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Die Gelehrten der Scheibenwelt

Die Gelehrten der Scheibenwelt

Titel: Die Gelehrten der Scheibenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Textverarbeitungsprogramm und für eine Tabellenkalkulation anschaut, sieht man, daß sie unglaublich viel gemeinsam haben – Routinen zum Auslesen der Tastatur, zur Ausgabe auf dem Bildschirm, zur Suche nach einer bestimmten Zeichenkette, zum Einstellen von Kursivschrift, zur Reaktion auf einen Mausklick … Aber das heißt nicht, der einzige Unterschied zwischen einer Textverarbeitung und einer Tabellenkalkulation bestehe in den verhältnismäßig wenigen abweichenden Programmteilen.
    Da die Evolution Veränderungen in der DNS einschließt, können wir die Größe dieser Unterschiede benutzen, um abzuschätzen, seit wann sich verschiedene Affenarten getrennt entwickeln. Diese Methode wurde 1973 von Charles Sibley und Jon Ahlquist eingeführt, und obwohl sie mit Vorsicht zu interpretieren ist, funktioniert sie im vorliegenden Fall gut.
    Eine passende Zeiteinheit für derlei Diskussionen ist der ›Großvater‹, den wir als einen Zeitraum von 50 Jahren definieren. Das ist ein gutes menschliches Zeitmaß, etwa der Altersunterschied zwischen einem Kind und dem Großvater, der »Als ich jung war …« sagt und ein Gefühl von Geschichte vermittelt. In diesem Sinn lebte Christus vor 40 Großvätern, und die Babylonier liegen etwa 100 Großväter zurück. Das sind nicht besonders viele Opas, die die geschriebene Geschichte hindurch Erinnerungen wie »… als ich ein Junge war, hat’s diese neumodische Keilschrift nicht gegeben …« und »… mir hat Bronze allemal ausgereicht« weitergeben. Die menschliche Zeit reicht nicht sehr tief. Wir haben es einfach nur geschafft, eine Menge hineinzupacken.
    DNA-Studien zeigen, daß sich die beiden Schimpansenarten vor etwa 60 000 Großvätern getrennt haben – vor drei Millionen Jahren. Menschen und Schimpansen zweigten 80 000 Großväter früher voneinander ab – so daß uns eine Kette von nur 140 000 Großvätern mit unserem schimpansenähnlichen Vorfahren verbindet. Der zugleich – diese Anmerkung wollen wir nicht versäumen – der menschenähnliche Vorfahre eines heutigen Schimpansen ist. Menschen und Gorillas trennten sich vor 200 000 Großvätern, Menschen und Orang-Utans vor 300 000. Also steht uns von diesen Tieren der Schimpanse am nächsten und der Orang-Utan am fernsten. Diese Schlußfolgerung wird auch vom körperlichen Aussehen und vom Verhalten bestätigt. Bonobos sind wirklich scharf auf Sex.
    Wem diese Zeiten für alle diese notwendigen evolutionären Veränderungen zu kurz erscheinen, der möge zweierlei bedenken: erstens, daß sie unter Verwendung einer realistischen Mutationsrate für DNS abgeschätzt wurden, zweitens, daß nach Nilsson und Pelger sich ein komplettes Auge in gerade eben 8000 Großvätern entwickeln kann – und viele verschiedene Veränderungen konnten und mußten sich parallel entwickeln.
    Das erstaunlichste am Menschen ist die Größe seines Gehirns: im Verhältnis zum Körpergewicht größer als bei jedem anderen Tier. In frappierendem Maße größer. Eine ins einzelne gehende Geschichte, was uns zum Menschen macht, muß außerordentlich verwickelt sein, doch es ist klar, daß große, leistungsstarke Gehirne die Haupterfindung waren, die alles erst ermöglichten. Also müssen wir jetzt über zwei auf der Hand liegende Fragen nachdenken: »Warum haben wir große Gehirne entwickelt?« und »Wie haben wir große Gehirne entwickelt?«
    Die Standardtheorie befaßt sich mit dem ›Warum‹. Sie geht davon aus, daß wir uns in der Savanne entwickelten, umgeben von vielen Großraubtieren – Löwen, Leoparden, Hyänen – und ohne besonders viel Deckung. Wir mußten schlau werden, um zu überleben. Rincewind würde sofort eine Schwachstelle in dieser Theorie sehen: »Wenn wir so schlau waren, warum sind wir dann in der Savanne geblieben, umgeben von vielen Großraubtieren?« Doch wie gesagt, das paßt zu den Fossilbelegen. Die unorthodoxe Theorie befaßt sich mit dem ›Wie‹. Große Gehirne brauchen viele Hirnzellen, und viele Hirnzellen brauchen eine Menge Chemikalien namens ›essentielle Fettsäuren‹. Diese müssen wir mit der Nahrung aufnehmen – wir können sie nicht aus einfacheren Bestandteilen erzeugen –, und in der Savanne sind sie knapp. Wie aber Michael Crawford und David Marsh 1991 dargelegt haben, sind sie reichlich in Nahrung aus dem Meer vorhanden.
    Neun Jahre zuvor hatte Elaine Morgan die Theorie Alistair Hardys vom ›Wasseraffen‹ weiterentwickelt: Wir haben uns nicht in der Savanne entwickelt, sondern am

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