Die Geliebte des griechischen Reeders
hat.â
Der harte Ausdruck in seinen Augen verriet Lindy, dass diese Erfahrungen ihn immer noch wütend machten. âAls Herausforderung? Inwiefern?â
âEin reicher Mann ist eine überaus verlockende Zielscheibe im Vaterschaftskarussellâ, erwiderte er zynisch. âNur gut, dass es heutzutage DNA-Tests gibt, mit denen bewiesen werden konnte, dass ich als Vater der Kinder nicht infrage kam. Wäre ich nicht in der Lage gewesen, es zu beweisen, hätte ich jahrelang für den Unterhalt dieser Frauen und ihrer Kinder aufkommen müssen.â
âVerständlich, dass du unter solchen Umständen kein Kind willstâ, sagte Lindy leise.
âIch will nur ein Kind, wenn ich verheiratet bin.â
Diese Erklärung war für sie wie ein zweiter Schlag ins Gesicht. Nachdem er ihr erklärt hatte, mit ihr kein Kind zu wollen, lieà er sie auf diese Weise wissen, dass er nicht daran dachte, sie zu heiraten. Hatte sie insgeheim gehofft, seine Frau zu werden? Erschauernd rückte Lindy von Atreus ab. Auf einmal fühlte sie sich in seinen Armen keineswegs mehr sicher und geborgen.
âWie soll die Frau sein, die du heiraten willst?â, fragte sie vorsichtig. Nachdem sie schon so weit gegangen war, wollte sie nun auch den Rest wissen.
Er riskierte einen Blick auf ihre bleichen, enttäuschten Züge. âIch finde, wir sollten dieses Gespräch nicht fortsetzen.â
âHör mal, Atreus, ich bin sicher, dass du über deine Zukunft längst gründlich nachgedacht hast und genau weiÃt, was du willstâ, erwiderte Lindy so entschlossen, wie sie es sich nie zugetraut hätte. âUnd ich finde, zu dieser Frage bin ich berechtigt, nachdem wir nun schon so lange zusammen sind.â
Verärgert, weil sie das Thema überhaupt zur Sprache gebracht hatte und es ihm nicht gelungen war, sie davon abzubringen, erwiderte Atreus: âWenn ich heirate, dann nur eine wohlhabende Frau aus meinen Kreisen.â
Mit der Bemerkung hätte er sie nicht tiefer verletzen und demütigen können. Erst jetzt wurde Lindy bewusst, wie weit sie in ihren Träumen bereits gegangen war. Sie hatte nie auch nur die geringste Chance gehabt, Atreusâ Frau zu werden, musste sie schmerzlich einsehen. Weder mit Reichtum noch mit gesellschaftlichem Rang konnte sie Atreus beeindrucken, somit würde sie immer nur eine flüchtige Geliebte bleiben, die sich seinen Bedingungen unterordnete.
Blitzschnell glitt Lindy aus dem Bett und begann eiligst, sich anzukleiden.
Im Geist hörte sie Bens hämische Vorhersage, Atreusâ Antwort würde ihr nicht gefallen. Er hatte recht behalten. Atreus liebte sie nicht. Empfand er überhaupt etwas für sie? Für ihn war sie nicht einmal etwas Besonderes, in seinen Augen blieb sie ein fleiÃiges, aber armes Kind der Arbeiterklasse, die Tochter ungebildeter Leute â diesen Makel würde sie für ihn nie loswerden.
âLindy, was ist los?â, fragte Atreus gereizt.
âNichtsâ, erwiderte sie kühl. âAber ich finde, du hättest schon seit Monaten ehrlicher mit mir sein müssen. Ich hatte keine Ahnung, dass unsere Beziehung nur in eine Sackgasse führt.â
âWieso Sackgasse?â widersprach Atreus ungeduldig. âSchlieÃlich habe ich es nicht eilig zu heiraten.â
âUnd ein grässlicher Snob bist du obendrein!â, hielt Lindy ihm verächtlich vor. âIch habe weder Geld noch eine noble Ahnentafel vorzuweisen, deshalb hast du mich von Anfang an nicht ernst genommen.â
Atreusâ bronzefarbene Haut, die sich über den breiten, kraftvollen Schultern spannte, hob sich seltsam unwirklich gegen das weiÃe Bettzeug ab. âWarum hätte ich dich ernst nehmen sollen?â, unterbrach er sie kalt. âWir hatten viel Spaà miteinander, mit Snobismus hatte das nichts zu tun. Im Gegenteil, dass wir so verschieden sind, machte unsere Beziehung erst so reizvoll und unterhaltsam.â
âIch finde sie im Moment alles andere als unterhaltsam.â Lindy presste die Lippen zusammen, um einen Rest Würde zu bewahren. Sie befürchtete, im Zorn etwas zu sagen, das ihr später leidtun würde.
Dennoch war sie am Boden zerstört. Der Mann, den sie liebte, hatte ihr gerade klargemacht, dass er einfach nur Spaà mit ihr haben wollte, während ihre Gefühle für ihn so viel tiefer und stärker waren. Er fand sie unterhaltsam, weil er die
Weitere Kostenlose Bücher