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Die Gelehrten der Scheibenwelt

Die Gelehrten der Scheibenwelt

Titel: Die Gelehrten der Scheibenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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sich die Klippen an. Nun, auch auf der Scheibenwelt starben Lebensformen aus, allerdings auf eine … vernünftige Weise. Es gab Überflutungen, Brände und natürlich Helden. Helden waren genau das richtige Mittel, wenn eine bestimmte Spezies zu zahlreich wurde. Wie dem auch sei: Wenigstens geschah so etwas nicht, ohne daß sich jemand Gedanken machte.
    Die Klippen bestanden aus einer Aufeinanderfolge von horizontalen Linien. Sie präsentierten frühere Oberflächen, und auf einigen von ihnen hatte Rincewind sogar gestanden. In vielen davon steckten die Knochen uralter Wesen, von einem Vorgang in Stein verwandelt, den Rincewind nicht kannte und dem er mißtraute. Das Leben war irgendwie aus dem Boden dieser Welt gekommen, und später kehrte es dorthin zurück. Es gab ganze Gesteinsschichten, die aus früherem Leben bestanden, aus Millionen von kleinen Skeletten. Angesichts eines so enormen Naturwunders konnte man nur über die gewaltige Kluft der Zeit staunen – oder nach jemandem suchen, der Beschwerden entgegennahm.
    In halber Höhe lösten sich Steine aus der Klippenwand. Einige kleine Beine zappelten, und dann kam die Truhe zum Vorschein. Sie rutschte in die Tiefe, umgeben von Geröll, landete schließlich auf ihrer Klappe.
    Rincewind beobachtete ihre Bemühungen eine Zeitlang, seufzte dann und half ihr dabei, die richtige Seite nach oben zu bringen. Manche Dinge änderten sich nie.

ZWEIUNDVIERZIG
    Anthill inside*
[* Zu deutsch ›Ameisenhaufen innen‹ – was freilich nicht mehr so ähnlich wie ›Intel inside‹ klingt, der Reklameslogan für jene Computer-Prozessoren. – Anm. d. Übers.]
    Sie wissen, was mit den Affen passieren wird – sie werden sich in uns verwandeln. Aber warum lassen wir sie in der Brandung spielen? Weil es Spaß macht? Ja … aber was bedeutsamer ist, weil der Strand eine Hauptrolle in einer der beiden wichtigsten Theorien spielt, wie unsere äffischen Vorfahren zu großen Gehirnen gekommen sind. Die andere, orthodoxere läßt die Evolution des großen Gehirns in der afrikanischen Savanne stattfinden, und wir wissen, daß manche von unseren Vorfahren in der Savanne lebten, weil wir Fossilien gefunden haben. Leider sind Meeresstrände kein geeigneter Ort für die Entstehung von Fossilien. Man findet sie oft dort, doch das liegt daran, daß sie abgelagert wurden, als die Gegend überhaupt kein Meeresstrand war, und das Meer in der Folgezeit die Felsen erodierte, bis die Fossilien zum Vorschein kamen. Solange es keine direkten Beweise dieser Art gibt, muß sich die Theorie von den Affen in der Brandung mit Platz zwei begnügen … Aber sie erklärt unsere Gehirne wirklich sehr schön, während die Savannen-Theorie der Frage eher ausweicht.
    Unsere nächsten lebenden Verwandten sind zwei Schimpansenarten: der übliche ausgelassene ›Zoo‹-Schimpanse Pan troglodytes und sein schlankerer Vetter, der Bonobo (oder Zwergschimpanse) Pan paniscus. Bonobos leben in sehr unzugänglichen Teilen von Zaire und wurden erst 1929 als eigenständige Schimpansenart erkannt. Wir können die vergangene Evolutionsgeschichte der Menschenaffen bis zu einem gewissen Grad erschließen, indem wir ihre DNS-Sequenzen vergleichen. Die menschliche DNS unterschiedet sich von der DNS beider Schimpansenarten um gerade eben 1,6 %; wir haben also zu 98,4 % die gleichen DNS-Sequenzen wie sie. (Es ist interessant, sich zu überlegen, wie wohl die Leute im viktorianischen Zeitalter darauf reagiert hätten.) Die beiden Schimpansenarten haben DNS, die sich nur um 0,7 % unterscheidet. Gorillas unterscheiden sich von uns wie auch von beiden Schimpansenarten um 2,3 %. Für Orang-Utans beträgt der Unterschied zu uns 3,6 %.
    Dieser Unterschied mag klein erscheinen, aber man kann unglaublich viel in einen kleinen Prozentsatz eines Affengenoms hineinpacken. Ein Großteil dessen, was wir gemeinsam haben, besteht zweifellos aus Unterprogrammen, die Grundeigenschaften des Körperbaus von Wirbel- und Säugetieren organisieren, uns sagen, was man braucht, um ein Affe zu sein, und was mit den Dingen anzustellen ist, die wir alle haben – wie Haare, Finger, innere Organe, Blut … Es ist eine falsche Vorstellung, alles, was uns zum Menschen statt zum Schimpansen macht, müsse in jenen 1,6 % ›besonderer‹ DNS liegen – aber so funktioniert DNS nicht. Zum Beispiel können manche von den Genen in jenen 1,6 % des Genoms die anderen 98,4 % auf völlig neue Weise organisieren. Wenn man sich den Computercode für ein

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