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Die Geliebte des Piraten

Die Geliebte des Piraten

Titel: Die Geliebte des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
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Präzision getroffen und zerstört. Der Mannschaft war dabei kein Haar gekrümmt worden, dennoch wünschte Barkmon sich, Gott würde ihn rechtzeitig zu sich holen, ehe die Piraten das Schiff enterten. Doch die Erlösung kam nicht. Stattdessen erfolgte der zweite Schlag. Die Wucht der Explosion zerriss den Kapitän, der gerade einen Befehl schrie, in zwei Teile, und wirbelte zwei seiner Offiziere in das ewige Vergessen. Ohne die führende Hand des Kapitäns würde die Crew sich ergeben. Ganz besonders jetzt, da sich die Männer des Schwesterschiffes wie die Feiglinge beim ersten Anzeichen von Schwierigkeiten davongemacht hatten – zur Hölle mit diesem jämmerlichen Haufen.
    Barkmon sah sich nach einer Fluchtmöglichkeit um, nach einem Platz, an dem er sich verstecken konnte, bis alles vorüber sein würde. Er verlor dadurch kostbare Zeit, denn schon lag das Piratenschiff längsseits, wirbelten die Enterhaken durch die Luft und hakten sich in der Reling der Persephone ein. Planken wurden von Schiff zu Schiff gelegt. Die Männer kamen fast lautlos, schwangen sich an Seilen herüber, liefen über die Planken, fielen wie ein Bienenschwarm über die Persephone her. Den Rücken eng gegen die Wand gedrückt, ging Barkmon Schritt um Schritt auf den Niedergang zu. Sollten diese Bastarde sich doch das verdammte Schiff nehmen.
    Eine Hand legte sich ihm auf die Schulter. Barkmon zuckte herum und stand dem größten, seltsam aussehendsten Mann gegenüber, dem er je begegnet war. Einem Mohren.
    »Mein Captain wünscht ein Wort mit Euch zu reden.«
    Barkmon starrte den dunkelhäutigen Mann an, dessen Schläfen und Brust von Tätowierungen übersät waren. Er hielt einen langen Krummsäbel in der Hand, der viel zu schwer schien, um ihn mit dieser Leichtigkeit zu schwingen. Der Mann bedeutete Barkmon, voranzugehen, und dieser leistete gehorsam Folge. Sie gelangten auf das von Trümmern übersäte Hauptdeck. Der Mohr schob ihn vor sich her. Barkmon stolperte und klammerte sich haltsuchend an der Reling fest. Seine Augen wurden groß und rund, als ein Mann sich mit einem Seil über das haiverseuchte Wasser schwang und mit einem eleganten Sprung genau vor ihm landete.
    Augenblicklich spürte er, dass der Mann ihm das Schwert ans Kinn setzte.
    Barkmon schluckte und verfluchte Gott dafür, dass er ihn nicht schon beim ersten Angriff hatte sterben lassen. Und er verfluchte sich selbst, weil er die Gefahr unterschätzt hatte, Piraten in die Hände zu fallen. Der Mann, der vor ihm stand, war von riesiger Statur und ganz in schwarzes Leder gekleidet, das Haar dunkel und ungebärdig – und er kam ihm bekannt vor. Ja, es war derselbe Mann, den er in Syriam gesehen hatte, der Mann, der Lady Eastwick gefangen hielt.
    »Wo ist sie?«
    Barkmon befeuchtete sich die Lippen. »Ich bin in das Kommen und Gehen von Lady Eastwick nicht eingeweiht.«
    Der Pirat neigte den Kopf, und auf dieses Zeichen hin liefen einige seiner Männer herbei. »Bringt mir das Logbuch. Und sucht jeden Zentimeter ab.« Er lächelte Barkmon spöttisch an. »Und nehmt mit, was euch in die Hände fällt.« Dann packte er Barkmon am Revers, zerrte ihn hoch. Sie starrten sich an. »Ich frage nur noch einmal – wo ist sie?«
    »Er – er wird mich umbringen, wenn ich etwas sage.«
    »Und ich werde Euch töten, wenn Ihr es nicht tut.« Sein Schwert ritzte Barkmons Kehle, der erst ein Brennen auf der Haut spürte und dann das Fließen von Blut. »Ich bin mit meiner Geduld am Ende, Engländer. Ist sie an Bord?«
    Barkmon schüttelte den Kopf. Beim Allmächtigen, Lord Eastwick würde ihn bis auf die Knochen tranchieren, wenn er irgendetwas verriet.
    »Redet, Barkmon, oder ich überlasse Euch dem Mohren.«
    Barkmons Blick glitt zu dem Tätowierten, dessen Mund sich zu einem drohenden Lächeln verzog, das Stunden der Qual versprach. Barkmon fühlte, wie seine Eingeweide sich vor Angst zusammenkrampften. Er wollte verflucht sein, wenn er für die Taten der Kreuzritter bezahlen würde, die vor fünfhundert Jahren in das Land dieses Mannes eingefallen waren. »Er hat etwas erwähnt«, begann Barkmon zögernd, denn er wusste, dass sein Leben verwirkt war, hatte er dieses Wort erst einmal ausgesprochen. »Er ist in Fort George. In dieser – alten Burg. Aber seine Frau habe ich nicht gesehen, das schwöre ich.«
    »Euer Schwur ist wertlos.« Die schwarzen Augen des Piraten, kalt und starr wie tote Seen, starrten ihn an. »Warum hat er sie dorthin gebracht?«
    »Er hat sie nicht hingebracht,

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