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Die Geliebte des Piraten

Die Geliebte des Piraten

Titel: Die Geliebte des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
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Vazeen, ohne seinen Turban und mit verfilzten Haaren, starrte Roarke stumm an; Riggs, Santosh und Cheston hielten die Köpfe gesenkt. Van Pool, der Holländer, sah geduldig und unschuldig drein, während Dobbs wie ein Kind schmollte. Die Art ihrer Behandlung war ein Beweis für Raidens Wut.
    »Würde es euch gefallen, aus diesem Loch herauszukommen?«, fragte Roarke in das Schweigen.
    Die Männer sahen ihn misstrauisch an.
    »Ich kann euch herausholen.«
    »Wenn wir was tun?«, wollte Cheston wissen und sah seine Mitgefangenen an.
    »Wenn ihr mir dabei helft, eine Meuterei anzuzetteln.«
    »Warum wollt Ihr das?« Vazeen wagte diese Frage, und seine Miene zeigte weder Zustimmung noch Ablehnung.
    »Ich bin es leid, im Schatten des Schwarzen Engels zu stehen.«
     
    Die Renegade segelte an der Südküste Sumatras entlang und durchfuhr die schmale Meerenge zwischen der Insel und Sunda, vorbei an der westlichen Spitze Javas. Britische Schiffe befuhren diese Route nie, denn die Engländer wussten kaum von ihrer Existenz, geschweige denn kannten sie sich mit deren Befahrbarkeit bei Ebbe oder dem felsigen Meeresboden aus. Raiden war diese Durchfahrt so vertraut wie seine Stimme. Er brachte das Schiff sicher durch die Passage und nahm Kurs auf die Straße von Makassar. Die See war wild, und die Fahrt entlang Borneos und der Nordküste Javas, vorbei an Bali, Lombok und Celebes dauerte Tage. Die Männer der Renegade hielten aufmerksam Ausschau nach den prahas der Eingeborenen, den schmalen, flachgehenden Booten, und nach den tonnenschweren großen Kriegskanus, die sie kora-kora nannten. Sie waren mit hundert Kriegern bemannt und schneller als jedes Schiff und wenn sie angriffen, geschah dies ohne Vorwarnung und mit tödlicher Genauigkeit.
    Raiden war einmal zu viel Zeuge eines solchen Massakers geworden, um jetzt sorglos zu sein. Je näher sie der Banda-See und den Gewürzinseln kamen, desto größer wurde auch die Gefahr. Frankreich führte Krieg gegen England. England griff jedes Schiff an, von dem man vermutete, es versuchte, ihr Handelsmonopol zu umgehen. Und wie die Maden, die sich an den Toten gütlich tun wollten, wimmelten überall holländische Schoner herum. Deren Treiben wurde von der holländischen Regierung keineswegs gutgeheißen, zumal seit dem Gemetzel von Ambon jeder gewarnt sein musste, sich zu weit in diese Gewässer vorzuwagen. Portugiesische Briggs und Galeonen passierten unbehelligt die Renegade, eines der Schiffe grüßte sie mit einem Salut als Verbeugung vor ihrem Mut. Denn jeder einigermaßen erfahrene Kapitän wusste, dass ihnen die größten Gefahren noch bevorstanden.
    Roarke blieb neben Raiden stehen und holte tief Luft. »Bei Gott, die Luft ist vom Duft der Gewürze geradezu geschwängert. Ich bin noch nie so nah an diesen Inseln gewesen.«
    »Und du wirst es auch nie wieder sein.«
    Roarke zog eine Augenbraue hoch, als er seinen Bruder indigniert ansah. »Wie bitte?«
    »Glaub mir, wenn ich dir sage, das dir hier mehr Gefahren drohen als du in einem einzigen Alptraum erleben kannst.«
    »Du hast Angst.«
    »Zu sterben, bevor ich es will, ja.« Er warf Roarke einen Blick zu. »Und du solltest auch Angst haben.«
    Roarke wippte auf den Fersen vor und zurück. »Du machst dir zu viele Sorgen«, erwiderte er.
    Raiden schnaubte. »Ich habe mir das Recht darauf verdient, glaube mir. Hundert Meilen von hier liegt Ceram« – er wies auf das blaue Wasser – »das Herz der Gewürzinseln. Dort wird nichts gehandelt, was in England oder in den Kolonien nicht das Zehnfache an Gewinn einbringen würde. Und von all diesen Inseln verfügt es als Einzige über einen natürlichen Tiefwasserhafen. Er liegt im Osten und besteht aus buchtenartige Einschnitten, die tief ins Landesinnere hineinführen. Ganze Flotten können sich darin verbergen.«
    Erstaunt zog Roarke die dunklen Augenbrauen hoch. »Ganze Flotten? Wie ist es möglich, dass sie nicht entdeckt werden?«
    »Der Dschungel, kleiner Bruder, ist dort so undurchdringlich, dass er mir mein Schwert einmal bis zur Nutzlosigkeit stumpf gemacht hat. Im Norden, nicht weit von Ceram entfernt, liegen Ternate und Tidor, eine Insel, die von Gewürznelken geradezu überquillt.«
    »Und Banda liegt südlich von uns.«
    »Es ist eine perfekte Festung, fast so perfekt wie mein Haus auf Java.« Raiden runzelte die Stirn, als er den Blutfleck auf Roarkes Schulter sah.
    »Ich hab mir die Stelle beim Klettern wieder aufgerissen.«
    »Balthasar soll sich darum

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