Die Geliebte des griechischen Reeders
sehrâ, versicherte Atreus ihr. âSo lange wie mit dir habe ich es noch bei keiner Frau ausgehalten.â
Doch Lindy sah die für ihn so erstaunlich dauerhafte Affäre in einem ganz anderen Licht. Nie hatte sie Atreus mit Liebesschwüren bedrängt. Sie hatte ihn einfach vergöttert, bewundert und eigentlich nur für ihn gelebt. Erwartet oder gar verlangt hatte sie nichts von ihm. Wieso sollte er aus so einem bequemen Arrangement ausbrechen?
Er behauptete, sie zu schätzen, und beteuerte, sie sei wichtig für ihn. Aber waren das nicht nur ganz unverbindliche, vorsichtige Formulierungen, mit denen er ihr nichts Ernstes oder Dauerhaftes in Aussicht stellte? Atreus Dionides hatte sehr klare Vorstellungen von ihrem Stellenwert, ihrem Platz in seinem Leben. Mehr als eine Geliebte war sie für ihn nie gewesen. Es war kindisch und vermessen von ihr, je gehofft zu haben, ihm wirklich etwas zu bedeuten.
Nachdem die Tür hinter Lindy ins Schloss gefallen war, stieà Atreus eine Verwünschung aus. Was war nur auf einmal in sie gefahren? Er hätte schwören können, sie in- und auswendig zu kennen, doch nun verhielt sie sich so seltsam. Er verstand ihr Verhalten einfach nicht. Wieso war sie auf einmal so wütend auf ihn? Und was sollten die verflixten Fragen aus heiterem Himmel? Steckte Ben Halliwell hinter ihrem unverständlichen plötzlichen Sinneswandel?
Aufgebracht fuhr Atreus sich mit den Fingern durch das zerzauste Haar. Lindys Verhalten überraschte ihn, und dabei lieà er sich normalerweise nicht so schnell aus der Ruhe bringen. Warum setzte sie alles aufs Spiel?
Wie die Dinge zwischen ihnen standen, war doch alles bestens. Was war denn so schlimm daran, seine Geliebte zu sein? Unzählige Frauen hatten alles darangesetzt, um es bei ihm so weit zu bringen. Dumme Diskussionen um Stellenwert und Zukunft hatte es zwischen ihm und Lindy bisher nie gegeben. Kein einziges Mal hatte sie versucht, ihn auf dieses Thema anzusprechen. Warum auch? Er wusste, dass er sie glücklich machte, und war stolz darauf.
Und umgekehrt galt das Gleiche. Lindy machte ihn ebenso glücklich. Wenn er arbeiten musste, hatte sie nie etwas dagegen einzuwenden. Dann zog sie sich einfach zurück, meistens ins Tierheim, wo sie sich stundenlang beschäftigte. Oft sehnte er sich dann sogar nach ihr.
Mit ihr zusammen zu sein war wunderbar und so herrlich unkompliziert. Lindy war stolz darauf, unabhängig zu sein. Sie kam auch ohne ihn bestens zurecht. Und wie fabelhaft und selbstverständlich sie sich seiner Zeiteinteilung angepasst hatte!
Aber das gab ihr noch kein Recht, lachhafte Forderungen zu stellen und ihm seine GroÃzügigkeit auch noch vorzuhalten. Dieses Fehlverhalten würde er ihr nie verzeihen. Hatte sie allen Ernstes geglaubt, er werde sie heiraten und eine Familie mit ihr gründen? Als wäre er irgendjemand und nicht Atreus Dionides, einer der reichsten Männer der Welt mit griechischen Vorfahren, deren Ahnentafel über Jahrhunderte zurückreichte.
War er wirklich so ein Snob? Immerhin war er im Fall einer Heirat seiner Familie verpflichtet, die bestimmte Dinge von ihm erwartete. Die Scheidung und die zweite Ehe seines Vaters und dessen nachfolgender lockerer Lebenswandel hatten der Familie Dionides laufend Ãrger und Sorgen beschert.
Notgedrungen hatte die Familie sich dann wieder zusammenraufen müssen. Aber nicht seinem ernüchterten Vater und seiner schwachen Mutter, sondern seinem Onkel und seiner Tante war schlieÃlich die Aufgabe zugefallen, ihn, Atreus, aufzuziehen. Ein verantwortungsbewusster Mann heiratete nun einmal nicht unter seinem Stand.
Atreus war wütend auf Lindy, und dass sie gegangen war, frustrierte ihn. Eigentlich hatte er von Anfang an gewusst, dass sie die Spielregeln ihrer Liebelei nicht kannte. Das machte sie verletzlich. Er durfte nicht länger die Augen vor den Tatsachen verschlieÃen: Der Zeitpunkt, sie gehen zu lassen und ihre Affäre zu beenden, war erreicht.
In ihrem ganzen Leben war Lindy noch nie so aufgelöst und verstört gewesen wie an diesem Abend. Ohne eine Träne zu vergieÃen, war sie erhobenen Hauptes mit den Hunden zu Fuà zum Torhaus zurückgekehrt. Dort wäre sie vor Zorn und Empörung fast explodiert. Doch ebenso wütend wie auf Atreus war sie auf sich selbst. Warum, zum Teufel, hatte sie sich überhaupt mit ihm eingelassen?
Später konnte sie nicht schlafen und warf sich
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