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Die gelehrige Schuelerin

Die gelehrige Schuelerin

Titel: Die gelehrige Schuelerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ira Miller
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abfärbte. »Aber erwarte dir bitte nicht allzu viel. Lass uns nur ein wenig Zeit dort zusammen verbringen. Außerhalb der Schule. Wir müssen sehr, sehr vorsichtig sein.« Was tat ich?
    »Hol mich am Morgen ab, so um acht. Ich stehe an der Ecke Northgate, Woods. Dort wohnt Clara. Ich werde die Nacht bei ihr verbringen. Niemand wird uns sehen.«
    »Okay.«
    Es war so einfach, ja zu sagen.
    Als ich am Samstagmorgen um die Ecke der Northgate bog, verfluchte ich den Nebel und das nasse Wetter. Ich brauchte nicht jeden Tag Sonnenschein, aber ich wollte, dass besondere Augenblicke im hellen Sonnenlicht erstrahlten.
    Einige ruhelose Nächte hatte ich damit verbracht, mich mit den harten Tatsachen auseinander zu setzen, aber morgens hatte ich alle unangenehmen Gedanken tief in die Schubladen meiner Seele gesteckt. Das stärkere Gefühl, dass ich Annie nicht missbrauchen würde, behielt die Oberhand. Vermutlich musste ich gar nichts tun. Nachdem ich ein paar Tage mit Annie zusammengewesen sein würde, würde ich sicher entdecken, dass sie doch zu jung für mich wäre.
    Ich bog in den Woods Drive ein. Annie wartete schon auf mich. Ich sah mich vorsichtig um. Häuser, Fenster, vorbeifahrende Autos. Dann schaute ich, ob irgendwelche Fußgänger uns vielleicht beobachteten. Ein kleiner Nebel, der die Konturen etwas verschwimmen ließ, war gar nicht so schlecht. Ich fuhr etwas langsamer und öffnete die Beifahrertür meines Toyota. Der Wagen blieb nicht ganz stehen, als Annie hereinsprang, so als wären wir auf der Flucht nach einem verübten Bankraub.
    Sie lachte. »Nervös?«
    »Nein.« Meine Handflächen waren nass vor Schweiß.
    Um die Hauptstraße zu vermeiden, fuhr ich auf Nebenwegen aus Dillistown heraus. Erst als ich die große, vierspurige Autobahn, den Highway 18, erreicht hatte, erst als ich den Wagen auf 80 Stundenkilometer beschleunigen konnte und den fünften Gang einlegte, konnte ich mich entspannen. Ich drehte mich zu Annie um und nahm ihre Anwesenheit zum erstenmal richtig wahr. »Guten Morgen.«
    Sie lachte wieder mit der überraschenden Selbstsicherheit, die mir schon nach dem Basketballspiel aufgefallen war.
    »Wenn du möchtest, können wir ja so tun, als ob wir eine Exkursion machen würden«, sagte sie.
    Ich musste auch lachen, obwohl ich mich gar nicht so wohl fühlte. Annie war doch etwas stärker als ich. Was hatte sie auch schließlich zu verlieren?
    Ich konzentrierte mich auf die Straße. Lastwagen fuhren in entgegengesetzter Richtung an uns vorbei und schüttelten das kleinere Auto im Windkanal. Ich begann, mich mit der Landschaft eins zu fühlen, den Rhythmus ihrer Szenerie in mich aufzunehmen. Der Highway verlief stur geradeaus. Um uns herum waren symmetrisch angelegte Felder, Landhäuser, in gerader Linie gepflanzte Bäume, wilde Wiesen und ab und zu mal ein Flüsschen. Der Wechsel zwischen Getreidefeldern und Wiesen, der unterschiedliche Anblick von Farmen und Waldgebiet ließen das Land erscheinen, als wäre es aus vielen verschiedenfarbigen Flicken zusammengeschustert. Der weite Blick gab mir das Gefühl von Freiheit. In solchen Augenblicken hatte ich das Bedürfnis, den Wagen irgendwo zu parken und so lange über die Felder zu rennen, bis ich umfiel.
    Wieder sah ich Annie an. Sie schwieg (dachte sie an mich?) und starrte aus dem Fenster. Unter ihrer oft geflickten Armeehose trug sie Turnschuhe und Tennissocken. Darüber ein ausgeleierter, grauer Pullover und eine abgetragene, inzwischen weich aussehende Lederjacke, so ähnlich wie die von Motorrad fahrenden Polizisten, nur, dass diese wie ein Mantel geschnitten war. Ihr Haar hatte sie hinten mit einem langen Schal zusammengebunden. Unter ihrer Lederjacke konnte ich ihre Brüste erkennen, die sich in dem weichen Pulloverstoff abzeichneten. Sie trug keinen BH. Annie strahlte eine gesunde, natürliche Vitalität aus – sie schien kraftvoll.
    Ich mochte Frauen, die stärker waren als ich, aber ich wusste nicht so recht, wie ich mit ihnen umgehen sollte.
    »Komisch, nicht wahr?«, fragte ich.
    »Was?«
    »Na, das Ganze hier.«
    »Ja.«
    »Was erwartest du?«
    »Nichts.«
    Ich war überrascht. Offenbar hatte ich etwas erwartet wie
wundervolle Liebe, ein Abenteuer, Geheimnisse.
    »Ich habe es gelernt, nie etwas zu erwarten, bevor es geschehen ist.«
    Was war nur aus
»Ich glaube, ich möchte mit dir schlafen«
geworden?
    »Um ehrlich zu sein, auf der einen Seite finde ich dich attraktiv. Ich mag die Art, wie du aus der Menge hervorstichst.

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