Die Geliebte des italienischen Millionaers
nicht auf den ersten Blick. Dennoch konnte auch die unvorteilhafteste Kleidung ihre natürliche Schönheit nicht verbergen. Ihre Haut schimmerte wie Seide. Er betrachtete ihr schönes, perfekt wirkendes Profil, die zarten, schmalen Hände und die schlanken Beine. Plötzlich stieg heftige Erregung in ihm auf. Ärgerlich darüber, dass er sich nicht besser beherrschen konnte, ballte er die Hände zu Fäusten.
Damals hatte er sie für liebevoll, unverdorben und völlig loyal gehalten. Ihre Herzlichkeit und Bescheidenheit hatten ihn begeistert, und ihre Aufrichtigkeit und Freundlichkeit hatten ihn beeindruckt, denn er selbst war eher ein Zyniker. Falschheit war ihr fremd gewesen. Er war davon überzeugt gewesen, seine Ehe würde im Gegensatz zu so vielen anderen Verbindungen nicht scheitern. Zu versagen war ihm ein Gräuel. Deshalb hatte er sich nicht leichtfertig in die Ehe gestürzt, sondern es sich gut überlegt. Doch Vivien hatte es nicht verdient gehabt, seinen Ring zu tragen.
Er lächelte spöttisch und wandte sich ab. Innerhalb weniger Sekunden hatte er die Kontrolle über sich und seine Empfindungen zurückgewonnen. Weshalb hatte er eigentlich die für ihn so wichtige Sitzung unterbrochen? Wahrscheinlich aus Höflichkeit, gab er sich selbst die Antwort und entschloss sich, in das Sitzungszimmer zurückzugehen. Immerhin hatte er Vivien nicht gebeten, zu ihm zu kommen.
Ihre Reaktion auf Jasmine Baileys Geständnis war typisch für sie. Lucca hätte sich denken können, dass sie sogleich kommen würde. Er kannte Vivien gut. Obwohl sie äußerlich sehr ruhig und beherrscht wirkte, konnte sie sehr impulsiv und emotional sein. Und sie war blind für die zweifelhaften und unredlichen Motive anderer. Gegen Manipulation und Berechnung war sie wehrlos. Sie wollte in jedem Menschen nur das Gute sehen.
Lucca war es egal, ob sie ihre Meinung über ihn geändert hatte oder nicht. Er wollte nicht mit ihr reden, und er hielt ihren überraschenden Besuch für eine spontane Entscheidung, die sie wahrscheinlich später bereuen würde. Wenn die Medien Wind davon bekamen, dass sie hier war, würden bald die Paparazzi in Scharen vor der Tür stehen. Er straffte die Schultern und ging zurück in das Sitzungszimmer.
Vivien ahnte nicht, dass Lucca sie beobachtet hatte, und setzte sich. Dass die Leute, die an ihr vorbeieilten, sie so ungeniert musterten, war ihr unangenehm. Im Zug hatte sie versucht, Lucca im Büro zu erreichen, aber man hatte sie nicht mit ihm verbunden. Er sei in einer Besprechung und dürfe nicht gestört werden, hatte man ihr gesagt. Seine private Handynummer hatte sie nicht mehr, sie hatte sich geändert. Am Empfang hatte man ihr erklärt, er sei sehr beschäftigt. Deshalb machte sie sich auf eine lange Wartezeit gefasst und tröstete sich mit dem Gedanken, dass Lucca im Haus und nicht auf Geschäftsreise im Ausland war.
Um fünf Uhr beendete Lucca die Sitzung und bat einen Mitarbeiter, Vivien in sein Büro zu führen. Nachdem sie drei Stunden gewartet hatte, war ihre Hoffnung gesunken, noch mit ihm reden zu können. Umso erleichterter war sie jetzt, dass man sie doch noch zu ihm führte. Bei der Vorstellung, Lucca nach so langer Zeit wiederzusehen, waren ihre Nerven zum Zerreißen gespannt. Sie wusste nicht, was sie sagen und wie sie die Kluft, die sich zwischen ihnen aufgetan hatte, überwinden sollte.
Unsicher und verwirrt betrat sie sein Büro.
Lucca stand mitten im Raum und schien ihn ganz auszufüllen. Mit der Größe von einssechsundachtzig und seinem muskulösen Körper war er ein außergewöhnlich gut aussehender Mann mit charismatischer Ausstrahlung. Sein Anblick raubte Vivien beinah den Atem. Sie bekam Herzklopfen, und ihr wurde der Mund trocken. Als sie Lucca in die dunklen Augen sah, durchdrang sie so etwas wie ein Stromstoß. Dass sie noch immer so heftig auf ihn reagierte, fand sie beschämend.
"So", begann er schließlich, und beim Klang seiner tiefen Stimme überlief es Vivien heiß, "was führt dich zu mir?"
2. Kapitel
Vivien blickte Lucca bestürzt an. "Du weißt doch sicher, warum ich hier bin", erklärte sie.
Er zog eine Augenbraue hoch. "Woher soll ich das wissen?"
"Du hast mir die Zeitung geschickt", erinnerte sie ihn angespannt. Sie kam sich ziemlich ungeschickt vor.
Lucca hob abwehrend die Hand. "Und?"
Auf einmal war Vivien die Kehle wie zugeschnürt. "Natürlich bin ich sogleich hergekommen."
Er lachte leise und leicht belustigt. "Wieso natürlich? Wie kann dein
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