Die Gelbe Maske Kommissar Morry
liegt bei Ihnen, wie Sie meine Worte auffassen."
Derek lächelte matt. „Ich hätte nicht übel Lust, Ihnen einen Haken zu verpassen."
Sutton riß die Augen auf. „Einen . . . was bitte?"
„Einen Haken . . . oder auch zwei", sagte Derek. „Niemand könnte oder würde mich deshalb zur Rede stellen. Jeder Mann hat nämlich das Recht, seine Ehre zu verteidigen. Sie wissen, was ich damit meine?"
Um Suttons Lippen zuckte es. „Gehen Sie jetzt, bitte!"
„Keine Angst, ich gehe schon. Weshalb sollte ich mir an Ihnen die Hände beschmutzen? Auf Wiedersehen, Mr. Sutton!"
*
Louis Ward war ein dicker, rotgesichtiger Mann mit Hängebacken und hoffnungslosen grauen Augen. Er saß auf der Terrasse seines alten, baufälligen Holzhauses und atmete laut und asthmatisch durch den Mund. Jeder in der Straße wußte, daß er nur noch wenige Monate zu leben hatte. Neben ihm, auf einem Tisch, standen eine Whiskyflasche und ein Sodasyphon.
Er hob das von winzigen Schweißperlen übersäte teigige Gesicht, als Derek die Terrasse betrat.
„Hallo, Leutnant", sagte er mit seiner schleppenden, gequält klingenden Stimme. „Seit wann haben Sie Krankenbesuche in Ihren Dienstplan einbezogen?"
„Seit heute", meinte Derek. Er hielt eine Zeitung in der Hand und fächelte sich damit frische Luft zu. „Wie geht es Ihnen?"
„Miserabel", erwiderte Ward und wies mit der Hand auf den Whisky. „Das Zeug ist Gift für mich. Aber wenn man weiß, daß man dieser verdammten Welt bald Adieu sagen muß, kann man sich den Luxus der Enthaltsamkeit nicht mehr leisten."
Derek betrachtete die Flasche. „Jack Daniels!" sagte er. „Teure Marke..."
„Na, und? Für mich ist das Beste gerade noch gut genug, Leutnant."
„Sind Sie plötzlich zu Geld gekommen?"
„Wollen Sie sich nicht setzen?"
„Vielen Dank." Derek nahm auf einem alten, wackligen Stuhl Platz. Er wiederholte seine Frage. „Sind Sie plötzlich zu Geld gekommen?"
„Hm, ich hab' ein bißchen was geerbt,"
„Ich wußte gar nicht, daß Sie noch Verwandte haben!"
Ward blickte Derek an. „Was soll das, zum Teufel? Sie wissen doch, wie es um mich steht! Warum quälen Sie mich, Leutnant? Es ist schließlich ganz unwichtig, woher ich das Geld habe. Sie können sicher sein, daß es nicht gestohlen ist!"
Derek nickte. „Ich mache Ihnen ja keine Vorwürfe, Louis. Mir ist völlig klar, daß das Geld von Sutton stammt."
„Hat er es Ihnen gesagt?"
„Ich hab' es mir zusammen gereimt."
„Er hat mich verpflichtet, nicht darüber zu sprechen!" meinte Ward mit verbissen wirkendem Gesicht.
„Ist Ihnen eigentlich klar, was auf dem Spiel steht?" fragte Derek.
„Keine Ahnung!"
„Sie wissen doch, was in der Stadt los ist?"
„Sie sprechen von den Morden?"
„Genau; heute hat es Fred Spinster erwischt!"
Ward glotzte Derek an. „Fred Spinster? Lebte er denn überhaupt noch?"
„Bis heute . . . ja!"
„Ich habe ihn seit über zehn Jahren nicht gesehen." Ward schluckte. Er starrte noch immer in Dereks Augen. „Sie wollen sagen, daß er ermordet wurde?"
Derek nickte.
Ward griff mit zitternder Hand nach dem Whiskyglas. Als er es zum Munde führte, verschüttete er einen Teil der Flüssigkeit. Er nahm einen Schluck und behielt das Glas in der Hand.
„Sie wissen, warum er sterben mußte, Louis", sagte Derek mit ruhiger Stimme.
„Ich weiß nichts!" erwiderte Ward rasch.
„Sie wissen oder ahnen alles, aber Sutton hat Ihnen verboten, darüber zu sprechen. Aus irgendeinem Grunde ist er nicht mehr an Leib rund Leben gefährdet. Er fürchtet nur noch den Skandal. Darum hat er Sie bestochen und Bender aus der Stadt geschickt."
Ward blickte Derek zornig an. „Warum sagen Sie das mir? Weshalb gehen Sie nicht zu Sutton? Holen Sie sich doch bei ihm die Auskünfte, die Sie brauchen!"
„Das habe ich versucht."
„Ich kann Ihnen nicht mehr sagen als Sutton. Ich darf nicht."
„Wollen Sie, daß die Mordserie fortgesetzt wird?"
„Sie ist zu Ende", erklärte Ward.
Derek runzelte die Augenbrauen. „An Ihrer Stelle wäre ich nicht so sicher."
Ward grinste lustlos, „Ach, Sie denken, es könnte auch mich noch erwischen? Keine Angst, der Mörder hat mit mir gesprochen. Er weiß, daß ich nur noch wenige Monate zu leben habe. Deshalb brauche ich nichts von ihm zu befürchten. "
„Das hat er Ihnen gesagt?"
„So ist es."
„Wer ist der Mann?"
„Sie können nicht erwarten, daß ich ihn verpfeife. Mich hat er geschont."
„Er hat Ihre Freunde umgebracht!"
„Myers, Rimey und
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