde sie schon in irgendeiner Weise abfinden." Er holte tief Luft. „Spüren Sie endlich, wie ernst es mir ist?"
„Ach was", meinte Claire ärgerlich. „Das alles sagen Sie nur aus taktischen Erwägungen. Es gehört zu Ihrem Versuch, mich umzustimmen."
„Wenn Sie wollen, gehen wir zu einem Anwalt und arbeiten einen Vertrag aus. Der Vertrag würde Sie in die Lage versetzen, mich bei Nichteinhaltung des Ihnen gegebenen Wortes auf Schadenersatz zu verklagen. Wir können sogar die Summe festlegen. Eine Million, wenn Sie wollen. Ist das ein Angebot?“
„Ich verstehe nichts von juristischen Dingen; bestimmt würde ich dabei reinfallen."
„Nehmen Sie sich ebenfalls einen Anwalt."
„Vielen Dank, nein! Es ist schon verrückt, überhaupt darüber zu sprechen. Schließlich ist Derek auch noch da, oder haben Sie ihn vergessen?"
„Natürlich müßten auch Sie sich scheiden lassen."
„Derek würde nie einwilligen."
„Liebt er Sie?"
„Ja."
„Dann muß er Sie freigeben, dann muß er tun, was Ihrem Glück dient."
„Sie sind wirklich nicht unbescheiden", spöttelte Claire. „Sind Sie denn so fest davon überzeugt, daß Sie mich glücklich machen könnten?"
„Ja, das bin ich. Ich verlange nicht, daß Sie sich jetzt entschließen, Claire. Überlegen Sie sich meinen Vorschlag. Denken Sie in Ruhe darüber nach. Ich werde Ihnen schreiben."
„Um Himmels willen, wollen Sie einen Skandal
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