Die Geliebte des griechischen Reeders
Mitarbeiter bei Dionides Shipping.â
âIst er gestorben?â
âSchon vor zehn Jahren, bei einem Autounfall, nachdem meine Mutter durch eine Ãberdosis Rauschgift ums Leben gekommen war. Letztlich war er ein schwacher, selbstsüchtiger Mensch. Er lebte im Ausland und hat nie versucht, mich noch einmal zu sehen.â
Lindy fühlte mit Atreus. Nur zu gut konnte sie sich vorstellen, wie sehr diese Gleichgültigkeit den kleinen Jungen getroffen haben musste. Sie begriff, dass er gelernt hatte, sich seiner Eltern zu schämen â eine grausame Bürde für ein Kind, die es auch als Erwachsener nicht hatte abwerfen können.
Nun verstand sie, warum er sich vorgenommen hatte, nur eine Frau aus seinen Kreisen heiraten zu wollen. Umso erstaunlicher, dass er sie, Lindy, nun trotz allem gebeten hatte, ihn zu heiraten. Auf einmal sah sie Atreus und seinen Antrag in einem ganz neuen Licht.
In einem eleganten braunen Kleid mit farblich abgestimmtem Blazer betrat Lindy an Atreusâ Seite die Villa der Familie Dionides, einen eindrucksvollen Landsitz auÃerhalb Athens.
âEhe ich dich meinen Verwandten vorstelle, sollte ich dich warnen. Sie sind ziemlich schockiert, dass wir nicht einmal verlobt, geschweige denn verheiratet sind. Ich habe ihnen geraten, mit der Zeit zu gehen. Aber eigentlich bezweifle ich, dass sie sich meinen Rat zu Herzen genommen habenâ, sagte Atreus.
Lindy stöhnte auf. âEin toller Zeitpunkt, mich deiner Familie vorzustellen! Wenn du mir das eher erzählt hättest, wäre ich gar nicht erst aus dem Jet gestiegen.â
âIch bin das Familienoberhaupt und stehe zu dir. Im Ãbrigen haben alle ausgezeichnete Manieren, und niemand wird unhöflich zu dir seinâ, versuchte Atreus, ihr Mut zu machen.
Doch obwohl er recht behalten sollte, empfand Lindy jeden Moment mit der Familie als schrecklich.
Im Salon der Villa herrschte Grabesstille, die zur zurückhaltenden Stimmung des Familienaufgebots passte, das sie zur BegrüÃung erwartete. Etwa fünfzehn Personen hatten sich in dem groÃen Raum hinter geschlossenen Jalousien versammelt.
Trotz der Hitze im Freien herrschte eine eisige, abweisende Atmosphäre, besonders Patras und Irina Dionides hätten auf Lindy nicht kälter wirken können. Schnell wandten sie den Blick von ihrem prallen Bauch ab, mit keinem Wort wurde auch nur erwähnt, dass ein Baby unterwegs war.
Wohl vor allem deshalb verspürte Lindy ein unangenehmes Ziehen im Bauch, aber sie wagte nicht, darüber zu sprechen. Während sie dasaà und versuchte, sich möglichst wenig zu bewegen, wurden die Schmerzen unerträglich.
Sie versuchte, vorsichtig zu atmen, rechnete blitzschnell nach und fragte sich, ob sie einfach nur Angst hatte. Nicht auszudenken, wenn gerade jetzt die Wehen begannen. Als sie die Anspannung nicht mehr aushielt und bei einem besonders heftigen Krampf leise aufstöhnte, wandte Atreus sich ihr besorgt zu.
âIch glaube, die Wehen haben eingesetztâ, flüsterte Lindy ihm so leise wie möglich zu.
Seine Reaktion auf ihre Enthüllung war alles andere als unauffällig. Mitten im Gespräch sprang er auf, riss sein Handy heraus, tippte eine Nummer ein und telefonierte aufgeregt auf Griechisch. Betroffenes Schweigen legte sich über die Runde und breitete sich im Raum aus. Währenddessen versuchte Lindy verzweifelt, ruhig zu bleiben und sich mit der Ãberlegung zu trösten, dass der Beginn ihrer Wehen bei der Familie einen nachhaltigeren Eindruck hinterlassen dürfte als Krista Perris.
âEin Glück, dass ich für alle Fälle ein Zimmer in einer Geburtenklinik bestellt habeâ, erklärte Atreus ihr zufrieden, hob sie kurz entschlossen hoch und trug sie aus dem Haus. Vor dem Eingang wartete bereits der Chauffeur mit einer Limousine. âSobald wir dort ankommen, steht der Chefarzt mit seinen Mitarbeitern bereit, um sich deiner anzunehmen, agapi mou .â
Sein schnelles, umsichtiges Handeln beeindruckte Lindy, und ihre Panik legte sich etwas. âDu bist wirklich ein Krisenmanager, Atreusâ, brachte sie zwischen zwei Wehen hervor.
Die Geburt ihres Sohnes verlief längst nicht so reibungslos wie erwartet. Die Wehen dauerten Stunden, Lindy wurde immer erschöpfter und schwächer, bis der Herzmonitor des Babys anzeigte, dass etwas nicht in Ordnung war. In Windeseile bereiteten die Ãrzte alles für einen Kaiserschnitt vor.
Doch
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