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Die Geliebte des Piraten

Die Geliebte des Piraten

Titel: Die Geliebte des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
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Sohn zu bekommen, warum dann hatte der Offizier versucht, sie zu töten? Wie hatte der Mann wissen können, dass sie dort sein würde? War er ihr dorthin gefolgt? Wollte der Offizier nicht, dass sie ihren Sohn fand? Und sollte es so gewesen sein, warum wollte er es nicht? Wie kam es, dass dieses Kind solche Bedeutung hatte? Wenn es geraubt und in die Sklaverei verkauft worden war, konnte es überall sein. Raiden hatte unendlich viel Zeit damit verbracht, nach verschollenen Crewmitgliedern zu suchen, ohne jeden Erfolg. Außerdem konnte er nicht ausschließen, dass Willa log, was den Jungen anbetraf. Doch das hielt er für unwahrscheinlich. Sie war nicht sehr geübt darin, ihre Gefühle zu verbergen. Der Ausdruck ihres Gesichts, als sie ihn um Hilfe für ihren Sohn angefleht hatte, stand Raiden wieder vor Augen, und müde ließ er sich auf ein Fässchen mit geraubter Muskatnuss nieder. Noch immer spürte er den stechenden Schmerz des Verlangens in seinen Lenden, und er wünschte sich, das Schiff läge vor Anker und er könnte in die kalte See springen, um dieser Folter ein Ende zu machen. Und er wünschte sich, er wäre Willa nie begegnet.
    »Gefällt es dir in deiner Kabine nicht mehr?«
    Raiden schaute zu Tristan, der die Leiter heruntergestiegen kam.
    »Nein, ich verstehe schon.« Tristan übersprang die letzten Sprossen und wirbelte eine goldschimmernde Wolke von Gewürzstaub auf, als er auf dem Boden landete. Er hielt sich die verletzte Seite.
    »Würde ich Gesellschaft haben wollen, wäre ich an Deck. Wie geht’s damit?« Raiden wies auf die Wunde, die inzwischen mehrere Tage alt war.
    »Es heilt langsam«, erwiderte Tristan, der andere Themen viel interessanter fand. »Deine Kabinengenossin macht dir Schwierigkeiten?«
    Raiden stieß einen schnaubenden Laut aus. Dass die Frau an Bord war, allein das war schon ein Problem. Dass er ihr einen Handel angeboten hatte, von dem er sicher gewesen war, sie würde niemals akzeptieren, war ein fataler Fehler gewesen. Und dass er ihr schließlich noch versprochen hatte, ihr Kind zu ihr zurückzubringen, war eine Unverzeihlichkeit. Raiden war zutiefst darüber beschämt, ihr dieses Versprechen wie eine reife Frucht unter die Nase gehalten zu haben. Was hatte er eigentlich erwartet? Dass sie für ihn auf ihr Kind verzichtete? Das war undenkbar. Und er allein trug die Schuld an diesem Durcheinander.
    Es war schlichtweg verwerflich, sie mit falschen Versprechungen zu ködern, und sein Rest von Ehre riet ihm, dass es jetzt am klügsten wäre, Informationen zu sammeln – und das so schnell wie möglich.
    »Wir haben ein Schiff ausgemacht.«
    Raidens Stirn furchte sich, und er schaute auf. »Welche Flagge?«
    »Keine, soweit wir es bis jetzt erkennen können.«
    »Haltet euch bereit – es könnte die Sea Warrior sein.« Das Schiff krängte plötzlich, und Raiden war gewarnt, dass sich ein Sturm zusammenbraute. Er schaute prüfend auf die Fässer, Kisten und Truhen, die alle an den Wänden fest vertäut waren, und stellte beruhigt fest, dass die Ladung nicht verrutschen und den Schiffsrumpf beschädigen konnte. Er stand auf und ging zur Leiter.
    Eine Stunde später war Raiden hoch oben in der Takelage, als er Willa an Deck kommen sah. Er sollte zornig sein, dass sie ohne seine Erlaubnis heraufgekommen war, doch sie trug das blaue Kleid und die Schuhe, die er für sie herausgelegt hatte, und wirkte in der Morgensonne und unter dem leicht dunstigen Himmel wie ein Frühlingshauch. Allein ihr Anblick ließ das Blut in seine Lenden strömen, und ein rascher Blick sagte ihm, dass seine Männer wohl ähnlich reagierten wie er. Willa hatte ihre wilde Haarmähne in aufgesteckte Zöpfe gebändigt und vermittelte das Bild unantastbarer Sittsamkeit. Doch Raiden wusste, dass dieser Eindruck trog.
    Jabari begleitete sie, und Willa beschirmte sich die Augen, als Tristan zu ihr trat. Sie sprachen kurz miteinander, ehe sie den Kopf hob und Raidens Blick auffing. Raiden spürte das Verlangen nach ihr wie ein Prickeln auf seiner Haut. Er konnte sie nicht mehr ansehen, ohne daran zu denken, wie überwältigend es gewesen war, sie in den Armen zu halten.
    Willa wandte den Blick ab. Ihr war zumute, als habe ihr ganzer Körper bei Raidens Anblick vor Erregung zu glühen begonnen. Unsinn. Sie hatte auch schon vorher halbnackte Männer gesehen, wie zum Beispiel die, die für ihren Vater gearbeitet hatten. Aber diesen Männern hatte sie niemals auch nur einen Bruchteil der Aufmerksamkeit geschenkt wie

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