Die Geliebte des Piraten

Titel: Die Geliebte des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer

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kümmern.«
    »Mir geht es gut«, wehrte Roarke ab.
    Raiden verzog den Mund. »Nimm Mr Dysarts Kabine. Ich werde dich rufen, wenn es etwas Neues gibt. Oder wenn wir dich auf die Warrior zurückschaffen können.«
    Roarke nickte und schlug den Weg zur Kabine ein. Raiden sah ihm einen Moment stirnrunzelnd nach, ehe er den Blick wieder auf das blau leuchtende Meer richtete. Schon seit Jahren hatte er diese Gewässer nicht mehr befahren, er hatte es immer vorgezogen, die Beuteschiffe erst aufzubringen, wenn sie die Meerstraßen jenseits der malayischen Halbinsel passiert hatten. Sein Haus lag an der vom Dschungel bedeckten Küste Javas, und er wusste, dass es noch eine ganze Weile dauerte, bis er es wiedersehen würde. Bis er Willa, und so Gott wollte, auch Mason gefunden hatte und dorthin bringen würde. Er hoffte, dass sie einige von den Chinin-Phiolen mitgenommen hatte. Als sie noch an Bord gewesen war, hatte er sie dazu gezwungen, das Medikament einzunehmen. Es fehlte nur eine Phiole, und Raiden hoffte, dass Willa nicht krank geworden war.
    Der Monsun folgte ihnen, und der heiße Wind und der stete Regen packten praktisch jedes Schiff, das es wagte, die Meerengen zu durchfahren, um es auf den Meeresgrund zu schicken. Dies war der Hauptgrund, warum so viele von ihrer Jagd nach den Gewürzen nicht zurückgekehrt waren. Die Inseln waren überaus zahlreich, und es war schwer, sich in ihrem Gewirr zurechtzufinden. Konnte man die eine betreten, um wie ein König willkommen geheißen zu werden, stieß man auf der anderen auf Eingeborene, die so unberechenbar und tückisch waren, dass man nicht zu atmen wagte, während man auf den vergifteten Pfeil wartete, der einen ausgewachsenen Mann binnen Sekunden tötete.
    Oder man wurde lebendigen Leibes verspeist – als Hauptgang bei einem Leichenschmaus.
    Er war noch nicht einmal so alt gewesen wie Roarke jetzt, als er den Fehler gemacht hatte, zu einer dieser unberührten Inseln zu segeln. Was er erlitten hatte, war einer Verurteilung zum Tod gleichgekommen. Über ein Jahr hatte er in einer dreckigen Erdgrube dahinvegetiert, misshandelt und von der Sonne in seinem eigenen Saft gekocht. Wie einem wilden Tier hatte man ihm hin und wieder einen Brocken hingeworfen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er nicht gewusst, welch unchristliche Furcht einen Menschen packen konnte. O ja, sein Leben war bis dahin mit Erfahrungen angefüllt gewesen, die ihn dem Tod oder dem Verhungern nur knapp hatten entgehen lassen, aber nichts hatte ihn auf die Schrecken vorbereitet, denen er bei diesen Wilden ausgesetzt gewesen war. Aber es waren ihre Sitten und ihre Traditionen, die er nach seiner Befreiung gelernt hatte, und die jetzt, so hoffte er, Willa retten könnten.
    »Halt!«, gellte der Ruf des Mannes im Krähennest, und Raiden fuhr herum. Der Mann zeigte nach Osten. »Schiff leewärts, Captain!«
    Raiden lief zur Mitte des Schiffes und kletterte in die Wanten. Dann griff er nach einem Seil und schwang sich damit zum Besansegel. Dort schob er das Fernrohr auseinander und nahm das Schiff ins Visier.
    »Sie setzen den Union Jack! Volle Segel, Mr Perth. Wir wollen sie ein bisschen erschrecken, ehe wir ihr Hinterteil heraufklettern.«
    »Aye, aye, Cap’n«, rief Nealy und gab Befehl, das Leisegel zu setzen. Das zusätzliche Segel würde sie noch schneller machen. Der Wind füllte das Segeltuch mit einer heftigen Bö. »Fiert die Boleine!«
    Raiden packte die Leine und ließ sich an ihr herunter. Er kam hart auf dem Deck auf.
    »Sollen die Geschützpforten geöffnet werden, Sir?«, rief Perth, und Raiden schaute zurück.
    »Nein, aber alle sollen sich bereit machen! Besetzt jedes Geschütz. Aber auf keinen Fall feuern. Lady Eastwick könnte an Bord sein.«
    Raiden ging zum Vorderdeck und schaute durchs Fernrohr. Ein Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit.
    Die Persephone.
    Verdammt, also hatte Willa auch damit Recht gehabt!
    Sobald er auf der Persephone war, würde er alles, was er noch wissen wollte, aus Barkmon herauszuprügeln.
    Und danach würde er sich vielleicht als gnädig erweisen und ihn an die Haie verfüttern.
    Raiden ließ das Fernrohr sinken.
    Nein.
    Kein Gnade.
    Keine Erbarmen.

19
    Der Schwarze Engel. Gott steh uns bei, dachte Barkmon, als dieses unheilvolle Schreckgespenst des Bösen über die raue See auf sie zukam. Mit einer unvorstellbaren Geschwindigkeit.
    Der erste Angriff war aus der Dunkelheit gekommen, hatte zugeschlagen wie die Faust Gottes und die Decks mit unglaublicher