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Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Titel: Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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beschützen würde. Mit fester Stimme begann sie zu sprechen. Sie spulte alle Floskeln ab, zu denen Psychologiebücher Eltern bei einer Trennung raten. Papa hat Maman lieb, Maman hat Papa lieb, Papa und Maman haben Hortense und Zoé lieb, aber Papa und Maman können nicht mehr länger zusammenwohnen, darum trennen sie sich. Aber Papa wird Hortense und Zoé immer lieb haben, und er wird immer für sie da sein. Immer. Sie hatte das Gefühl, von Menschen zu sprechen, die sie gar nicht kannte.
    »Wenn ihr mich fragt, ist er gar nicht so weit weg«, sagte Hortense mit leiser, spitzer Stimme. »Was für ein Abstieg. Er muss ja total durcheinander sein und nicht mehr wissen, wie’s weitergehen soll!«
    Sie seufzte, legte missmutig das Kartoffelstäbchen zurück, in das sie gerade hatte beißen wollen, sah ihre Mutter an und fügte hinzu: »Arme Maman, was hast du denn jetzt vor?«
    Joséphine fühlte sich erbärmlich, aber dieses Zeichen des Mitgefühls von ihrer älteren Tochter tat ihr gut. Sie wünschte sich, Hortense würde immer weiterreden und sie trösten, doch dann riss sie
sich zusammen. Es war an ihr, das Mädchen zu umarmen. Sie streckte einen Arm nach ihr aus, und Hortense streichelte über den Tisch hinweg ihre Hand.
    »Arme Maman, arme Maman …«, seufzte sie.
    »Ihr habt euch doch nicht gestritten, oder?«, fragte Zoé mit angsterfülltem Blick.
    »Nein, Liebes, wir haben diese Entscheidung wie zwei vernünftige erwachsene Menschen getroffen. Papa ist sehr traurig, weil Papa euch sehr, sehr lieb hat. Es ist nicht seine Schuld, weißt du … Wenn du größer bist, wirst du verstehen, dass man im Leben nicht immer das tun kann, was man möchte. Manchmal entscheidet man nicht selbst, sondern die Dinge passieren einfach. In der letzten Zeit sind Papa viele unangenehme Dinge passiert, und darum hat er beschlossen wegzugehen, um auf andere Gedanken zu kommen. Damit wir nicht unter seinen Stimmungsschwankungen leiden müssen. Wenn er eine neue Arbeit gefunden hat, wird er euch erklären, was er durchgemacht hat …«
    »Und dann kommt er auch wieder zurück, Maman? Ja?«
    »Red keinen Blödsinn, Zoé«, fuhr Hortense ihr über den Mund. »Papa ist weg. Schluss. Aus. Ende. Und er kommt auch nicht mehr zurück, wenn du mich fragst. Ich verstehe ihn nicht … Wegen diesem billigen Flittchen!«
    Den letzten Satz hatte sie voller Abscheu ausgespien, und Joséphine erkannte, dass Hortense Bescheid wusste. Sie wusste von der Affäre ihres Vaters. Wahrscheinlich schon viel länger als sie selbst. Sie wollte mit ihr darüber reden, zögerte jedoch, solange Zoé noch in der Küche war.
    »Blöd ist nur, dass wir jetzt richtig arm sein werden … Ich hoffe bloß, er schickt uns etwas Geld. Das muss er doch, oder?«
    »Ach, Hortense … Darüber haben wir noch nicht geredet.«
    Sie verstummte. Zoé sollte nicht hören, was jetzt kam.
    »Geh ins Bad und putz dir die Nase, Schatz, und dann wäschst du dir die Augen«, sagte sie zu Zoé, während sie sie von ihrem Schoß hob und in Richtung Tür schob.
    Schniefend und mit schleppendem Schritt ging Zoé hinaus.
    »Woher weißt du das?«, fragte Joséphine Hortense.
    »Woher weiß ich was?«
    »Das mit dieser … dieser Frau.«
    »Ich bitte dich, Maman. Das ganze Viertel weiß Bescheid! Es war mir ja schon peinlich für dich! Die ganze Zeit hab ich mich gefragt, wie du es schaffst, nichts zu bemerken …«
    »Ich wusste es, aber ich habe die Augen davor verschlossen …«
    Das war gelogen. Sie hatte erst am Tag zuvor davon erfahren. Ihre Nachbarin Shirley hatte es ihr erzählt, und sie hatte das Gleiche gesagt wie ihre Tochter: »Verdammt, Joséphine, mach die Augen auf! Der Kerl betrügt dich nach Strich und Faden, und du lässt es dir einfach gefallen! Wach endlich auf! Sogar die Bäckerin muss sich ein Lächeln verkneifen, wenn sie dir dein Baguette gibt!«
    »Wer hat es dir gesagt?«, beharrte Joséphine.
    Hortenses Blick traf sie mitten ins Mark. Es war der kalte, verächtliche Blick einer Frau, die Bescheid weiß, auf die, die nichts weiß, der Blick einer erfahrenen Frau auf die naive, dumme Gans.
    »Ach, Maman, mach doch die Augen auf. Siehst du nicht, wie du rumläufst? Deine Kleider? Deine Frisur? Du lässt dich völlig gehen. Kein Wunder, dass er sich ’ne andere gesucht hat! Es wird höchste Zeit, dass du aus dem Mittelalter rauskommst und anfängst, in der Gegenwart zu leben.«
    Die gleiche Stimme, die gleiche herablassende Ironie, die gleichen Argumente wie

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