Die Geliebte des griechischen Reeders
vorn nicht mehr schlieÃen.
Atreus brachte sie ins Gästezimmer nebenan.
Dort weinte Lindy sich im kalten Bett stumm in den Schlaf. Atreusâ Art von Humor nervte sie. Im Grunde wollte er sie gar nicht heiraten! Sie fühlte sich dick und plump und rundherum abstoÃend.
Wenn das Baby geboren war, würde es Augenblicke der Nähe wie eben nicht mehr geben. Nach der Geburt ihres Sohnes würden sie sehr viel distanzierter miteinander umgehen. Atreus war ungeahnt verantwortungsbewusst und zuverlässig. Seit er wusste, dass sie schwanger war, hatte er sich erstaunlich rücksichtsvoll und umsichtig gezeigt, sie auf jede erdenkliche Weise unterstützt.
Doch bereits jetzt sorgte Lindy sich, wie sie sich um das Neugeborene kümmern würden. Musste sie sich dann daran gewöhnen, Atreus den Kleinen zu bestimmten Zeiten zu überlassen?
Später am Morgen brachte Atreus ihr ein einladend gedecktes Frühstückstablett ans Bett. Als er eintrat, gestand sie sich zufrieden ein, dass es ihr gefiel, so schamlos verwöhnt zu werden.
âIch weiÃ, das Baby kommt erst in einigen Wochen, aber vor der Geburt würde ich dich gern meiner Familie vorstellenâ, erklärte er ihr und blieb am FuÃende des Bettes stehen. Er trug einen eleganten Anzug, und wieder einmal musste sie zugeben, dass er ein toller Mann war.
Schnell wandte Lindy den Blick ab, damit er nicht sah, was in ihr vorging. Es überraschte sie, dass er sie seiner Familie vorstellen wollte. Gleichzeitig grauste ihr davor, sich mit ihrer unförmigen Gestalt dem Dionides-Clan präsentieren zu müssen.
âIch glaube nicht, dass ich in diesem Zustand fliegen darf â¦â
âIm Privatjetâ, unterbrach er sie sanft.
Ihr fiel keine glaubwürdige Ausrede ein. Wenn Atreus sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, war er nicht zu halten.
âUnd wenn unterwegs die Wehen einsetzen?â, versuchte sie, ihn von der Reise abzubringen.
âIn Athen haben wir genug Ãrzte, die für jeden Notfall gerüstet sindâ, versprach er ihr fürsorglich.
9. KAPITEL
Während des Fluges erkundigte Lindy sich nach Atreusâ Familie in Griechenland.
âSeit dem Tod meines GroÃvaters sind mein Onkel Patras und seine Frau Irina die wichtigsten Menschen in meinen Leben. Als ich sieben war, haben sie mich bei sich aufgenommenâ, erzählte er mit einer Lässigkeit, die zweifellos aufgesetzt war.
âIch hatte keine Ahnung, dass deine Eltern gestorben sind, als du noch ein Kind warst.â
âSo war es nicht. Meine Mutter war die zweite Frau meines Vaters, sie war heroinsüchtig, und mein Vater wurde mit ihr und dem Kind nicht fertig. Bis das Sozialamt sich einschaltete, hatte ich nur selten die Schule besucht. SchlieÃlich griff die Familie meines Vaters ein. Patras und Irina übernahmen es, mich aufzuziehen. Ihre eigenen Kinder waren schon erwachsen, da dürfte es ein erhebliches Opfer für sie gewesen sein, einen Siebenjährigen aufzunehmen.â
âHeroinsüchtig?â Entsetzt blickte Lindy ihn an. Sie wäre gar nicht auf die Idee gekommen, Atreus könnte eine schwere Kindheit gehabt haben.
âMeine Mutter vergnügte sich als Malermodell und war berüchtigt für ihr ausschweifendes Leben in Künstlerkreisen. Ehe mein Vater ihr begegnete, war er ein treuer Ehemann und ehrbarer Geschäftsmann. Ihretwegen hat er seine erste Frau verlassen und schlieÃlich sogar Dionides Shipping aufgegeben. Gearbeitet hat er danach nicht mehr, er lebte von seinem Treuhandfondsâ, fuhr Atreus kühl fort.
âMeine Mutter und er waren einfach zu verschieden, die Ehe zerbrach.â Verächtlich verzog er die Lippen. âIch kann mich kaum noch an sie erinnern, nur an schreckliche Auseinandersetzungen und daran, dass das Haus immer voll lärmender Fremder war, die Tag und Nacht kamen und gingen.â
âEs muss deinen Vater viel Kraft gekostet haben, zu deiner Mutter zu stehen. Immerhin hatte er für sie alles aufgegeben. Vermutlich hat er versucht, das Beste aus der Situation zu machen.â
âMeine Familie sah das andersâ, bemerkte Atreus trocken.
Taktvoll behielt Lindy für sich, dass ihr der Standpunkt der Familie bereits durch die Art klar wurde, wie er davon gesprochen hatte.
âMein Vater hat alle enttäuscht und im Stich gelassen, die von ihm abhängig waren: seine erste Frau, die Familie, sein Kind und unsere
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